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Zu den gelb- bis gelborange-farbenen Carotinoiden gehören<br />

β-Carotin, Violaxanthin, β-Cryptoxanthin, Zeaxanthin,<br />

Antheraxanthin und Neoxanthin.<br />

Lutein und Neoxanthin sind beides charakteristische Pigmente<br />

der grünen Chloroplasten von Capsicum-Früchten 7) .<br />

Die im Paprika gering vorkommenden Xanthophylle, Capsanthin-5,6-epoxid<br />

und Cucurbitaxanthin A – früher als<br />

Capsolutein bezeichnet 15,16) – sind neben C. annuum L. var.<br />

annuum 7,15) auch in anderen Varietäten 1,3) gefunden worden.<br />

Xanthophylle kommen in den hier behandelten Capsicum-Arten<br />

frei und verestert vor. Es handelt sich dabei<br />

hauptsächlich um Laurinsäure-, Myristinsäure-, Palmitinsäure-<br />

und Stearinsäureester 17) . Im ersten Reifestadium<br />

der Paprika-Früchte machen Mono- und Diester mehr als<br />

Zweidrittel des Gesamtcarotinoidgehalts aus, im Vollreifestadium<br />

besteht dann ein Gleichgewicht zwischen den<br />

freien Xanthophyllen, den Monoestern (Zeaxanthin-,<br />

Capsanthin- und Capsorubin-Monoester) sowie den Diestern<br />

(Zeaxanthin-, β-Cryptoxanthin-, Capsanthin- und<br />

Capsorubin-Diester).<br />

In der Biosynthese ist die Xanthophyll-Veresterung mit<br />

Fettsäuren gleichzeitig ein Verbindungsglied der Umwandlung<br />

von Chloroplasten der Grünfrucht in Chromoplasten<br />

der Rotfrucht. Damit ist es möglich über die Carotinoid-<br />

Zusammensetzung der Chromoplasten den Reifeindex von<br />

Paprikavarietäten zu ermitteln 18) . Durch oxidative Spaltung<br />

können in den Früchten der roten Paprikas aus Carotinoiden,<br />

wie z. B. Capsanthin, Apocarotenoide entstehen 19) . Die<br />

Veränderungen der Farbe von Paprikafruchtsäften bei der<br />

Erhitzung wird durch das Capsanthin und dessen Abbau-<br />

Kinetik massgeblich beeiflusst 20) .<br />

Die Provitamin A-Aktivitäten einiger Carotinoide sind seit<br />

längerem Gegenstand des Interesses von Ernährungsfachleuten.<br />

Von den Capsicum-Carotinoiden haben β-Carotin,<br />

β-Cryptoxanthin, und Cryptocapsin 21) sowie das α- und<br />

γ-Carotin Provitamin A-Eigenschaften. Die höchste biologische<br />

Aktivität solcher Carotinoide ist strukturell an den<br />

β-Jononring und die all-trans-Konfiguration gebunden. De<br />

novo kann Vitamin A weder in Pflanzen noch in Tieren biosynthetisiert<br />

werden und so sind die Carotinoide eine immens<br />

wichtige Quelle für Mensch und Tier.<br />

Die Druck-Extraktion mit Kohlendioxid (CO 2 ) im überkritischen<br />

Bereich liefert bei den Capsicum-Arten, je nach<br />

Extraktionsbedingungen, das Carotinoidfarbstoffgemisch 22)<br />

und/oder das Capsaicinoid-Scharfstoffgemisch 23) . Als Alternative<br />

gibt es auch eine selektive Lösungsmittelextraktion<br />

mit Ethanol, von der 80 % der Capsaicinoide und 73 % der<br />

Carotinoide extrahiert werden 24) .<br />

Eine chinesische Patentapplikation von Wang und Bai<br />

(1992: CN 1066860,A 921209) beschreibt die Extraktion<br />

von Capsorubin mit wasserfreien Lösungsmitteln (Aceton<br />

oder Ethanol) unter Zusatz von Na 2 S 2 O 5 /NaCl aus scharfen<br />

Capsicum-Varietäten.<br />

Gibt man solche Carotinoid-Farbstoffextrakte als Futterbeimischung<br />

zu Geflügelfutter, so findet eine Deposition<br />

