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Ansichtssache
Wertet die Inszenierung die Waren auf oder
degradiert sie zur Massenware?
Katrin Hilger
Nicht nur die inneren Werte zählen..
Fährt man vom Stadtrand mit dem Auto Richtung
Stadtmitte, erlebt man eine kleine Zeitreise – zumindest
wenn man einen Blick auf die Schaufenstergestaltung
wirft. Draußen in den Vororten stehen noch Schaufensterpuppen
aus den 70ern, leicht vergilbt, und präsentieren
damit Mode, die keiner Saison genau zuzuordnen ist,
da zeigen Bäcker ganze trockene Brötchenberge und
von Wespen umsummte Zwetschgendatschis oder
Elektrohändler haben den gesamten Schaufensterraum
mit Waren verstellt. Ganz anders und ungleich moderner
präsentieren sich die Läden in der Innenstadt und folgen
dem Trend des „Weniger ist mehr“ – in den nobelsten
Läden der Luxusmeilen fi ndet sich manchmal nur eine
einzige Stereoanlage oder ein hyperelegantes Handy in
einem Schaufenster, da wird die Ware zum Kunstwerk.
Schon diese einfache Gegenüberstellung macht
klar: Der Verkauf beginnt schon vor dem Geschäft, bei
der Außenwerbung. Lockt ein Schaufenster die potenziellen
Käufer in den Laden, macht es Lust auf mehr?
Wertet die Inszenierung die Waren auf oder degradiert
sie zur Massenware? Mit Außenwerbung erreicht man
auch die Konsumenten, die durch die konventionelle
Werbung nicht wesentlich erfasst werden, da diese
wenig oder keine Tageszeitung lesen und kaum Fernsehen
schauen. Impulskäufer werden in den Laden
gezogen oder die Stadtbummler, die die Schaufenster
bewundert haben und nun den Laden weiter erkunden
wollen. Ein langweiliges, liebloses Schaufenster erreicht
das nicht. Die Konsumenten sind verwöhnt und werden
umworben. In Zeiten austauschbarer Angebote wird die
Inszenierung des Verkaufsraums und der Flächen rund
um das Geschäft zunehmend wichtiger. Die Gestaltung
der gesamten Ladenfront an sich wird zur Visitenkarte.
Und nicht nur das: Wer sich entschließt, seine Waren im
Fachhandel zu kaufen, der erwartet ein Mehr an Service
und auch an Präsentation. Das erhöht psychologisch
die Wertigkeit des Einkaufs. Hier kann sich der IT- oder
Elektrohandel von edlen Boutiquen etwas abschauen:
die präsentieren die Waren wie Geschenke, verpacken
liebevoll und geben dem Käufer das Gefühl, sein Geld in
etwas Gutes investiert zu haben.
Mut zur Individualität
Es gehört Mut zur Individualität dazu, das Geschäft zu
gestalten und in Außenwerbung zu investieren. Viele Geschäftsleute,
gerade im IT- und Elektrobereich, schreckt
der Gedanke an Schaufenstergestaltung oder weitere
Außenwerbungs-Maßnahmen ab. Es ist zum einen die
Furcht davor, mit zu „raumgreifender“ Werbung vor
dem Geschäft gegen behördliche Aufl agen zu verstoßen
Marketing
Lockt ein Schaufenster die potenziellen Käufer
in den Laden, macht es Lust auf mehr?
oder mit einer Neugestaltung die Stammkunden zu
verprellen. Zum anderen ist es aber auch einfach ein
Mangel an Ideen und Kreativität. Ein weiterer Faktor, der
manche abschreckt, sind die Kosten. Gerade besondere
Maßnahmen – die aber auch besonders effektiv sind,
weil sie viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen – kosten
erst einmal Geld. Aber als langfristige Anschaffung
rentieren sich gerade beleuchtete Objekte. Sie bleiben
über Jahre hin aktuell und sorgen so für das bisschen
mehr an Aufmerksamkeit, das notwendig ist, sich von der
Konkurrenz abzuheben. “Es ist schade, dass viele der
Gestaltung ihrer Wohnung mehr Zeit und Kreativität
widmen als der Gestaltung ihrer Erwerbsgrundlage“,
schreibt x n ihrem Buch y.
Am Anfang steht das Konzept
Wer sich zur Optimierung seiner Außenwerbung
entschließt, sollte aber nicht übereilt handeln. Einfach ins
nächste Dekogeschäft rennen und die dort erworbenen
Objekte im Schaufenster und dem Geschäft verteilen,
hat meist nicht den gewünschten Effekt.
Für wirklich effektive Außenwerbung benötigt man
zunächst einmal ein Konzept. Der Geschäftsinhaber
sollte sich fragen, was er mit der Außenwerbung erreichen
möchte, wie er sich und sein Geschäft sieht.
Welche Kunden will er ansprechen? Wohin soll sich das
Geschäft entwickeln?
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