Zollikon debattiert über Teilrevision der ... - Lokalinfo AG
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6 Küsnachter Nr. 20 16. Mai 2013<br />
SPORT<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Wenn du denkst, es geht nicht mehr ...<br />
Schwitzend, schnaufend und<br />
mit hochrotem Kopf liege<br />
ich auf einer Bank vor <strong>der</strong><br />
katholischen Kirche Herrliberg<br />
und frage mich, ob ich<br />
sterben muss. Um mich herum<br />
sind an<strong>der</strong>e schwitzende<br />
und schnaufende Menschen<br />
zugange, die dem neuen<br />
Fitness-Trend «Boot Camp»<br />
nachgehen.<br />
Philippa Schmidt<br />
Zwei Wochen zuvor hatte ich mit<br />
«Züri City Boot Camp»-Geschäftsführerin<br />
Carola Schoch telefoniert, um<br />
zu fragen, ob ich einen Erfahrungsbericht<br />
über ihr Boot Camp, das sie<br />
in Herrliberg, Küsnacht und <strong>der</strong><br />
Stadt Zürich anbietet, schreiben dürfe.<br />
Ich darf, doch als ich mich im Internet<br />
informierte, wird mir etwas<br />
flau in <strong>der</strong> Magengegend. «Ein Bootcamp<br />
ist ein Trainingslager für Rekruten,<br />
die dort eine Grundausbildung<br />
erhalten», so das Online-Lexikon Wikipedia,<br />
und auch <strong>der</strong> nächste Satz<br />
beruhigt mich nicht: «Umgangssprachlich<br />
bzw. in kritischer Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
werden auch bestimmte<br />
Einrichtungen zur (Um-)Erziehung<br />
von Straftätern ‹Bootcamps› genannt.»<br />
Vier bis fünf Minuten am Stück zu<br />
laufen, die Grundvoraussetzung für<br />
das Boot Camp, traue ich mir als Joggerin<br />
– wenn auch als gemütliche Gelegenheitsjoggerin<br />
– durchaus zu.<br />
Den Überblick über die zahlreichen<br />
Fitnessspielarten, die aktuell aus dem<br />
Boden spriessen habe ich allerdings<br />
schon längst verloren: Da gibt es<br />
Woyo, Zumba, Yogilates und jetzt<br />
eben auch noch das Boot Camp.<br />
Bereits die Aufwärmübungen sind beim Boot Camp – hier in Herrliberg – anstrengend.<br />
«You can be creative»<br />
Pünktlich um acht Uhr morgens stehe<br />
ich an besagtem Maitag in lockerer<br />
Laufkleidung und mit einer Banane<br />
gestärkt auf dem Parkplatz gegenüber<br />
dem Herrliberger Gemeindehaus.<br />
Eine Instruktorin in Tarnfarben<br />
und mit Kasernenhofton kann ich<br />
nirgends ausmachen. Vielmehr entdecke<br />
ich alsbald einige Menschen<br />
mittleren Alters – offensichtlich Freizeitsportler<br />
– die zusammenströmen.<br />
Ausser einem graumelierten Herrn<br />
nehmen an diesem Tag ausschliesslich<br />
Damen am Bootcamp teil.<br />
Und da biegt auch schon ein<br />
Smart um die Ecke, dem Carola<br />
Schoch entsteigt: ganz in Schwarz,<br />
zierlich mit brünettem Pferdeschwanz<br />
und «Dächlikappe». Der<br />
Umgangston ist locker unter den Boot<br />
Campern – es wird geduzt, mal Dialekt,<br />
mal Englisch, mal Hochdeutsch<br />
gesprochen. Nachdem je<strong>der</strong> ein buntes<br />
Theraband unter den Arm geklemmt<br />
hat, kann es losgehen: Neben<br />
<strong>der</strong> Kirche Tal mit Blick auf den See<br />
startet die achtköpfige Gruppe ihre<br />
Aufwärmübungen: Es wird gesprungen,<br />
mit den Armen gewedelt und auf<br />
allen vieren gelaufen.<br />
Zwei Bänke dienen als Fitnessgeräte,<br />
und genau darum geht es beim<br />
Konzept Boot Camp: Die Infrastruktur,<br />
etwa Bänke, Gelän<strong>der</strong> und Treppen,<br />
werden in das Training eingebaut,<br />
als wären sie Geräte. Nach <strong>der</strong><br />
Aufwärmphase gilt es auch für mich<br />
ernst: Ich habe meine Fotos im Kasten<br />
und somit keine Ausrede mehr,<br />
dem Sport fern zu bleiben. Auf gehts,<br />
joggen<strong>der</strong>weise die Alte Dorfstrasse<br />
hinauf, wo erst einmal einige Übungen<br />
angesagt sind. Und siehe da, so<br />
wild ist das Ganze gar nicht. Als wir<br />
dann allerdings weiterlaufen, verfluche<br />
