Ausgabe 10 (Saison 2009/2010): THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen
Ausgabe 10 (Saison 2009/2010): THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen
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38 Gegner<br />
Kim Andersson<br />
Der Ausnahmespieler<br />
Um den Halbrechten balgten sich die Topklubs aus <strong>Kiel</strong> und Ciudad Real<br />
Eigentlich war alles ganz anders geplant. „Ich habe keine Lust, am Samstag schon<br />
wieder meine Kollegen vom <strong>THW</strong> wiederzusehen“, sagte Kim Andersson. Das war<br />
während der Europameisterschaft in Österreich und vor dem Vorrundenduell gegen<br />
Deutschland. Nachdem Andersson die Partie mit der schwedischen Nationalmannschaft<br />
gegen die Deutschen verloren hatte, gab es allerdings die Gewissheit, dass die<br />
EM für den Halbrechten früher beendet war, als geplant. Mit der Enttäuschung, bei<br />
den kontinentalen Titelkämpfen bereits in der Vorrunde gescheitert zu sein, musste<br />
sich Andersson auf den Weg nach <strong>Kiel</strong> machen. Immerhin hatte er dadurch mehr Gelegenheit,<br />
sich auf die Rückrunde mit dem Deutschen Meister vorzubereiten, schließlich<br />
hegen der Klub und der Spieler große Ziele.<br />
Bei den Begegnungen in<br />
der Innsbrucker Olympiahalle<br />
zeigte Andersson seine<br />
großen Fähigkeiten, die ihn<br />
zu einem der besten Linkshänder<br />
im Welthandball<br />
machten. Seine Wurfkraft,<br />
gepaart mit glänzender Spielübersicht,<br />
versetzten die<br />
Besucher während der EM<br />
immer wieder in Staunen.<br />
An dem 27-Jährigen lag es<br />
sicher nicht, dass die Skandinavier<br />
frühzeitig scheiterten,<br />
gerade im entscheidenden<br />
Vorrunden-Duell gegen<br />
Deutschland trumpfte der<br />
Linkshänder groß auf. Damit<br />
unterstrich er seine Ausnahmefähigkeiten,<br />
die vor knapp<br />
18 Monaten einen heißen<br />
Kampf zwischen den europäischen<br />
Topvereinen aus <strong>Kiel</strong><br />
und Ciudad Real entbrennen<br />
ließen. Ehe Andersson seinen<br />
Kontrakt beim Ostsee-<br />
Klub verlängerte, köderte ihn<br />
BM Ciudad Real mit einem<br />
herausragenden Vertragsangebot.<br />
Die Spanier wollten den<br />
Junioren-Weltmeister von<br />
2003 unbedingt verpfl ichten<br />
und waren bereit, sehr viel<br />
Geld für ihn locker zu machen.<br />
Dass sich Andersson<br />
schließlich dazu durchrang,<br />
sich gegen den Mammon<br />
und für die Spielfreude beim<br />
<strong>THW</strong> zu entscheiden, spricht<br />
für den Schweden. „In <strong>Kiel</strong><br />
spiele ich mit Freunden zusammen,<br />
habe Spaß und sehe<br />
deshalb keinen Grund, nach<br />
Ciudad Real zu wechseln“,<br />
erklärte er die Verlängerung<br />
des Vertrages. Bis Juni 2013<br />
hat sich Andersson an den<br />
<strong>THW</strong> gebunden und seine<br />
Entscheidung bisher noch<br />
nicht bereut.<br />
Schließlich spielt er bei<br />
einem Klub, mit dem er Jahr<br />
für Jahr Titel gewinnt. In den<br />
zurückliegenden drei Jahren<br />
holte Andersson jeweils die<br />
Meisterschaft und den nationalen<br />
Pokal, der Höhepunkt<br />
war 2007 zudem der Gewinn<br />
der Champions League. Dass<br />
die <strong>Kiel</strong>er in den beiden zurückliegenden<br />
Spielzeiten im<br />
Endspiel um die europäische<br />
Vereinskrone ausgerechnet<br />
an Ciudad Real scheiterten,<br />
ließ Andersson nicht an seiner<br />
damaligen Entscheidung<br />
zweifeln. Der Schwede ist<br />
glücklich in <strong>Kiel</strong>, was natürlich<br />
auch daran liegt, dass<br />
sein Geburtsort Kävlinge, der<br />
etwa 30 Kilometer nördlich<br />
von Malmö liegt, mit dem<br />
Auto nur gute vier Stunden<br />
von <strong>Kiel</strong> entfernt ist.<br />
Zu Ausfl ügen in die Heimat<br />
wird Andersson in den kommenden<br />
Monaten aber eher<br />
selten kommen, denn bis<br />
Anfang Juni stehen mit dem<br />
<strong>THW</strong> jede Menge Partien auf<br />
dem Spielplan. „Wir haben<br />
ein hartes Programm“, sagte<br />
Andersson, für den diese Tatsache<br />
kein Neuland ist. „Wir<br />
wollen wieder Deutscher<br />
Meister werden und auch die<br />
Pokale gewinnen“, hat der<br />
Rückraumspieler große Ziele.<br />
Die Ansprüche rund um die<br />
Ostseehalle sind hoch. Allerdings<br />
weiß der Schwede,<br />
dass es nicht einfach wird,<br />
zum sechsten Mal in Folge<br />
die Meisterschale nach <strong>Kiel</strong><br />
zu holen. „Hamburg ist ein<br />
großer Gegner, wir dürfen<br />
uns keinen Ausrutscher mehr<br />
erlauben. Auch nicht bei den<br />
<strong>Rhein</strong>-<strong>Neckar</strong> <strong>Löwen</strong>.“<br />
Im kommenden Januar<br />
wird eine große Last auf den<br />
Schultern von Andersson<br />
lasten, wenn er wieder das<br />
Nationaltrikot überstreift und<br />
bei der Weltmeisterschaft im<br />
eigenen Land eine Medaille<br />
holen soll. „Das wird eine<br />
Daran hat sich Kim Andersson in <strong>Kiel</strong> längst gewöhnt: Hier<br />
streckt der Schwede stolz den Supercup empor, den er 2007<br />
im Duell mit den <strong>Löwen</strong> gewonnen hat.<br />
große Sache“, ist sich der<br />
schwedische Mannschaftskapitän<br />
sicher. Gleichzeitig<br />
weiß er aber um den großen<br />
Druck, der auf ihm und<br />
seinen Teamkollegen lastet,<br />
schließlich erwarten seine<br />
Landsleute eine Medaille<br />
von der jungen Truppe –<br />
mindestens. Die Ansprüche<br />
sind hoch, seit die „Goldene<br />
Generation“ der Schweden<br />
in den 1990er Jahren bis auf<br />
den Olympiasieg alle Titel<br />
ins Land holte. Zu der großen<br />
Mannschaft gehörte auch<br />
Ola Lindgren, der Trainer<br />
der <strong>Rhein</strong>-<strong>Neckar</strong> <strong>Löwen</strong>,<br />
der zudem auch als Nationaltrainer<br />
fungiert. Ihn wird Andersson<br />
in der SAP ARENA<br />
wiedersehen, aber Freunde<br />
werden beide erst nach dem<br />
Spiel wieder sein. �