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STEGLITZER HEIMAT - Heimatverein Steglitz

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denburg, das Benediktiner Nonnenkloster St. Marien (monasterium sancte<br />

marie virgins apud spandow, conuent der Closterjuncfrawen by spandow,<br />

sente Benedictes orden). Ausgewählt wurden die Benediktiner als<br />

alter und traditionsreicher Orden, als zentrale geistliche Institution. Im<br />

Ortsverband waren die Benediktinerinnen leichter von den Markgrafen<br />

beeinflussbar und sollten damit die wirtschaftliche Entwicklung fördern.<br />

In einer Verschreibung in den Klosterbriefen von 1571 findet sich in fast<br />

unleserlicher Schrift:<br />

Item Marggraff Johansen vnd Otten fundation des klosters zu Spandow,<br />

vnd Donation des Dorffs Languitz. Anno 1239. (Ferner Markgraf Johann<br />

und Otto Gründung des Klosters zu Spandau, und Schenkung des Dorfs<br />

Lankwitz. Im Jahre 1239). Das Jahr 1239 ist somit die älteste urkundliche<br />

Erwähnung von Lankwitz. Außer dem Patronatsrecht über die Nikolaikirche<br />

und weitere 19 Kirchen in verschiedenen Dörfern bedachten die Markgrafen<br />

dem Kloster "das dorff Langwitz mit 44 hueffen, weiden und wassern".<br />

Neben der Landwirtschaft betrieben die Nonnen auch Geld- und Kreditgeschäfte.<br />

Außer sozialen und kulturellen Aufgaben versorgte das Kloster<br />

neben dem Unterhalt einer Mädchenschule unverheiratete und wohlhabende<br />

Frauen aus dem Adel und dem Bürgertum nach Einbringen einer<br />

Mitgift.<br />

Da die Einkünfte des Klosters noch gering waren, fügte Heinrich, Bischof<br />

von Brandenburg4 , laut Urkunde vom 2.April 1265 eine Schenkung von<br />

Tafelgütern, d.h. den "Zehend" der Pfarre zu Lankwitz, den Nonnen - die er<br />

Ancillas Christi nannte - zu. In der lateinischen Urkunde heißt es u.a.:<br />

Heinricus, Dei gratia Brandenburgensis Episcopus, omnibus in perpetuum.<br />

... Volumus ergo ad presentium et futurorum noticiam pervenire, quod nos<br />

requisito nostri capituli consensu pariter et obtento, totam decimam<br />

ecclesie in Lanchwitz, ad jus Patronatus ecclesie ancillarum Christi spectantis<br />

in Spandowe, ...<br />

Nach dem Einsetzen einer Leibrente für zwei Jungfrauen übertrug<br />

Markgraf Otto aus dem Hause Wittelsbach am 31. Oktober 1371 dem<br />

Kloster zu Spandau die Bede (eine frühere niederdeutsche Bezeichnung<br />

für gewisse Abgaben in Geld und Naturalien) des Dorfes Lankwitz. Damit<br />

4 Heinrich von Ostheeren, Bischof von Brandenburg (Amtszeit 1261 - 1278)<br />

32<br />

standen die Nonnen im Genuss aller von den Lankwitzer Dorfbewohnern<br />

zu leistenden Abgaben:<br />

Lanckwiz gehört zum Kloster, welches darinn die Ober- und Nieder-<br />

Gerichte, das Kirchenlehen, einen Lehn Schulzen, von 8 Hüfenern 5 Thlr. 6<br />

gr. Hufen Zins, 5 Wspl. 12 Schffl. Roggen-, 3 Wspl. 8 Schffl. Gersten-, 8<br />

Wspl. 6 Schffl. Hafer-Pacht, 16 Rauch Hüner u. von 7 Hüfenern den Fleisch<br />

Zehend hat.<br />

Im Landbuch Kaiser Karls IV. 5 von 1375 ist unter "Lanckowitz" zu lesen,<br />

dass die Nonnen zu Spandau Pacht, Zins, sowie oberstes und niederstes<br />

Gericht und Patronat besitzen.<br />

Neben den von neun namhaften Familien den Nonnen übertragenen Landbesitzen<br />

gehörten im 16. Jahrhundert außer Klosterfelde noch neun weitere<br />

Dörfer zum Grundbesitz des Klosters, weitere 37 Einzelgüter zahlten<br />

Abgaben.<br />

Nachdem Kurfürst Joachim II. 6 1539 zum lutherischen Bekenntnis übergetreten<br />

war, brachte die Reformation auch Veränderungen für das Kloster.<br />

Im Jahre 1541 wurde das Patronatsrecht auf den Rat der Stadt Spandau<br />

übertragen. Am 27.April d. J. hatten die kurfürstlichen Visitatoren eine neue<br />

Klosterordnung erlassen. Die verbliebenen Ordensfrauen erhielten ein<br />

Deputat, durften jedoch nur noch bestimmte Teile ihres Gebet- und Gesangbuches<br />

benutzen. Im Jahre 1552 gab es noch 18 Ordensfrauen, 1558<br />

jedoch nur noch zehn. Die letzte Benediktinerin verstarb 1598. Die an das<br />

Kloster vergebenen Güter gingen 1558 an den diese verwaltenden Landesherrn<br />

Kurfürst Joachim II. über. Der überließ das Kloster später auf<br />

Lebenszeit seinem Diener Caspar von Klitzing für dessen treue Dienste.<br />

Auf Befehl des Kurfürsten Georg Wilhelm7 wurden 1626 die Klostergebäude<br />

am südlichen Stadtrand - heute Standort der Spandauer Post und<br />

des Bahnhofs - abgetragen.<br />

Aus der Zeit der Benediktinerinnen waren in Lankwitz nur noch die alten<br />

Fundamente vorhanden, die 1767 zum Neubau des Lankwitzer Herrenhauses,<br />

des sog. "Schlosses" dienten. Bei der Suche nach Baulichkeiten in der<br />

Ruine des Schlosses, das in der Bombennacht vom 23./24. August 1943<br />

abbrannte, wurden ab 1952 im Keller von Archäologen und Denkmalpfle-<br />

5 Kaiser Karl IV. (geb. 1316 / gest. 1378)<br />

6 Joachim II., Kurfürst von Brandenburg (geb. 1505 / gest. 1571)<br />

7 Georg Wilhelm, Kurfürst von (geb. 1595 / gest. 1640)<br />

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