ich Herrlibergs Hanglage. Nur<br />
nicht zurückfallen, ich will auf keinen<br />
Fall die Letzte sein.<br />
Vor einem alten, weissen Haus<br />
steht Gott sei Dank ein Brunnen und<br />
auch bald die nächste Rast an. Gerastet<br />
wird jedoch nicht, denn rosten<br />
sollen unsere Körper eben gerade<br />
nicht. Im Kreis stellen wir uns auf:<br />
Je<strong>der</strong> überlegt sich eine Übung, die<br />
er beziehungsweise doch eher sie<br />
zehnmal vorführt. «You can be creative»,<br />
ermuntert uns Carola Schoch.<br />
Es wird viel gesprungen, Beine und<br />
Arme werden geschwenkt. Ich werde<br />
langsam unruhig, denn mir fällt partout<br />
nichts ein, und auf den Journalistenbonus<br />
kann ich kaum zählen.<br />
Notgedrungen mache ich Hampelmänner<br />
und ernte überraschen<strong>der</strong>weise<br />
kein Gelächter.<br />
Inneren Schweinehund überwinden<br />
In einem Vorhof stehen eiserne Pfosten,<br />
wir schlingen unsere Bän<strong>der</strong> darum<br />
und generieren dadurch einen Wi<strong>der</strong>stand,<br />
den wir für umso effizientere<br />
Kniebeugen nutzen. Unter<br />
<strong>der</strong> Forchstrasse hindurch erreichen<br />
wir danach den Platz vor <strong>der</strong> Drogerie<br />
und damit eine Treppe, die wir springend<br />
überqueren. Die Haustür oberhalb<br />
<strong>der</strong> Treppe schwingt auf und eine<br />
ältere Dame tritt heraus. Sie kann<br />
sich ein amüsiertes Glucksen bei unserem<br />
Anblick nicht verkneifen.<br />
Sportmode scheint ein wichtiges<br />
Thema in <strong>der</strong> Gruppe zu sein. Während<br />
ich versuche, im Schlabberlook<br />
mein Pensum zu erreichen, tragen<br />
meine Mitkämpferinnen eher eng anliegende,<br />
topmodische Sportkleidung<br />
– auch sogenannte Laufröcke sind zu<br />
sehen. Weiter gehts auf den Pausenplatz<br />
<strong>der</strong> Primarschule Rebacker. Mir<br />
geht <strong>der</strong> Gedanke durch den Kopf,<br />
dass die Schulferien vorbei sind und<br />
wohl bald Trauben von Schülern uns<br />
an den Fenstern anstarren werden.<br />
Doch glücklicherweise absolvieren<br />
wir das Training nicht vor den grossen<br />
Fenstern.<br />
Nun geht es an den Bauchspeck,<br />
und Trizeps und Bizeps werden trainiert.<br />
Wenn Carola Schoch uns zum<br />
Hinsetzen auffor<strong>der</strong>t, ist dies jeweils<br />
trügerisch. Nicht Entspannen steht<br />
Foto: Philippa Schmidt<br />
auf dem Programm, son<strong>der</strong>n Übungen,<br />
bei denen wir die Beine strecken<br />
sowie den Oberkörper rauf und runter<br />
bewegen: Sit-ups in verschärfter<br />
Form.<br />
Immer, wenn man denkt, es geht<br />
nicht mehr, fängt die ausgebildete<br />
Personal-Trainerin und Fitness-<br />
Coach an, von zehn runter zu zählen.<br />
Dank dieser Motivation schaffe auch<br />
ich die Übungen – zumindest die<br />
meisten. Gelegentlich heisst es aber<br />
auch, wenn sie bei null angekommen<br />
ist: So, und jetzt das ganze nochmals<br />
und dieses Mal schneller. Doch gerade<br />
dadurch, dass die Herrlibergerin<br />
eben nicht schreit, motiviert sie uns –<br />
niemand will die Erste sein, die aufgibt.<br />
«Und jetzt nochmals Vollgas»,<br />
klingt es dann aus dem Mund <strong>der</strong><br />
schwarzgewandeten Instruktorin.<br />
Bei gewissen Frauen sehe ich<br />
stählerne Muskeln hervorblitzen,<br />
während ich mich bei an<strong>der</strong>en tröste,<br />
dass sie eine ähnliche Figur haben<br />
wie ich selbst. Das Boot Camp ist<br />
nicht voller Arnold Schwarzeneggers,<br />
das meiste sind ganz normale Frauen.<br />
Als es die Treppe hinaufgeht,<br />
reicht <strong>der</strong> Schnauf sogar noch für einen<br />
kleinen Schwatz mit einer Teilnehmerin.<br />
Ob sie das Boot Camp mache,<br />
um abzunehmen, will ich wissen.<br />
Eigentlich vor allem, um fit zu<br />
bleiben, erklärt sie. Auch Kathleen ist<br />
fleissig mit dabei. Für die gebürtige<br />
