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Currywurst-Imbiss in Berlin (Foto: Roman Krauß)<br />
wer gehört dazu, denn im Januar 1959 – also 10 Jahre nach<br />
der Einführung – ließ sie den Namen ihres neuartigen, streng<br />
geheim gehaltenen Saucengerezepts, Chillup, als Marke<br />
patentieren. Es war dies der einzig wahre Schutz gegen die<br />
zahlreichen Nachahmer ihrer Kultsauce. Erwähnenswert ist<br />
auch, dass sich später sogar die Firma Kraft um das Rezept<br />
und das Markenrecht bemühte, was Heuwer allerdings ablehnte.<br />
Frau Heuwers Imbiss zog in ein Ladenlokal mit Garküche<br />
und entwickelte sich dort zu einer festen Institution: Es<br />
war Tag und Nacht geöffnet und beschäftigte in seinen besten<br />
Zeiten bis zu 19 Verkäuferinnen. Seit 2003 befindet sich<br />
am ehemaligen Standort – der heutigen Kantstraße – eine<br />
Gedenktafel zu Ehren der 1999 verstorbenen Herta Heuwer.<br />
Zur Einweihung sind zahlreiche ehemalige Stammgäste und<br />
einige Prominente wie die damalige Bezirksbürgermeisterin<br />
erschienen, um dort Currywürste zubereiteten.<br />
Mit der Eröffnung des ersten Deutschen Currywurst Museums<br />
im Jahre 2007 in Berlin, wurde der Kultstatus der<br />
Spezialität endgültig verewigt.<br />
Von der Currywurst in allen Variationen<br />
Currywurst ist nicht gleich Currywurst, da gibt es allein<br />
schon regionale Unterschiede. Der erste und entscheidende<br />
besteht natürlich in der Wurstsorte. Grundlage der Berliner<br />
Currywurst – erhältlich mit oder ohne Darm – sind gepökelte<br />
und leicht geräucherte Brühwürste aus fein gemahlenem<br />
Schweine- und teilweise auch Rindfleisch. Beinahe<br />
wie einfache Bockwürste also. Die Würste ohne Darm dagegen<br />
sind nicht gepökelt oder geräuchert und von weiß-<br />
licher Farbe. Beide Varianten werden<br />
zunächst im Ganzen von allen Seiten<br />
gebraten, um dann von Hand in mundgerechte<br />
Happen geschnitten zu werden.<br />
Abschließend wird die Wurst mit<br />
einer Sauce übergossen und reichlich<br />
mit Currypulver bestreut. Auch die<br />
Zugabe von extra scharfem Cayennepfeffer,<br />
scharfen Zwiebeln, Worchestershiresauce<br />
oder einem speziellen,<br />
selbst hergestellten Ketchup auf Basis<br />
von Tomatenmark und verschiedenen<br />
Gewürzen, passt und wird angeboten.<br />
Ein Wort noch zum Curry, der ja nun in<br />
den Nachkriegsjahren nicht gerade zu<br />
den üblichen Gewürzen zählte. Es waren<br />
die Amerikaner, die das exotische<br />
Gewürz seinerzeit in großen Mengen<br />
nach Berlin geschafft hatten.<br />
Zurück zu den Bestandteilen der Currywurst<br />
selbst. In Norddeutschland<br />
verwendet man mit Nitritpökelsalz gerötete<br />
Wurst, die aus einer Mischung<br />
von Rind- und Schweinefleisch besteht. In Süddeutschland<br />
wird die helle Bratwurst aus Schweinefleisch zur Currywurst.<br />
Im Ruhrgebiet und seiner Umgebung dominiert die Currywurst<br />
aus Bratwurst, ist also nicht gepökelt und geräuchert.<br />
Denn das Wort Bratwurst – das sei zur Ergänzung angeführt<br />
– leitet sich vom altdeutschen Begriff „brat“ ab, das heißt,<br />
„weiches, kleingehacktes Fleisch“.<br />
Zum Zerschneiden dient häufig ein Currywurst-Schneider<br />
mit mehreren Klingen oder eine an einen Fleischwolf erinnernde<br />
Maschine, die die Wurst in Stücke schneidet. Dieser<br />
elektrische Currywurst-Schneider wurde 1963 in Radevormwald<br />
von Friedhelm Selbach entwickelt, der mit dieser Erfindung<br />
den Grundstock für die Friedhelm Selbach GmbH<br />
legte.<br />
Die Zugabe von zerstoßenen Chilischoten ist unüblich, für<br />
die gewünschte Schärfe sorgt gegebenenfalls Cayennepfeffer.<br />
Manchmal wird auch dunkler Bratensaft hinzugegeben.<br />
In Düsseldorf steht übrigens das nach eigenen Angaben<br />
erste Currywurst-Restaurant Deutschlands namens Curry.<br />
Im Angebot finden sich nur Currywurst-Varianten und<br />
Pommes Frites, die Wurst wird mit drei verschieden scharf<br />
oder fruchtig gewürzten Currysaucen angeboten. Wem das<br />
alles nicht mehr gut genug ist, der isst an diesem Ort seine<br />
Currywurst – ungelogen – mit Blattgold. Trendgerecht für<br />
den wahren Gourmet wird dazu Champagner serviert. So<br />
versnobt kann man die Spezialität natürlich verspeisen, aber<br />
mag man die gute alte „Currywurst mit Ketchup“ wirklich<br />
so essen? Wie so vieles – Geschmackssache!<br />
438 ı Originalarbeiten Deutsche Lebensmittel-Rundschau ı 104. Jahrgang, Heft 9, 2008