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initiieren, wobei als Ziele vorgegeben waren: Verbraucherschutz<br />

und Schutz der öffentlichen Gesundheit, freier Warenverkehr<br />

innerhalb der Gemeinschaft, Wissenschaft und<br />

Risikobewertung als Basis der Gesetzgebung, Wettbewerbsfähigkeit<br />

europäischer Hersteller auf dem internationalen<br />

Markt und primäre Verantwortlichkeit von Herstellern für<br />

die Lebensmittelsicherheit. Neben den Mitgliedsstaaten und<br />

ihren Institutionen waren alle Interessierten aufgerufen,<br />

Stellung zu nehmen zu verschiedenen Fragen, zum Beispiel,<br />

wie die Unabhängigkeit und Objektivität der wissenschaftlichen<br />

Ratgeber garantiert werden könne.<br />

Die Beratungen wurden von der Kommission in einem<br />

Weißpapier (White Paper on Food Safety, COM (1999) 719<br />

vom 12. Januar 2000) in Vorschlägen zusammengefasst, die<br />

unter anderem die Einrichtung einer Europäischen Behörde<br />

für Lebensmittelsicherheit einschlossen. Damit sollte eine<br />

klare Trennung von Risikobewertung (EBL) und Risikomanagement<br />

(Kommission) erfolgen, während die Aufgabe der<br />

Risikokommunikation, also die Information von Verbrauchern<br />

über bestehende und (nicht bestehende) Risiken, der<br />

EBL zufallen würde. Die Einrichtung einer EBL sollte auch<br />

zur Folge haben, dass die personellen Engpässe der bestehenden<br />

Wissenschaftlichen Komitees beseitigt würden und<br />

es nicht mehr zu Verzögerungen in der Beratung und dadurch<br />

im Handeln der Kommission käme. Übrigens wurde<br />

auch vermerkt, dass die EBL nach Ansicht der Kommission<br />

an einem für alle leicht erreichbaren Ort angesiedelt werden<br />

sollte. Dieser Ansicht ist der Rat 2003 leider nicht so ganz<br />

gefolgt.<br />

Die Verordnung zur Neuregelung des europäischen Lebensmittelrechts<br />

und zur Errichtung der EBL (178/2002 vom<br />

28. Januar 2002) enthält in Kapitel III, Artikel 22 bis 49 die<br />

Aufgabenbeschreibung der neuen Institution, ihre Struktur<br />

und Organe, ihre Arbeitsweise, Bestimmungen über ihre<br />

Unabhängigkeit und ihre Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit,<br />

ihre Finanzierung (Kommission, Mitgliedsstaaten,<br />

gegebenenfalls Gebühren) und ihren <strong>Recht</strong>sstatus. Sie trat,<br />

wie gesagt, 21. Februar 2002 in Kraft.<br />

Die EBL nahm ihre Arbeit zunächst in Brüssel auf. Ein<br />

großer Teil des Personals der Sekretariate der Wissenschaft-<br />

Catherine Geslain-Lanéelle an ihrem Arbeitstisch (© EFSA)<br />

lichen Komitees konnte gewonnen werden, für die EBL zu<br />

arbeiten, was aber trotzdem bedeutete, dass anfangs die<br />

Kapazitäten sehr gering waren. Zum ersten Geschäftsführenden<br />

Direktor wurde der Brite Geoffrey Podger und zum<br />

stellvertretenden und Wissenschaftlichen Direktor der Niederländer<br />

Herman Koeter ernannt. Ihnen fiel die Aufgabe<br />

zu, die EBL aufzubauen, das nötige Personal zu finden und<br />

eine funktionsfähige Organisation zu schaffen. Ende 2002<br />

wurden Wissenschaftler aufgefordert, Interessenbekundungen<br />

für die Tätigkeit in den acht vorgesehenen Wissenschaftlichen<br />

Gremien und dem Wissenschaftlichen Ausschuss<br />

einzureichen. Die erfolgreichen Kandidaten wurden<br />

vom Verwaltungsrat für drei Jahre ernannt und am 23. Mai<br />

2003 in ihre Aufgaben eingeführt. Eine Neubesetzung der<br />

Gremien fand im Juni 2006 statt und steht für 2009 an.<br />

Anfangs unterschieden sich Aufgaben und Arbeitsweise wenig<br />

von denen in den früheren wissenschaftlichen Komitees,<br />

zumal auf vielen Gebieten unvollendete Arbeiten einfach<br />

fortgesetzt werden mussten. Neu war von Anfang an das<br />

Streben nach mehr Öffentlichkeit, d. h., dass bereits während<br />

der Fertigstellung von Gutachten mit der Abteilung für<br />

Öffentlichkeitsarbeit Kontakt bestand über die Notwendigkeit<br />

und Weise der Unterrichtung der Presse. Neu war auch,<br />

dass alle Anfragen an die EBL und alle Gutachten auf der<br />

Homepage der EBL (www.efsa.europa.eu) veröffentlicht<br />

werden, ebenso wie die Namen, Lebensläufe und Interessenserklärungen<br />

der Mitglieder der Wissenschaftlichen Gremien<br />

und die Tagesordnungen und Sitzungsberichte.<br />

Für die Mitglieder der Wissenschaftlichen Gremien erfreulich<br />

und auch dringend erforderlich ist die bessere fachliche<br />

Unterstützung durch Einrichtungen der EBL: Bibliothek,<br />

Literaturrecherche, IT-Dienst, Statistik und Expositionsdatensammlung<br />

und -berechnung, im Vergleich zu Vor-EBL-<br />

Zeiten. Trotzdem scheint aus Sicht der wissenschaftlichen<br />

Experten, die ja nicht zum Personal der EBL gehören, eine<br />

Veränderung des derzeitigen Verhältnisses vom wissenschaftlichen<br />

zum administrativen Personal zugunsten des<br />

ersteren erforderlich, um die Wissenschaftler z. B. durch<br />

vorbereitende Literaturauswertungen zu entlasten. Wünschenswert<br />

wäre auch die Person eines englischsprachigen<br />

Herausgebers der Gutachten, um sprachliche Unebenheiten<br />

in den Texten zu beseitigen.<br />

Die Struktur der EBL wurde und wird weiterhin an die<br />

zunehmenden Anforderungen angepasst. Im Juli 2006 erhielt<br />

die EBL eine neue Geschäftsführende Direktorin, die<br />

Französin Catherine Geslain-Lanéelle, und 2007 wurde die<br />

Funktion des Wissenschaftlichen Direktors abgeschafft.<br />

Statt der ursprünglich acht Wissenschaftlichen Gremien<br />

gibt es seit diesem Jahr zehn.<br />

Der Umzug der EBL nach Parma fand in Etappen statt. Sie<br />

hat dort im Palazzo Ducale zwar einen wunderhübschen<br />

Amtssitz, jedoch kein eigenes Gebäude, so dass sie ihre Arbeit<br />

in mehreren Gebäuden verrichtet, über zu wenige Tagungsräume<br />

verfügt und gelegentlich in Hotels ausweichen<br />

muss. Die Mitglieder der Wissenschaftlichen Gremien wa-<br />

410 ı Originalarbeiten Deutsche Lebensmittel-Rundschau ı 104. Jahrgang, Heft 9, 2008

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