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Biosynthese der Capsaicinoide<br />
Für die Biosynthese der Capsaicinoide, jeweils ausgehend<br />
von essentiellen Aminosäuren, werden bisher zwei Wege<br />
angenommen 55) .<br />
1) Der Phenylpropanoid-Metabolismus aus Phenylalanin<br />
führt über die Zimtsäure, p-Cumarsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure<br />
und das Vanillin zum Vanillylamin.<br />
2) Die enzymatische Fettsäure-Synthese, ausgehend von<br />
Valin, führt über das α-Ketoisovalerat zu Isobutyryl-CoA.<br />
Unter enzymkatalysierter Einwirkung von Malonyl-CoA<br />
entstehen 8-Methylnonanyl-CoA bzw. 8-Methyl-6-nonenyl-<br />
CoA.<br />
Die Kondensation von Vanillylamin mit der jeweiligen Fettsäure-Komponenten<br />
lässt unter Enzymeinfluss Dihydrocapsaicin<br />
bzw. Capsaicin bei der Reifung von Capsicum-<br />
Früchten in der Plazenta entstehen. Nach Untersuchungen<br />
indischer Autoren 56) an Chillies (C. frutescens L.) soll der<br />
Valin-Biogeneseweg entscheidender für die Capsaicinbildung<br />
in den Früchten als der Phenylpropanoid-Weg sein.<br />
Bevor die Capsaicinoid-Biosynthese einsetzt speichern die<br />
Capsicum-Früchte p-Cumarsäure-, Kaffeesäure- und 3,4-Dimethoxyzimtsäure-Glycoside,<br />
sowie 3-O-Rhamnosylquercetin<br />
und 7-O-Glucosylluteolin 57) . Im Laufe des Fruchtreifungprozesses<br />
kommt es dann zu deutlichen Veränderungen.<br />
Es findet eine Steigerung der Capsaicinoidproduktion statt,<br />
und es kommt zu einem Rückgang der an der Vanillinbiogenese<br />
beteiligten Lignine sowie der freien Phenolsäuren 58) .<br />
Die Autoren fanden ebenfalls in der Padron-Paprika einen<br />
Rückgang der Peroxidase-Aktivität in den Membranen und<br />
Zellwänden. Der damit verbundene Anstieg der Säure-Isoenzyme<br />
wird mit dem Capsaicin-Metabolismus in Verbindung<br />
gebracht.<br />
In den Capsicum-Früchten bilden und sammeln sich die<br />
Capsaicinoide vor allem in den Epidermiszellen der Plazenten<br />
59) . Dort befinden sich dünnwandige radial gestreckte<br />
Drüsenzellen, die ein capsaicinoidhaltiges Sekret in den<br />
subkutikularen Raum abscheiden. Die geringen Scharfstoffmengen<br />
die in Samen und Fruchtgehäuse (Perikarp) gefunden<br />
wurden, könnten – so wird vermutet – durch Kontaktkontamination<br />
von der Plazenta bei der Aufarbeitung stammen.<br />
Zwischenzeitlich wurden auch in anderen vegetativen<br />
Paprikaorganen (Blätter und Stengel) geringe Capsaicinoidmengen<br />
gefunden 60) .<br />
Erst in jüngster Zeit beginnt sich biologische Forschung der<br />
komplexen genetischen Vererbung der Capsaicinoidbildung<br />
anzunehmen 55,61) . Dabei wurde auch festgestellt, dass sich<br />
Capsaicinoidprofile nicht so gut als chemotaxonomische<br />
Indikatoren für die Capsicumfamilie eignen 62) .<br />
Zerkleinert man Paprikafrüchte unter Sauerstoffeinfluss,<br />
stückig oder zu einem Püree, so wird eine Abnahme der<br />
Scharfstoffe gemessen 63) . Für das industrielle Processing<br />
und die Lagerung empfiehlt sich daher ein Arbeiten unter<br />
Stickstoffatmosphäre gegen diesen oxidativen Einfluss.<br />
