MIT DER PARTNER WARTET. DER BRIEF MUSS WEG. ES IST RUSHHOUR. WIE KOMMT MAN AM SCHNELLSTEN VON A NACH B? EIN TEST IN MÜNCHEN KONZEPT FLORIAN HAAS & SEBASTIAN REUTER ALLEN MITTELN DEUTSCHES MUSEUM 35
36 00:48:17 U-BAHN BUS SEGWAY FABIAN REINBOLD Das wird ein Kinderspiel! Nichts ist in dieser Stadt schneller als die U-Bahn. Aber genauso schnell kommt die Ernüchterung: Rund ums Museum halten Tram, Bus, S-Bahn, nur keine U-Bahn. Also zum Marienplatz. Links, rechts, links, ich laufe zick-zack durchs Gärtnerplatzviertel. Kein Briefkasten in Sicht. Nach elf Minuten schlängele ich mich über den Viktualienmarkt, links Schweinshaxen, rechts Pferdewurst. Ich: geradeaus im Laufschritt. Endlich am Marienplatz. Nach 13 Minuten werfe ich den Brief unter einem neogotischen Rathausbogen ein: spät, aber mit Stil. Jetzt keine Zeit mehr verlieren! Blumen? Kaufe ich später. Schnell drei Rolltreppen runter. Rechts stehen, links gehen. Auf dem Bahnsteig sehe ich meine U3 – zumindest die Rücklichter, die im Tunnel verschwinden. Sechs Minuten warten. Als die Stoppuhr 21 Minuten und 26 Sekunden zeigt, sitze ich in der Bahn, in Fahrtrichtung, mit Beinfreiheit. Acht Stationen, ohne umsteigen. Alles gut. Seit der Haltestelle Bonner Platz sehen die U-Bahnhöfe leer aus: kaum Fahrgäste, keine Geschäfte. Erste leichte Sorgen um die Blumen. 35 Minuten, 13 Sekunden: Nächster Halt Olympiazentrum. Ausstieg in Fahrtrichtung links. Ich sprinte die Treppe hoch. Oben: ein Kiosk, ohne Blumen, sonst nichts. Ich muss mein Glück im Park versuchen. Auf einer Wiese pflücke ich drei Gänseblümchen. Blumen kaufen kann jeder. Bin halt mehr so der romantische Typ. Keinen Kilometer ist der Turm noch weg. Jetzt um die Olympiahalle herum, nur noch leichter Laufschritt, Gänseblümchen fest im Griff. Guter dritter Platz. 01:37:22 BENJAMIN VON BRACKEL Der Bus also. Ungelenk, schwer, träge. Ein Sieg? Schwer, sehr schwer. Aber nicht unmöglich! Zunächst die Grundfrage: links oder rechts? Ich probiere es mit links. Und siehe da: Prompt rollt ein Bus in die Fraunhoferstraße. Der 100- Meter-Sprint lohnt sich: Alles scheint offen! Hinein in die Innenstadt, es geht voran. Doch dann die Enttäuschung: Der Fahrer sagt, es fahren keine Busse zum Olympiazentrum – nicht die Antwort, die ich hören wollte. Ich schaue ihn an und warte. Doch er bleibt stur. Mein Blick fällt auf zwei ältere Damen. Passionierte Busgäste. Die müssen es wissen. „Tausend Prozent: Nein“, meinen sie. Am Marienplatz steige ich aus. Jetzt hilft nur noch eins: die Experten am Fahrkartenschalter. Eine Dame blickt Minuten auf ihren Bildschirm, flüstert Busnummern vor sich hin, steht auf, wechselt auf Lesebrille und studiert den Faltplan. „Er will mit dem Bus zum Olympiazentrum“, sagt sie zu ihrer Kollegin. Die schüttelt nur den Kopf. Also Fußmarsch zur Giselastraße. Zweimal steige ich in Busse, die nach 200 Metern gleich wieder abbiegen. Frust: knapp eine Stunde bis zur Münchner Freiheit. Der Sieg ist kein Thema mehr. Am Ende geht‘s flott, mit dem 53er bis zur Infanteriestraße, eine Station mit dem 154er. Den Olympiaturm im Blick stiefele ich eine Viertelstunde über den Hügel. Die anderen sind schon da. Aber ich bin durchgekommen! 00:41:48 FLORIAN HAAS Ich hasse dieses Ding. Schwer zu lenken, schwer zu fahren. Segway, mein Stairway to hell. Gewiss: Die Daten des pechschwarzen Gleiters sind beeindruckend. 6000 Euro teuer, 38 Kilometer Reichweite. Ich habe nach 500 Metern genug. Ruckelnd zuckle ich die Isar entlang. Gas gebe ich durch Vorkippen des Körpers, gebremst wird mit Zurücklehnen. Ich bremse sehr viel. Ein Jogger zieht vorbei. Autofahrer schauen verwundert, Fußgänger schütteln den Kopf, mein Tacho zeigt 14 km/h. Schamgepeinigt biege ich in die Maximilianstraße. Baustelle! Ich wackle vom Radweg, zwänge mich zwischen BMWs, rolle zum Odeonsplatz. Jetzt läuft es! Die Sonne wärmt, meine Tchibo-Sportsonnenbrille sitzt. Nennt mich Easy Rider! Ich schneide in die Ludwigstraße, gewinne an Tempo, schwebe elegant dahin. Klingelnd überhole ich den ersten Radler, dann den zweiten, dann einen Briefkasten… Halt. Ich versenke nach 17 Minuten Fahrtzeit den Brief – ohne abzusteigen. Der Lohn sind Blicke aus dem Straßencafé. „Was kostet das Teil?“, fragt eine Frau. Keine Zeit für Plauderei. Links rein. Kopfsteinpflaster. Bodenwellen. Und fast ein Sturz bei 23 km/h. Der Olympiaturm erscheint – und ein Blumenladen. Ich springe ab, kaufe eine Rose, starte den Elektromotor neu, ächze einen Hügel hoch, fliege hinab ins Ziel. Die Uhr sagt: 41 Minuten. Das Gefühl sagt: Letzter. Der Mann am Ziel sagt: Erster. Erster! Schnellster! Sieger! Ich liebe dieses Ding!