:: Schlusspunkt In einem Land vor unserer Zeit Neulich war ich <strong>im</strong> Naturhistorischen Museum. Dinosaurier- Ausstellung. Anschließend habe ich unsere auf dem Platz davor <strong>im</strong> Sauriermaßstab überd<strong>im</strong>ensionierte, bekanntlich recht kriegerische <strong>Bildung</strong>skaiserin eines flüchtigen Blickes gewürdigt und mich gefragt, wie oft sie sich, angesichts der Zustände des <strong>Bildung</strong>swesens in diesem Land, wohl schon in ihrem Grab umgedreht hat; mutet die herrschende Winterstarre in dieser Frage doch regelrecht eiszeitlich an. Dabei ist es weder in Österreich noch zwischen Pisa und Bologna verboten oder hochgradig kompliziert, <strong>Bildung</strong> nachhaltig und dynamisch zu gestalten. Vorbilder gäbe es jedenfalls reichlich. Man muss dazu nicht mal in die Ferne schweifen. Man könnte sich z.B. Inspiration in einzelnen Bereichen des österreichischen <strong>Gesundheitswesen</strong>s holen. Ohne diesen, nicht weniger prominenten Schauplatz subopt<strong>im</strong>aler, „typisch österreichischer Lösungen“ beschönigen zu wollen, gibt es doch, wie überall, auch fortschrittliche Modelle. Zum Beispiel die jüngst verabschiedete MTD-Fortbildungsrichtlinie, in der, in Anlehnung an europäische Standards, die <strong>im</strong> MTD-Gesetz verankerte Verpflichtung zur kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung die längst fällige Veredelung erfährt. Alle MTD-Berufsangehörigen* können damit ein gemeinsam von MTD-Austria und dem jeweiligen Berufsverband ausgestelltes Zertifikat erwerben, in dem das persönliche <strong>Bildung</strong>sengagement dokumentiert und zugleich die hohe Qualität der Fortbildung von kompetenter Stelle bescheinigt wird. Nach der erfolgreichen Akademisierung der MTD durch <strong>Verlag</strong>erung der Ausbildung an Fachhochschulen ist dies für die gehobenen MTD ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn andere Rechnungen vorerst offen bleiben: z.B. die Forderung nach bundesfinanzierten Master-Studiengängen. Nach wie vor müssen sich MTD-Studentinnen und -studenten ein Masterstudium selbst finanzieren. Warum eigentlich? Dass die in diesen Disziplinen so wichtige Forschung damit zum teuren Privatvergnügen verkommt, ist nur eine weitere Facette österreichischen <strong>Bildung</strong>sversagens. Schutz vor Wildwuchs Sprechen wir lieber von Qualität! Und von Patientensicherheit. Also – zur Abwechslung mal – von dem, was die Kundin, der Klient, die Patientin, ach ja und: der Wähler will. MTD-Austria hat dazu <strong>im</strong> Juni dieses Jahres eine Gallup-Umfrage in Auftrag gegeben, um zu diesen Fragen ein schlüssiges Bild aus dem Bevölkerungsdurchschnitt abzuleiten. In unserer Pressekonferenz am 30. Juni und in zahlreichen Presseaussendungen haben wir ausführlich berichtet. Der Tenor: Patienten wünschen sich sehr wohl top-qualifizierte Gesundheitsdiensteanbieter, individuelle Betreuung und kompetente Beratung, transparente gesetzliche Regelungen und vor allem (!) – wozu sonst sollten diese auch gut sein – verlässlichen Schutz vor einem <strong>im</strong>mer unübersichtlicheren und längst ausufernden Wildwuchs an Scheinexperten. Klingt logisch, ist aber nicht so. Dabei sind die damit verbunde- Patientensicherheit <strong>im</strong> Bereich der Gesundheitsdiensteanbieter? Fehlanzeige. die Patienten wissen bei all den Scheinexperten, die sich <strong>im</strong> <strong>Gesundheitswesen</strong> tummeln, oft nicht einmal, wer sie da betreut. Einen zuständigen Bundesminister dürfte so etwas eigentlich nicht kalt lassen. Gabriele Jaksch 62 Das österreichische <strong>Gesundheitswesen</strong> – ÖKZ nen Gefahren für die Patienten und den „Gesundheitsstandort“ Österreich offensichtlich. Einen zuständigen Bundesminister dürfte so etwas eigentlich nicht kalt lassen. Er weiß, dass er auf die Berufsgruppen der gehobenen MTD in Sachen Opt<strong>im</strong>ierung von Patientensicherheit und Versorgungsqualität <strong>im</strong>mer zählen kann. Und wohl auch auf alle anderen gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe. Jene Gesundheitsberufe eben, die sich bereits <strong>im</strong> Zuge der Grundausbildung höchste Standards auferlegen und die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung auf höchstem Niveau institutionalisiert haben; und zwar nicht aus ökonomischem Kalkül, sondern aufgrund eines entsprechenden Berufsethos. Keinerlei Kontrolle Allerdings lassen sich Berufsethos oder Verantwortung so schlecht verrechnen. Zumindest fehlen sie in den Leistungskatalogen der Krankenkassen. Zwar könnte man argumentieren, dies sei gerade bei „solchen“ Berufen mehr als selbstverständlich. Ist es auch. Aber anders als z.B. Ärzte haben MTD sowieso nach wie vor keinen einheitlichen Zugang zu Kassenverträgen und konkurrieren folglich am Markt mit zahllosen, oft leicht verwechselbaren Berufen, die nicht annähernd diese hohen Qualitätsstandards bieten (können) und in vielen Fällen gar nicht anbieten dürften. Der Kunde bemerkt die mit einem vermeintlichen Preisvorteil verbundene Gefahr freilich erst zu spät. Wird sie schlagend, kommt es am Ende deutlich teurer. Nun ist es ja nicht so, dass es keine Schutzregelungen gäbe. Aber was nützen die, wenn es keine konsequente Kontrolle gibt? Hier schwächelt die Exekutive. Maria Theresia hätte vermutlich nicht lange gefackelt. Aber es ist auch demokratischen Strukturen nicht völlig unmöglich, zeitnah und – möchte man zumindest meinen – volksnah zu re(a)gieren; auch wenn dies, angesichts der aktuellen Trägheit unserer Politik, irgendwie futuristisch anmutet. Dinosaurier sind übrigens ausgestorben. Sie konnten sich den veränderten Umweltbedingungen nicht schnell genug anpassen. Für sie war dann Schluss. Punkt. :: Foto: MTD-Austria, Eva Feik 1 Zu den gehobenen medizinisch-technischen Diensten gehören die Berufsgruppen der Biomedizinischen Analytiker, Diätologen, Ergotherapeuten, Logopäden, Orthoptisten, Physiotherapeuten und Radiologietechnologen. Mag. Gabriele Jaksch, Präsidentin MTd-Austria g.jaksch@mtd-austria.at 52. Jg. (2011), 11 | www.schaffler-verlag.com
gesundheitswirtschaft.at die informationsplattform. Produkte und Firmen – Veranstaltungen – Aktuelles – <strong>Bildung</strong>sangebot – Stellenmarkt – Berater – Wirtschaftsarchiv – VIPs <strong>im</strong> <strong>Gesundheitswesen</strong> – Das System. Die Organisation. ZEITSCHRIFT FÜR QUALITÄT UND ENTWICKLUNG IN GESUNDHEITSEINRICHTUNGEN