09.11.2012 Aufrufe

Dr. Georg Schreiber 2010 Medien- preis

Dr. Georg Schreiber 2010 Medien- preis

Dr. Georg Schreiber 2010 Medien- preis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

große Löcher in die Wände des Eiskanals<br />

geschlagen worden. Durch sie<br />

schossen die Serben auf die Stadt. Von<br />

der Terrasse eines Ausflugslokals ein<br />

paar Serpentinen weiter oben feuerten<br />

sie mit Panzern ins Tal.<br />

Keine zehn Jahre nach Olympia war<br />

Trebevice nicht länger olympischer Berg,<br />

sondern erste Frontlinie. Selten kommt<br />

heute jemand hier hoch. Die Straßen sind<br />

schlecht, die Wälder mit Minen gespickt.<br />

Gelbe Absperrbänder warnen davor,<br />

die Wege zu verlassen. Sogar die Tiere<br />

sind wegen der Kämpfe geflohen und nie<br />

zurückgekehrt. Nirgends lässt sich so tief<br />

hinter die Fassade Sarajevos blicken. Hier<br />

gibt es nichts zu verputzen, kein Spiegelglas,<br />

hinter dem man sich verstecken<br />

kann. Trebevice bleibt eine offene Wunde.<br />

Im Tal. Dejan Begic spricht von seiner<br />

Schäferhündin. Es ist eine schwarze<br />

Schäferhündin. Es gebe auch braune<br />

und sogar pinkfarbene Schäferhunde.<br />

Schwarze möge er aber lieber. Dass Schäferhunde<br />

die bissigsten Hunde sind,<br />

stimme übrigens gar nicht. Begic mag<br />

heute nicht mehr vom Krieg erzählen.<br />

Er hat für heute genug von Sarajevo.<br />

„Ich muss jetzt wirklich los“, sagt er.<br />

Gleich fährt sein Bus nach Hause. In die<br />

Berge. Vor dem Krieg hat er dort seine<br />

Ferien verbracht, „alle schönen Erinnerungen“<br />

hat er von dort. Im Winter sind<br />

die Berge tief verschneit. Mittlerweile<br />

haben Minensuchtrupps die ersten Pisten<br />

gesäubert. Bald könnte hier wieder Ski<br />

gefahren werden. Könnte. „Der Krieg hat<br />

verhindert, dass wir Jüngeren das lernen“,<br />

sagt Begic. „Jetzt sind wir zu alt.“<br />

Er setzt die Sonnenbrille auf und geht.<br />

* Name geändert<br />

LEBEN WIE IM KRIEG. HEUTE MUSST<br />

GEDANKEN MACHEN, RECHNUNGEN<br />

BIST GEFANGEN IM KAPITALISMUS.“<br />

Irfan Gazdic, 28,<br />

Soldat<br />

Viele Häuser sind wieder<br />

aufgebaut, die Bars gut<br />

besucht. Doch die Spuren<br />

des Krieges bleiben. Wie<br />

auf der Bobbahn und<br />

dem Veteranenfriedhof,<br />

den Irfan Gazdic bewacht<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!