Schwedin ist <strong>der</strong> Vorteil des Boot<br />
Camps klar: «Damit kann ich den inneren<br />
Schweinehund überwinden.»<br />
Es ist noch nicht lange her, dass die<br />
Gruppe ihre Übungen sogar im<br />
Schnee durchgeführt hat. Als wir in<br />
die Habüelstrasse einbiegen, sehe<br />
und rieche ich, dass das Grüngut abgeholt<br />
wird. Unweigerlich frage ich<br />
mich, ob ich inzwischen ebenso rieche<br />
wie eine dieser Tonnen.<br />
Als ich merke, dass es wie<strong>der</strong><br />
Richtung Kirche Tal geht, beruhigt<br />
mich das doch ungemein. Zuvor wird<br />
meine Fitness aber noch einmal auf<br />
eine harte Probe gestellt. Bei einem<br />
Mäuerchen stützen wir uns seitlich<br />
auf unsere Unterarme und bewegenden<br />
Körper rauf und runter. Ich gebe<br />
allerdings auf: Nein, dafür reicht meine<br />
Kraft nicht mehr. Die Teilnehmerinnen<br />
um mich herum – viele 10<br />
o<strong>der</strong> 20 Jahre älter als ich – machen<br />
ungerührt weiter.<br />
Herrliberg entdecken<br />
Während dieses kurzen Moments <strong>der</strong><br />
Musse wird mir bewusst, dass ich einige<br />
Flecken von Herrliberg entdeckt<br />
habe, die mir vorher noch nie aufgefallen<br />
sind. Ein Erlebnis, das auch einige<br />
an<strong>der</strong>e Teilnehmerinnen beim<br />
Boot Camp schon gemacht haben,<br />
dabei wohnen fast alle in Herrliberg.<br />
Ich bin froh, als das finale Stretching<br />
ansteht, wusste ich doch gar nicht,<br />
wie entspannend ein solches sein<br />
kann. Als wir nach dem offiziellen<br />
Boot-Camp-Ende beieinan<strong>der</strong> stehen,<br />
will Carola Schoch von mir wissen,<br />
wie es war. «Anstrengend», stöhne<br />
ich und ernte herzliches Lachen aus<br />
<strong>der</strong> Gruppe. «Damit gehst du den Tag<br />
ganz an<strong>der</strong>s an. Du bist viel frischer»,<br />
beruhigt mich eine Teilnehmerin.<br />
Und tatsächlich fühle ich mich<br />
nach <strong>der</strong> ersten Erholungsphase und<br />
einem Schluck Wasser voller Elan.<br />
Nur den Muskelkater am nächsten<br />
Morgen, auf den hätte ich gerne verzichtet.<br />
Zum Abschied gibt es anlässlich<br />
des einjährigen Geburtstags des<br />
Züri City Boot Camps noch einen Powerriegel<br />
– «no carb, nur Proteine»<br />
wie Carola Schoch versichert. Ob ich<br />
weitermachen werde? Ich weiss es<br />
noch nicht, aber es ist eine Überlegung<br />
wert ...<br />
Züri City Boot Camp<br />
Sechs Trainer halten einzelne<br />
Sportbegeisterte und Gruppen im<br />
«Züri City Boot Camp» fit. Angebote<br />
gibt es die ganze Woche: in <strong>der</strong><br />
Stadt Zürich, in Küsnacht und<br />
Herrliberg. Wer angefressen ist,<br />
kann im September ein Boot-<br />
Camp-Wochenende im Schwarzwald<br />
mitmachen. Mehr Infos unter<br />
www.zuericitybootcamp.com.<br />
ANZEIGEN<br />
Herzliche Einladung<br />
zur Weindegustation<br />
Samstag, 25. Mai 2013, 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Sonntag, 26. Mai 2013, 11.00 – 16.00 Uhr<br />
Wir freuen uns ganz beson<strong>der</strong>s wie<strong>der</strong><br />
auf unseren Gast Johann Böheim,<br />
Inhaber des Weinguts Böheim.<br />
Er präsentiert Ihnen seine auserlesenen<br />
Köstlichkeiten aus seinem Traditionsweinbaubetrieb<br />
Carnuntum im<br />
Arbesthalter Hügelland, südlich von Wien.<br />
Musikalische Unterhaltung<br />
Samstag, 11.30 – 13.30 Uhr<br />
Blaskapelle Goldküste<br />
Sonntag, 11.30 – 13.30 Uhr<br />
Schwyzerörgeler F. Suter & Co.<br />
E. Freitag<br />
Wein- und Getränkehandel <strong>AG</strong><br />
Biswind 53, 8704 Herrliberg<br />
Tel. 044 915 22 08<br />
www.biswind.ch<br />
9. Juni<br />
Walter Hohl<br />
in den<br />
Gemein<strong>der</strong>at Küsnacht<br />
Palma Gartenpflege<br />
bietet sich an für Jahresunterhalt,<br />
Gartenarbeiten, Bepflanzungen und<br />
Umän<strong>der</strong>ungen. Preiswert 076 379 49 43<br />
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