Afrika realistisch darstellen - Konrad-Adenauer-Stiftung

wendet werden. Vorkoloniale zentralisierte politische Gebilde
können als ‚Reiche‘ oder ‚Königreiche‘ bezeichnet werden. Der
moderne europäische Staatsbegriff impliziert eine zentral gesteuerte,
territoriale bürokratische und militärische Organisation. Afrikanische
Gemeinwesen waren dagegen durch das Zusammenwirken
lokaler und überlokaler Institutionen charakterisiert.“ (Iv)
Das Thema → ;;Tribalismus“ wird im Kapitel zu politischen
Themen aufgegriffen, weil zu seinem Verständnis zwar der Begriff
„Stamm“ (engl. „tribe“, frz. „tribu“) abzuklären war und e-
benso der Begriff „Tribalismus“ an sich zu hinterfragen ist, die
Analogie zum Phänomen des „Rassismus“ (der existiert, obwohl
die Menschen so wenig in Rassen aufgeteilt werden können wie
Afrika in Stämme) aber bereits vermuten lässt, dass das vielleicht
nicht ausreicht.
„Ethnie“
Ganz geklärt wurde der Begriff durch das Vorangegangene zu →
„Stamm“ nicht. Die Fragen lauteten deshalb:
– Gab es vor der Kolonisation „Ethnien“/„ethnische Gruppen“ in
Afrika?
– Gibt es heute „Ethnien“/„ethnische Gruppen“ in Afrika?
– Gibt es „Ethnien“/„ethnische Gruppen" in Europa? (z.B. Balkan)
Zwei konträre Ansätze blieben in der Diskussion erhalten, sind
aber auf den zweiten Blick m. E. miteinander vereinbar.
„Vor der Kolonialzeit gab es Gruppen, die eine starke ethnische
Komponente hatten, d.h. in denen die gemeinsame Abstammung
eine wichtige Rolle spielte. Aber auch diese Gesellschaften waren
heterogen und fließend. Sie waren keine Ethnien. Zum Beispiel
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