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Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen eV

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Glücklicherweise können die Endokrinologen heute<br />

durch Labortests genau feststellen, welche Hormone<br />

nicht mehr in ausreichender Menge gebildet werden,<br />

<strong>und</strong> dann eine entsprechende Hormonersatztherapie<br />

durchführen, bei der der Patient genauso viel Hormon<br />

erhält, wie sein Körper braucht <strong>und</strong> bei normal funktionierenden<br />

Hormondrüsen auch produzieren würde.<br />

Um diese Dosis optimal einzustellen, müssen regelmäßig<br />

die entsprechenden Werte bestimmt werden. Dem<br />

Patienten wird Blut, manchmal auch Urin, abgenommen<br />

<strong>und</strong> im Labor werden dann durch spezielle Verfahren<br />

(Immunassays) die jeweils interessierenden Hormonwerte<br />

ermittelt.<br />

Da es heute eine Vielzahl von Testverfahren von verschiedenen<br />

Herstellern gibt, können die Normwerte der<br />

einzelnen Labors unterschiedlich sein. Daher muss der<br />

Arzt die entsprechenden Referenzbereiche des jeweiligen<br />

Labors kennen, um die Werte auch richtig interpretieren<br />

zu können. Bei diesen Referenzbereichen handelt es sich<br />

um einen statistischen Bereich, der mit einem bestimmten<br />

Analysesystem an einer Stichprobe von Ges<strong>und</strong>en<br />

gewonnen wurde.<br />

In der folgenden Übersicht haben wir für Sie die Referenzbereiche<br />

der wichtigsten Hormone, die zur Diagnose<br />

<strong>und</strong> Verlaufskontrolle bei <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebenniereninsuffizienz<br />

bestimmt werden, in alphabetischer<br />

Reihenfolge zusammengestellt. Ermittelt wurden diese<br />

Werte mit einem in vielen Labors verwendeten Analysegerät,<br />

dem Immulite 2000.<br />

ACTH (Adrenocorticotropes Hormon)<br />

ACTH wird im <strong>Hypophysen</strong>vorderlappen gebildet <strong>und</strong><br />

regt die Sekretion von Cortisol in der Nebennierenrinde<br />

an. Bei einem ACTH-Mangel wird zu wenig Cortisol<br />

ausgeschüttet, wodurch lebensnotwendige Körperfunkti-<br />

Diagnostik<br />

Aufgeführt sind jeweils:<br />

l das Hormon <strong>und</strong> seine wichtigsten Funktionen,<br />

l die Fragestellung, zu deren Klärung die Bestimmung<br />

durchgeführt wird,<br />

l das Probenmaterial, aus dem der Wert bestimmt<br />

wird (Plasma = Blutflüssigkeit ohne Blutkörperchen,<br />

Serum = Plasma nach Abschluss der Blutgerinnung,<br />

ca. 20 Minuten),<br />

l der Referenzbereich bei Erwachsenen,<br />

l Hinweise zur Interpretation des Wertes ( = stark<br />

erhöht, = erhöht, ± = unverändert bis erhöht,<br />

± = unverändert bis erniedrigt, = erniedrigt,<br />

= stark erniedrigt).<br />

Die hier dargestellten basalen Hormonwerte sind<br />

allein oft nicht aussagekräftig genug. Die Endokrinologen<br />

benutzen deshalb Suppressions- oder Stimulationstests,<br />

um genauere Informationen über die Funktion<br />

des endokrinen Organs zu erhalten.<br />

Einheiten*:<br />

mg Milligramm (0,001 g)<br />

µg Mikrogramm (0,000001 g)<br />

ng Nanogramm (0,000000001 g)<br />

pg Pikogramm (0,000000000001 g)<br />

dl Deziliter (0,1 l)<br />

ml Milliliter (0,001 l)<br />

µl Mikroliter (0,000001 l)<br />

IE Internationale Einheit<br />

* Zur Umrechnung in molare Einheiten (z.B. nmol/l) benötigt man das<br />

Molekulargewicht des jeweiligen Hormons in g/mol.<br />

onen gestört sind, bei ACTH-Überschuss (z.B. durch ein<br />

ACTH-produzierendes <strong>Hypophysen</strong>adenom) kommt es<br />

entsprechend zu einer exzessiven Cortisolbildung mit<br />

weitreichenden Folgen (siehe unter „Cortisol“).<br />

Fragestellung Material Referenzbereich Hinweise zur Interpretation<br />

Differentialdiagnose 2 ml EDTA- 10, – 8, pg/ml bei primärer* NNR-Insuffizienz (M. Addison)<br />

des Hypercortisolismus, Plasma, <strong>und</strong> ektoper ACTH-Produktion (= in einem<br />

NNR-Insuffizienz, eisgekühlt nicht in der Hypophyse gelegenen Tumor)<br />

<strong>Hypophysen</strong>insuffizienz ± bei M. Cushing, ACTH-produzierendem<br />

(Stimulierbarkeit mit CRH) <strong>Hypophysen</strong>tumor<br />

bei Cushing-Syndrom bei NNR-Adenom,<br />

NNR-Karzinom<br />

bei sek<strong>und</strong>ärer <strong>und</strong> tertiärer* NNR-<br />

Insuffizienz<br />

* Von einer primären Insuffizienz der Nebennierenrinde (oder einer anderen Hormondrüse) spricht man, wenn das Organ selbst geschädigt ist, z.B. durch einen<br />

Tumor oder eine Infektion, <strong>und</strong> das entsprechende Hormon (in diesem Fall Cortisol) nicht bzw. nicht ausreichend bilden kann.<br />

Bei einer sek<strong>und</strong>ären Insuffizienz ist die Nebennierenrinde selbst ges<strong>und</strong>, aber das übergeordnete hormonelle Regulationszentrum (die Hypophyse) ist gestört <strong>und</strong><br />

schüttet nicht genügend Hormone (in diesem Fall ACTH) aus, so dass es sek<strong>und</strong>är zu einem Cortisolmangel kommt.<br />

Von einer tertiären Insuffizienz spricht man bei einem Ausfall oder einer verminderten Funktion der Nebennierenrinde nach Absetzen einer Cortisontherapie.<br />

Durch eine hochdosierte Cortisongabe (z.B. bei entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen) wird der Regulationsmechanismus in der Hypophyse gestört <strong>und</strong><br />

sie produziert kein die Nebennierenrinde anregendes ACTH mehr.<br />

GLANDULA 23/06<br />

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