schwerpunkt - Midrange Magazin
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MIDRANGE AKTUELL<br />
Mr. Watson, was sagen Sie nun<br />
Wie kein anderer hat Thomas J. Watson das Unternehmen IBM geprägt.<br />
Wer war dieser Mann, der für seine Visionen, das Credo „THINK“ und nicht zuletzt<br />
für die strengen Regeln bekannt war, denen jeder IBMer zu folgen hatte<br />
u viele Menschen warten auf jemanden,<br />
der ihnen einen Schubs „Z<br />
gibt. Wir bei IBM haben versucht,<br />
Selbstanlasser zu entwickeln“. Dieses<br />
Zitat von Thomas J. Watson bringt<br />
seine Überzeugungen auf den Punkt.<br />
Watson – Visionär, Positiv-Denker und<br />
Extrem-Salesman. Als er 1956 82-jährig<br />
starb, war er einer der reichsten<br />
Männer seiner Zeit und galt als weltbester<br />
Verkäufer. Unter seiner Führung<br />
entwickelte sich IBM zu einer internationalen<br />
Marktmacht, der<br />
jahrzehntelang typische<br />
Big Blue-Look – dunkler<br />
Anzug, weißes Hemd und<br />
natürlich Krawatte – ist<br />
auf genau den Dress Code<br />
zurückzuführen, den Watson<br />
seiner Truppe schon<br />
in den 1920er-Jahren zur<br />
Pflicht machte. Gepflegte<br />
Umgangsformen und<br />
eine tadellose Optik waren sein Markenzeichen,<br />
beide pflegte er akribisch<br />
und erwartete dasselbe von seinen Mitarbeitern.<br />
Um sich herum baute der Sohn<br />
schottischer Einwanderer ein Unternehmen<br />
auf, das selbstbewusst sein<br />
Motto THINK! verkörperte – 40 Jahre<br />
lang. Als Watson das Ruder übernahm,<br />
war er für 1.300 Mitarbeiter und einen<br />
Umsatz von 9 Millionen US-Dollar verantwortlich.<br />
Als er starb, beschäftigte Big Blue<br />
bei einem Jahresumsatz von 897 Millionen<br />
US-Dollar 72.500 Menschen. Reich<br />
wurde der Methodist, weil er bei seinen<br />
Vertragsverhandlungen eine gewinnabhängige<br />
Provision ausgehandelt hatte.<br />
Dass mit diesem Passus jemals ein<br />
Penny zu verdienen sei, glaubte außer<br />
Watson niemand.<br />
Faible für (Bank)Noten<br />
Thomas John Watson wurde im Februar<br />
1874 als Sohn eines Farmers in<br />
Campbell, New York geboren. Ein einjähriger<br />
Buchhaltungskurs diente ihm<br />
als Basis für eine der größten Karrieren<br />
der Geschichte. Erste Aufgaben in dieser<br />
Zunft hängte Watson bald für eine<br />
Verkaufstätigkeit an den<br />
Nagel: Als Assistent eines<br />
Handelsreisenden brachte<br />
er Klaviere und Orgeln<br />
an den Mann. Vielleicht<br />
entdeckte Watson schon<br />
hier sein Faible für Noten,<br />
auch Banknoten.<br />
Und vielleicht ist auch<br />
das gemeinsame Singen<br />
innerhalb der IBM, das<br />
Watson später aus Motivationsgründen<br />
initiierte und pflegte, auf eben diese<br />
ersten Sales-Erfolge in seiner Heimat<br />
zurückzuführen.<br />
In Buffalo versprach sich Watson<br />
bessere Einkünfte – mit Nähmaschinen.<br />
Eine Anekdote, die sein Sohn Tom später<br />
in seiner Autobiografie beschreiben<br />
wird, stammt aus dieser Zeit. Watson<br />
sei in einen Saloon gegangen und habe<br />
hier einen Verkaufsabschluss gefeiert.<br />
Mit offenbar deutlich zu viel Alkohol…<br />
Als die Bar schloss, war seine Habe verschwunden<br />
– Diebe hatten sich Pferd<br />
und Wagen inklusive Produktmuster<br />
unter den Nagel gerissen. Die Geschichte<br />
sprach sich herum, Watson musste<br />
den Schaden begleichen und brauchte<br />
ein Jahr, um wieder einen festen Job zu<br />
finden. Später stellte er bei IBM strenge<br />
Regeln in Sachen Alkoholkonsum auf,<br />
die auch außerhalb der Firma galten. In<br />
dem Buch „Father, Son & Co.: My Life<br />
at IBM and Beyond“ bedauert Thomas J.<br />
Watson Junior, dass diese Begebenheit<br />
es nie in die Überlieferungen der IBM<br />
geschafft habe. Der Staff, der sich an<br />
12<br />
MIDRANGE MAGAZIN · 06/2012