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Afrika realistisch darstellen - Konrad-Adenauer-Stiftung

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– Welche Alternativen sind, abgesehen von den Eigenbezeichnungen,<br />

zu empfehlen? (besonders als Oberbegriffe)<br />

Die Fachgruppe sah den Begriff als eindeutig negativ konnotiert<br />

an. Bei den Alternativen bestand Uneinigkeit, ob „Chief“ zu empfehlen<br />

sei.<br />

„‘Häuptling‘ setzt sich zusammen aus dem Wortstamm ‚Haupt-‘<br />

und dem Suffix ‚-ling‘, dem sehr häufig die Funktion zukommt,<br />

die im Grundwort beschriebene Tätigkeit bzw. die damit bezeichnete<br />

Person abzuwerten (vgl. Eindringling, Emporkömmling,<br />

Feigling, Fremdling, Wüstling) 25 . In anderen Fällen wirkt er diminutiv,<br />

wie etwa bei Liebling oder Lehrling. Dem Wort ‚Häuptling‘<br />

hängt der Beigeschmack von Primitivität und Willkürherrschaft<br />

an. Bittet man Personen europäischer Herkunft, die Augen<br />

zu schließen, um sich einen ‚Häuptling‘ vorzustellen, sehen die<br />

meisten einen wenig bekleideten, wild geschmückten und bemalten<br />

Herrscher. Für den nordamerikanischen Kontext wurde er<br />

oftmals als allwissender, gütiger Weiser, der sein Volk nach alten<br />

– in Europa fremden – Richtlinien leitet, verklärt. Häuptlinge in<br />

<strong>Afrika</strong> werden oft mit Brutalität, Willkür und Ungebildetsein assoziiert.<br />

Hinzu kommt, dass durch den Begriff gesellschaftlichen<br />

Strukturen in <strong>Afrika</strong> Homogenität unterstellt wird: Wenn alle<br />

nicht-staatlichen Herrscher als ‚Häuptlinge‘ bezeichnet werden,<br />

dann müssen sich die so bezeichneten Gesellschaften auch strukturell<br />

ähneln. Da ‚Häuptling‘ nur männliche Herrscher bezeichnet<br />

und es kein weibliches Pendant gibt, findet sich hier auch eine<br />

25 Der Begriff „Flüchtling“ ist vielleicht deshalb heute kaum negativ konnotiert,<br />

weil es inzwischen die Kategorie „Asylant“ bzw. „Asylbewerber“<br />

gibt, womit oft „Scheinasylant“, „Wirtschaftsflüchtling“ u.ä. verbunden<br />

wird; so sind „Flüchtlinge“ zu Guten (politisch verfolgten oder<br />

vor Balkan-Kriegen geflüchteten Menschen), „Asylanten“ zu den<br />

schlechten Flüchtlingen geworden.<br />

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