Möglicherweise spielt dabei die oxidative Umlagerung von<br />
Capsaicin zu 5,5‘-Dicapsaicin unter Enzymeinwirkung eine<br />
Rolle 64) .<br />
Auch Dihydrodicapsaicin wurde neben Hydroxycapsaicin<br />
in C. annuum gefunden und beide als Antioxidanzien getestet<br />
65) .<br />
Antioxidanzien<br />
Molekularer Sauerstoff existiert in zwei Formen aus denen<br />
er eine Reaktion mit ungesättigten Systemen eingehen kann.<br />
Als Triplet-Sauerstoff ( 3 O 2) spielt er bei der Autoxidation<br />
eine entscheidende Rolle, als Singulet-Sauerstoff ( 1 O 2) löst<br />
er die Photooxidation aus. Diese reaktionsfähigen Sauerstoff-Formen<br />
mit einem großen Zerstörungspotenzial für<br />
biologische Materialien werden auf verschiedenen Wegen,<br />
chemisch durch Elektronentransfer und biochemisch in<br />
enzymgesteuerten Reaktionen gebildet. Im lebenden Organismus<br />
werden Lipide und Proteine normalerweise durch<br />
angepasste Enzymsysteme (Superoxid-Dismutase oder Katalasen)<br />
mehr oder weniger geschützt.<br />
Bei Nahrungsmitteln fällt dieser Schutz weg und muss einigermaßen<br />
ersetzt werden. Hier zeigen Gewürze und Kräuter<br />
mit ihren natürlichen Antioxidanzien ihre besondere Qualität<br />
für den Schutz und die Erhaltung des Genusswertes 66) .<br />
Für die Analytik der antioxidativen Aktivität sind Radikalgenerierung<br />
in vitro und Scavengingtechnik moderne Verfahren,<br />
die beim Wirksamkeitsnachweis der Antioxidanzien<br />
allerdings gern mit älteren Methoden (z. B. GC- und<br />
HPLC-Analyse von Aldehyd-Artefakten oder Photometrie<br />
des Chromophor aus Malondialdehyd mit 2-Thiobarbitursäure)<br />
kombiniert und ergänzt werden. Denn, für ein Antioxidans<br />
ist es durchaus möglich in einem Test erfolgreich zu<br />
sein, in einem anderen fehl zu schlagen und in einem dritten<br />
gar pro-oxidativ zu wirken.<br />
Paprika und Chillies sind eine natürliche Quelle für Antioxidanzien.<br />
Auf Grund ihrer chemischen Strukturen sind<br />
Carotinoide in der Lage sowohl die Autoxidation wie auch<br />
die Photooxidation zu hemmen. Sie sind stabile Radikalfänger<br />
67) , die durch ESRT (Electronic Spin Resonance Trapping)<br />
über Spin-Addukte 68) oder mittels Radikalgenerierung<br />
von 2,2-DPPH (2,2-Diphenyl-1-picrylhydrazyl-hydrat) und<br />
UV-Vis-Spektroskopie 69) in ihrer antioxidativen Aktivität<br />
bestimmt werden können. Während der Fruchtreifung nehmen<br />
die Carotinoide, Flavonoide, Phenolderivate, sowie<br />
die L-Ascorbinsäure in den Capsicum sp. im Allgemeinen<br />
zu 70) . Pflanzengenetik und Umwelt haben Einfluss auf die<br />
Entwicklung von Carotinoiden (β-Carotin, Zeaxanthin,<br />
Lutein) und Flavonoiden (Quercetin, Luteolin 71) . In den unreifen,<br />
grünen Früchten findet sich ein hoher Gehalt an Polyphenolen<br />
und Hydroxyzimtsäure-Derivaten, der im Laufe<br />
der Reifung zu den roten Früchten deutlich abnimmt. O-<br />
Glycoside von Quercetin, Luteolin, Chrysoeriol und C-Glycosylflavone<br />
und L-Ascorbinsäure wurden ebenfalls in den<br />
Süßpaprika-Früchten (C. annuum cv. Vergasa) gefunden 72) .<br />
432 ı Originalarbeiten Deutsche Lebensmittel-Rundschau ı 104. Jahrgang, Heft 9, 2008