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Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen eV

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Wachstumshormons; bei Patienten<br />

mit Akromegalie ist dieser Regelkreis<br />

aufgehoben.<br />

Zusätzlich zu der Akromegalie-spezifischen<br />

hormonellen Diagnostik<br />

überprüft man die anderen Hormonachsen<br />

der Hirnanhangsdrüse,<br />

um eine Störung dieser Achsen<br />

durch Verdrängung des Wachstumshormon<br />

produzierenden Adenoms<br />

auszuschließen.<br />

Therapeutische Möglichkeiten<br />

Hat die Diagnostik dann eine Akromegalie<br />

gesichert, wie bei Frau E.<br />

vor 4 Jahren, so plant das betreuende<br />

Ärzteteam die weitere Therapie.<br />

Als Therapiemethode der ersten<br />

Wahl wird die transsphenoidale<br />

Operation angesehen, bei der das<br />

Wachstumshormon produzierende<br />

Adenom durch die Nase bzw. das<br />

Keilbein (Schädelknochen) entfernt<br />

wird. Durch die Operation alleine<br />

können allerdings nur etwa 60%<br />

der Patienten geheilt werden.<br />

Auch Frau E. brauchte nach ihrer<br />

Operation weitere therapeutische<br />

Maßnahmen, da Wachstumshor-<br />

mon <strong>und</strong> IGF-1 noch nicht im<br />

Normalbereich waren.<br />

Als medikamentöse Standardtherapie<br />

werden Somatostatinanaloga<br />

in Langzeitpräparatform verwandt,<br />

die etwa einmal monatlich gespritzt<br />

werden müssen. Das von Frau E.<br />

beschriebene Medikament Sandostatin<br />

LAR (Wirkstoff Octreotid)<br />

ist ein solches Präparat. Typische<br />

Nebenwirkungen, die auch Frau E.<br />

beschreibt, sind Störungen im Bereich<br />

des Magen-Darm-Trakts sowie<br />

die Bildung von Gallensteinen.<br />

Alternativ kommen auch Dopaminagonisten<br />

in Frage <strong>und</strong> seit neuestem<br />

ein Wachstumshormonrezeptorantagonist<br />

(Pegvisomant) für die Patienten,<br />

die mit Somatostatinanaloga<br />

nicht ausreichend gut eingestellt<br />

werden können bzw. diese Medikamente<br />

nicht vertragen.<br />

Eine Strahlentherapie kann in bestimmten<br />

Fällen nach vorheriger<br />

Vorstellung bei den jeweiligen Strahlentherapeuten<br />

mit einer Gammaknife-Behandlung<br />

(Radiochirurgie)<br />

oder einer mehrzeitigen stereotaktischen,<br />

fraktionierten Radiotherapie<br />

durchgeführt werden. Überbrü-<br />

Meine Kasuistik<br />

ckend müssen jedoch zusätzlich<br />

medikamentöse Therapien angewandt<br />

werden, da es je nach Verfahren<br />

mehrere Jahre dauern kann,<br />

bis eine Bestrahlung wirkt.<br />

Prognose<br />

Hypophyse<br />

mit Tumor<br />

Keilbeinhöhle<br />

(Sinus sphenoidalis)<br />

Beim transsphenoidalen Zugang wird der <strong>Hypophysen</strong>tumor durch die Nase <strong>und</strong> die Keilbeinhöhle entfernt. Der Operateur benutzt dazu ein speziell<br />

entwickeltes mikrochirurgisches Spül-Saug-System in Kombination mit kleinen Spiegeln <strong>und</strong> einem Operationsmikroskop. Dies ermöglicht während<br />

der ganzen Operation eine gute Sichtkontrolle <strong>und</strong> höchste Präzision.<br />

Unbehandelt ist die Akromegalie<br />

mit dem Risiko einer zweifach erhöhten<br />

Sterblichkeit verb<strong>und</strong>en,<br />

bei guter Einstellung der Hormonwerte<br />

entspricht die Lebenserwartung<br />

jedoch der von Ges<strong>und</strong>en.<br />

Als großes Problem wird allerdings<br />

immer wieder die auf lange Zeit<br />

bestehende Einschränkung in der<br />

Lebensqualität von Patienten mit<br />

Akromegalie geschildert. Eine<br />

therapeutische Begleitung, wie sie<br />

Frau E. in Anspruch nimmt, ist neben<br />

der Behandlung der Begleit-<br />

erkrankungen sicher eine sehr gute<br />

Möglichkeit, die Krankheit besser<br />

zu bewältigen.<br />

Dr. med. Caroline Sievers,<br />

Max-Planck-Institut für<br />

Psychiatrie, Innere Medizin, Endokrinologie<br />

<strong>und</strong> Klinische Chemie,<br />

München<br />

GLANDULA 23/06<br />

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