vor allem von Capsanthin, neben geringeren Mengen von<br />

Lutein und Zeaxanthin z. B. im Hühner-Eigelb statt 25) . In<br />

der Fischzucht von Regenbogenforellen (Oncorhynchus<br />

mykiss) werden Carotinoide wie z. B. das Canthaxanthin<br />

dem Fischfutter zugesetzt und führen zu einer Farbintensivierung<br />

des Muskelfleisches 26) . Der Zusatz von Paprikaoleoresinen<br />

zur Färbung von Orangensäften kann an Hand des<br />

Carotinoidprofils mit HPLC nachgewiesen werden 27) .<br />

Biosynthese der Carotinoide<br />

Carotinoide sind in Fauna und Flora weit verbreitet, sie sind<br />

jedoch stets pflanzlichen Ursprungs. Carotine und Xanthophylle<br />

haben 40 Kohlenstoffatome, das entspricht acht<br />

Isoprenresten. Obwohl Isopren bisher selbst nicht in der<br />

Natur aufgefunden wurde, tritt die Mevalonsäure bzw. das<br />

Mevalolacton sowie das daraus entstehende aktive biogene<br />

Isopren, Isopentenylpyrophosphat (IPP), als Isoprenbaustein<br />

in den pflanzlichen Zellen auf. Der weitere Biogeneseweg<br />

führt mit geeigneten pflanzlichen Enzymsystemen zum<br />

Geranylpyrophosphat (GPP), weiterer Anlagerung von IPP<br />

über Farnesylpyrophosphat (FPP) zu Geranyl-Geranyl-Pyrophosphat<br />

(GGPP) und daraus unter Dimerisation in den<br />

pflanzlichen Photosynthesezellen zum ersten isolierbaren,<br />

noch farblosen Carotinoid, Phytoen.<br />

In Pflanzengeweben findet ein ständiger Konkurrenzkampf<br />

zwischen Biosynthese und zerstörender Photooxidation<br />

statt. Über die Quantifizierung des farblosen Phytoen in<br />

Paprika-Blättern mit Lichteinfluss und Herbizid-Stress<br />

(Norflurazon) sowie Vergleich der Carotinoidmengen vor<br />

und nach der Hell/Dunkel-Regulierung konnte die Photooxidationsrate<br />

in den Paprika-Blättern ermittelt und als Minorprozess<br />

gekennzeichnet werden 28) .<br />

Über das ebenfalls noch farblose Phytofluen entsteht das<br />

erste farbige Carotinoid, ξ-Carotin in den Capsicum-Chromoplasten<br />

29) . Der weitere enzymatische Biogeneseweg<br />

führt über Neurosporin und Lycopin zu cyclischen Jonon-<br />

Ringstrukturen. β-Carotin besitzt z. B. zwei β-Jononringe,<br />

α-Carotin einen α- und einen β-Jononring. Der acyclische<br />

Tetraterpen-Kohlenwasserstoff Lycopin der Tomate ist im<br />

Paprika, wie auch Bixin, Canthaxanthin und β-apo-8‘-Carotenal,<br />

ein Metabolit 30,31) .<br />

Wie schon erwähnt, sind die genannten Xanthophylle in<br />

vivo Transformationsprodukte aus den Eltern-Carotinen<br />

α- und β-Carotin, die sich über Hydroxylierungen, Epoxidationen<br />

und Umlagerungen erschließen. Eine besondere<br />

Rolle spielt dabei die Biosynthese der Ketocarotinoide Capsorubin<br />

und Capsanthin, deren Biosynthese de novo aus<br />

β-Carotin, Antheraxanthin, Zeaxanthin und Violaxanthin<br />

erfolgen kann 4,7,32) . Aus β-Cryptoxanthin bildet sich das<br />

β-Cryptoxanthin-5,6-epoxid 33) , ein Precursor des Ketocarotinoids<br />

Cryptocapsin, welches während des Paprika-Processing<br />

entsteht 21) . Minorbestandteile von Xanthophyllen<br />

entstehen durch Umlagerung z. B. Neoxanthin 8,32) aus Vi-<br />

430 ı Originalarbeiten Deutsche Lebensmittel-Rundschau ı 104. Jahrgang, Heft 9, 2008

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