STEGLITZER HEIMAT - Heimatverein Steglitz
STEGLITZER HEIMAT - Heimatverein Steglitz
STEGLITZER HEIMAT - Heimatverein Steglitz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Atelier zum Ton-Film-Atelier umgebaut, wo auch der erste deutsche Tonfilm<br />
entstand. Mein Bruder, ein gelernter Hotelfachmann, hatte als junger<br />
Mann als Statist in mehreren Filmen mitgewirkt. Dabei ergab es sich, dass<br />
er bei einer Großaufnahme einer Filmverführung im PT-Filmtheater in der<br />
<strong>Steglitz</strong>er Albrechtstraße ganz deutlich ins Rampenlicht kam. Da auch<br />
viele Lankwitzer dieses Kino besuchten, geschah es, dass plötzlich mehrere<br />
Besucher riefen: "Kiek mal, det ist doch ‘Moppel-Hengst’!" und das<br />
fünfzehn Jahre, nachdem er den Spitznamen erhielt.<br />
Regisseure und Schauspieler<br />
Von den Filmschauspielern und Regisseuren, die vor dem ersten Weltkriege<br />
in Lankwitz tätig waren, seien noch einige erwähnt. Paul von Woringen,<br />
Gerhard Dammann ("Humoresken", 1911), Hansi Arnstädt (in "Königin Luise"),<br />
Hugo Flink, Junkermann, Hans Mierendorff, Lotte Neumann (als spätere<br />
Filmautorin bekannt), Henny Porten, deren Vater Franz Porten hier als<br />
Regisseur wirkte, Ludwig Rex, Hilde Wolter haben in Lankwitz bei Riesengagen<br />
von 7 - 20 Mark je Tag nebst "Spesenersatz bis zum Bahnhof Groß-<br />
Lichterfelde Ost" insgesamt in über fünfhundert Filmen mitgewirkt. Der<br />
patriotische Großfilm "Theodor Körner, Von der Wiege bis zu seinem Heldentod"<br />
wurde im Jahre 1912 gedreht; die Außenaufnahmen fanden am<br />
Karpfenteich bei Osdorf und in der Gegend um Kleinbeeren, Heinersdorf<br />
und Lankwitz-Süd statt. 1903 inszenierte Friedrich Fehér eine zweiaktige<br />
Filmfassung von Lessings "Emilia Galotti". Durch den Weltkrieg wurde dieses<br />
Filmschaffen unterbrochen, doch blühte Lankwitz in den Jahren 1920<br />
bis 1923 filmisch von neuem auf.<br />
Theatermalerei Axel Wagner<br />
Das erste deutsche Filmatelier von 1904 war kein Neubau, sondern ein<br />
Umbau des Malerateliers Wagner. Der in Stockholm geborene Theatermaler<br />
Axel Wagner aus Berlin hatte 1889 das Gebäude in der Zietenstraße 10<br />
für die Anfertigung von Bühnendekorationen gebaut. Von der Zieten-straße<br />
aus war der Gewerbebau nicht zu erkennen, weil der Architekt das<br />
Kontorgebäude im Villenstil quer vor die Halle baute - so wurde damals<br />
auf das Stadtbild eines Vorortes der Reichshauptstadt Rücksicht genommen.<br />
Die zwei Malsäle waren jeder 600 qm groß, 4,5 m hoch und mit breiten<br />
Fenstern großzügig belichtet. Wagners Auftraggeber waren das<br />
Berliner Königliche Opernhaus und Schauspielhaus, das Deutsche Theater<br />
in Berlin, die Hoftheater in Hannover und Stockholm, das Alexandra-<br />
Theater in St. Petersburg und das Dagmar-Theater in Kopenhagen. Gemalt<br />
14<br />
Muto-Filatelier, Zietenstraße 10, Aufnahme: Walter Selle, 1940, Archiv Wolfgang Friese<br />
wurden die Kulissen zu bedeutenden Aufführungen wie "Cavalleria rusticana",<br />
"Hänsel und Gretel", "Medici", "Fiesco" und "Tannhäuser". Für die<br />
"Wendentaufe" auf der Berliner Gewerbeausstellung 1900 ist eine Havellandschaft<br />
in 140 m Länge dargestellt worden. Außer dem technischen<br />
Personal waren bis zu 8 akademische Maler im Atelier tätig. Schon damals<br />
ging es hektisch zu, Prospekte von 14 m Länge und 7,5 m Höhe mussten<br />
oft in 2 Tagen fertig sein.<br />
In den Jahren 1904 bis 1906 wurde Wagners Theatermalerei dann zu dem<br />
Muto-Filmatelier umgebaut. Nach dem Vorbild des Muto-Ateliers entstanden<br />
sehr bald weitere große Glashäuser in der Umgegend; die Ateliers in<br />
Neubabelsberg, Tempelhof und Mariendorf gehören dazu. Auf die guten<br />
Filmerfahrungen in der Zietenstraße gestützt, errichtete 1910 dann die<br />
Firma Trollmann-Larsen im Upstall ein zweites Lankwitzer Filmatelier. Es<br />
wurde ein umfangreiches ebenerdiges Glashaus als Doppelatelier, etwa<br />
dort, wo heute die Grundstücke Kaiser-Wilhelm-Straße 131-135 am<br />
Teltowkanal sind. Hier wurden bis 1925 zahlreiche Filme hergestellt. Mit<br />
dem Anbruch der Tonfilmzeit, der "akustischen Photographie", in den<br />
Jahren 1929/30 wurde der Filmbetrieb eingestellt. Der Bau ist 1939 zu<br />
einer Großgarage umgestaltet worden, die nach dem Bombenangriff auf<br />
Lankwitz in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943 niederbrannte. Harri<br />
15