STEGLITZER HEIMAT - Heimatverein Steglitz
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Staatsanwalt beantragte wegen gemeinschaftlichen Totschlags ein Jahr<br />
Gefängnis und wegen Verstoß gegen die Waffenverordnung zusätzlich einen<br />
Monat Haft.<br />
Das Urteil<br />
Das Urteil wurde am 20. Februar 1928 gegen 17 Uhr verkündet:<br />
"Im Namen des Volkes ... Das Schwurgericht des Landgerichts II in Berlin<br />
hat in der Sitzung vom 20. Februar 1928 ... für Recht erkannt:<br />
Der Angeklagte wird wegen Vergehens gegen § 1, Absatz 3 der Verordnung<br />
über Waffenbesitz vom 13. Januar 1919 zu drei Wochen Gefängnis<br />
verurteilt, die durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt sind. Im übrigen<br />
wird er freigesprochen."<br />
Paul Krantz verließ das Gericht als freier Mann. Er machte an der reformpädagogischen<br />
Odenwaldschule sein Abitur und studierte ab 1929 Germanistik<br />
in Frankfurt/M. 1931 verfasste er unter einem Pseudonym den<br />
Roman "Die Mietskaserne". Am 5. März 1933 emigrierte er nach Paris. Das<br />
war wohl auch gut so, denn dieses Buch wurde fünf Tage später auf die<br />
Scheiterhaufen der Bücherverbrennung geworfen. 1938 leitete die Gestapo<br />
gegen ihn ein Ausbürgerungsverfahren ein. Paul Krantz studierte<br />
weiter an der Sorbonne und war Mitarbeiter bei französischen Zeitschriften.<br />
1948 erfolgte die Einbürgerung in die USA. Dabei änderte er seinen<br />
Namen in Ernst Erich Noth. Er arbeitete später als Schriftsteller und Literaturhistoriker.<br />
1971 erschien sein Buch "Erinnerungen eines Deutschen".<br />
Am 15.1.1983 starb er in Bensheim (Bergstraße).<br />
Hilde Scheller verließ Berlin und wurde später Bibliothekarin.<br />
Der Film (Kinostart: 12. Februar 2004)<br />
Der Titel des Films ergibt sich aus einem Gedicht von Hilde Scheller für<br />
Paul Krantz. Darin heißt es u.a. "Ein Mädel wird sich schön bedanken /<br />
Wenn Deine Glut nur aus Gedichten spricht / Was nützt die Liebe in Gedanken<br />
/ Kommt die Gelegenheit, dann kannst du's nicht."<br />
Während der Drehzeit von fünf Wochen gab es nur ganze vier Sonnentage.<br />
Dem Produzenten Christophe Mazodier ging unterdessen das Geld<br />
aus, so das Stefan Arndt das Projekt zu Ende führte.<br />
Man beließ die Story in den zwanziger Jahren, passte sie aber sprachlich<br />
der heutigen Umgangssprache an. <strong>Steglitz</strong> und die Albrechtstraße werden<br />
in dem Film nicht ausdrücklich erwähnt; es wird allgemein von Berlin<br />
gesprochen. Auch die Außenaufnahmen des Hauses haben mit dem tatsächlichen<br />
Haus, das den Krieg überstanden hat, nichts zu tun.<br />
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Über die Schülertragödie ist übrigens ist im Heft 2001/2 der <strong>Steglitz</strong>er<br />
Heimat (S. 19 - 23) ein Bericht der "Berliner Illustrirten" vom 12.2.1928 wiedergegeben.<br />
Dr. Christian Simon<br />
20. Juli 1944 - 20. Juli 2004<br />
Erinnerungen an Hasso von Boehmer<br />
Aufgespürt von Erika Reinhold<br />
Vor 60 Jahren scheiterte der Versuch des deutschen Widerstandes, die<br />
Gewaltherrschaft Hitlers zu beseitigen. Aus diesem Anlass veröffentlichen<br />
wir die Erinnerungen eines früheren Schülers des Real-Gymnasiums, Harald<br />
von Uslar-Gleichen, an seinen Schulkameraden Hasso von Boehmer,<br />
abgedruckt in den Vergilia-Nachrichten, dem Mitteilungsblatt ehemaliger<br />
Real-Gymnasiasten1 .<br />
"Hasso von Boehmer, geb 9.8.1904, ist ... den Alten noch recht gut in<br />
Erinnerung. Sie kannten ihn als langjährigen Vorsitzenden unseres Schüler-Turnvereins,<br />
Mitglied unserer Faustballmannschaft, mit der wir zu den<br />
Bismarck-Spielen zogen, und vor allem aber als Initiator und Führer einer<br />
Jugendgruppe, die sich weitgehend aus Schülern des Lichterfelder Realgymnasiums<br />
zusammensetzte. Wir nannten uns erst (meiner Erinnerung<br />
nach) Vaterländische Jugendgruppe, traten dann als Gruppe dem Jungsturm<br />
bei und wechselten später geschlossen - mit einer Ausnahme - zum<br />
Jungnationalen Bund über, der unseren Vorstellungen von Jugendbewegung<br />
mehr entsprach. Hasso von Boehmer war die von uns allen anerkannte,<br />
geborene Führerpersönlichkeit, die es verstand, junge Menschen<br />
für etwas zu begeistern. Diejenigen, die mit ihm in der Jugendbewegung -<br />
von der für viele doch eine stark prägende Wirkung für das weitere Leben<br />
ausging - eine Strecke Weges gemeinsam zurückgelegt haben, sollten<br />
doch wissen, wie sein Leben weiter verlief und wie es endete.<br />
1 Das 1902 gegründete Lichterfelder Realgymnasium für Jungen spaltete sich als neusprachlicher<br />
Zweig vom Schiller-Gymnasium ab und erhielt 1911 ein eigenes Gebäude<br />
in der Drakestraße (heute Goethe-Oberschule). Diese Schule wurde später mit der heutigen<br />
Lilienthal-Schule am jetzigen Standort Wüllenweberweg vereinigt.<br />
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