Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen eV
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Am Nachmittag hatte ich das Aufnahmegespräch<br />
beim Oberarzt <strong>und</strong><br />
sprach meine Bedenken an, dass der<br />
Rehabilitationserfolg unter den gegebenen<br />
Bedingungen nicht erzielt<br />
werden könne. Die Antwort führte<br />
mich nicht zu einem Einzelzimmer.<br />
Ich ärgerte mich nur, dass ich die<br />
mir zugesandten Unterlagen nicht<br />
richtig gedeutet hatte, nämlich, dass<br />
ich kein Zimmer für mich alleine bekommen<br />
würde. In Bad Kissingen<br />
gab es auch überwiegend Doppelzimmer,<br />
die aber nur als Einzelzimmer<br />
genutzt wurden.<br />
Kein Kontakt zu anderen<br />
endokrinologischen Patienten<br />
Im Internet hatte ich gelesen, dass<br />
in Kreischa ca. 6–8 Patienten endokrinologisch<br />
betreut werden. Diese<br />
waren in der gesamten Klinik, die<br />
ca. 1000 Patienten aufnehmen kann,<br />
verstreut. Zu Beginn meines Kuraufenthalts<br />
fand eine Schulung durch<br />
eine Psychologin statt, an der 6 Endokrinologiepatienten<br />
teilnahmen.<br />
Ansonsten hatten wir untereinander<br />
keinen Kontakt. Der Oberarzt<br />
zeigte mir beim Abschlussgespräch<br />
seine Vorbereitungen für weitere<br />
Schulungen, vorwiegend für neu<br />
erkrankte Patienten der Endokrinologie.<br />
Weitere Gespräche bei einer<br />
sehr jungen Psychologin konnten<br />
mein Doppelzimmersyndrom auch<br />
nicht lösen. Insgesamt gewann ich<br />
zunehmend den Eindruck, dass<br />
umfangreichere endokrinologische<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> „Glandula-Weisheiten“<br />
beim Kontakt mit den behandelnden<br />
Ärzten nicht unbedingt<br />
von Vorteil sind.<br />
Da ich außerdem an Diabetes leide,<br />
war ich in Kreischa in der Höhle des<br />
Löwen <strong>und</strong> wurde intensiv durchgecheckt.<br />
Das war nicht verkehrt. Es<br />
erfolgten Herzfrequenzmessungen,<br />
Sonogramm der Schilddrüse <strong>und</strong><br />
des Oberbauches, EKG, Langzeitblutdruck-<br />
sowie ständige Blutzucker-<br />
<strong>und</strong> Blutdruckmessungen <strong>und</strong><br />
Urinuntersuchungen, außerdem<br />
Diabetiker- <strong>und</strong> Osteoporoseschulungen.<br />
Ergaben sich kritische Werte<br />
oder Schwankungen des Blutzuckers,<br />
wurde die medikamentöse Einstellung<br />
geändert, eine Umstellung auf<br />
Insulin erfolgte nicht. Leider wurde<br />
bei mir nicht auf Zusammenhänge<br />
zwischen <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz<br />
<strong>und</strong> Diabetes eingegangen. Da war<br />
ich wohl ein Einzelfall. Bei den Osteoporoseschulungen<br />
kam ich gar<br />
nicht mehr zurecht, wahrscheinlich<br />
gibt es dort sonst keine Patienten, die<br />
ein Risiko für Osteoporose tragen<br />
<strong>und</strong> auch noch Diabetiker sind.<br />
Die verschriebenen Massagen, Akupunkturmassagen,<br />
das Schwimmen<br />
oder der Kraftraum <strong>und</strong> das Ergometer<br />
haben die Zeit verkürzt.<br />
Abends fanden oft Veranstaltungen<br />
wie z.B. Kino, Lichtbildervorträge,<br />
musikalische Abende oder Kabarett<br />
statt. An den Wochenenden wurden<br />
Busfahrten in die Umgebung organisiert.<br />
Und das Ergebnis?<br />
Ich habe die 3 Wochen überstanden.<br />
Verpflegungsmäßig kam ich<br />
Erfahrungsberichte<br />
mir vor wie bei einer Schlacht am<br />
kalten Büfett, bei der man nicht zu<br />
spät kommen darf. Das Essen war<br />
sehr einseitig <strong>und</strong> man merkte die<br />
Massenabfertigung. Das Klinikgelände<br />
ist topp in Ordnung <strong>und</strong> sehr<br />
gepflegt. Von meinem Zimmer zum<br />
Speisesaal waren es etwa 100 Meter,<br />
das heißt, es ist alles sehr weitläufig<br />
<strong>und</strong> man kann sich leicht verlaufen.<br />
Nachdem ich wieder zu Hause angekommen<br />
bin, werde ich wahrscheinlich<br />
keinen Kurantrag mehr stellen.<br />
Ich war unausgeruht <strong>und</strong> unzufrieden<br />
mit dem gesamten Ablauf.<br />
Ich musste am nächsten Tag gleich<br />
wieder arbeiten. Alle dachten, ich<br />
habe jetzt jede Menge Energie, aber<br />
eigentlich war ich mehr geschaff, als<br />
wenn ich jeden Tag Stress gehabt<br />
hätte. Mein Hausarzt schickte mich<br />
dann hier zu einem Diabetologen,<br />
der mich auf Insulin umstellte, was<br />
in Kreischa unter besserer Kontrolle<br />
hätte geschehen können.<br />
Viel Geld wurde für mich ausgegeben,<br />
doch der gewünschte Erfolg<br />
blieb aus.<br />
B. B.<br />
GLANDULA 23/06