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KAPITEL 5. MARTINGALE 39<br />
Beispiel 5.12. Martingaltransformierte kann man auch als Auszahlungen von Spielsystemen<br />
interpretieren. Gegeben, eine zufällige Größe entwickelt sich gemäß des adaptierten Prozesses<br />
X = (Xt)t=0,1,2,.... Wettet man vor Zeit t mit einem Einsatz Ht (basierend auf den Erfahrungen,<br />
die aus X0, ..., Xt−1 gewonnen wurden) auf die Änderung der zufälligen Größe Xt −Xt−1,<br />
so ist (H · X)t der bis zur Zeit t realisierte Gewinn. Gegeben der zugrunde liegende Prozess<br />
X ist ein Martingal, zeigt Proposition 5.11, dass der erzielte Gewinn H · X für jede Strategie<br />
H ein Martingal ist. Insbesondere ist der erwartete Gewinn 0.<br />
Als Beispiel betrachten wie das Petersburger Paradoxon: eine faire Münze wird unendlich<br />
oft geworfen. In jeder Runde setzt ein Spieler einen Einsatz in beliebiger Höhe. Kommt Kopf,<br />
verliert er ihn, kommt Zahl, so wird der Einsatz verdoppelt wieder ausbezahlt. Das Paradox<br />
besteht aus folgender Strategie: startend mit einem Einsatz von 1 beim ersten Münzwurf,<br />
verdoppelt der Spieler bei jedem Misserfolg seinen Einsatz. Kommt der erste Erfolg im t-ten<br />
Wurf, so beträgt sein bisheriger Einsatz �t i=1 2i−1 = 2t − 1. Da der letzte Einsatz 2t−1war, bekommt der Spieler also 2t zurück, hat also sicher einen Gewinn von 1 gemacht, obwohl das<br />
Spiel fair war.<br />
Um dieses Spiel mittels Martingalen zu analysieren, sei X1, X2, ... eine unabhängig, identisch<br />
verteilte Folge mit P[X1 = −1] = P[X1 = 1] = 1<br />
2 , und S0 = 0, St = �t i=1 Xi. Dann ist<br />
S = (St)t=0,1,2,... ein Martingal. Weiter sei Ht der Einsatz im t-ten Spiel. Dann ist<br />
(H · S)t =<br />
t�<br />
Hi(Si − Si−1) =<br />
i=1<br />
t�<br />
i=1<br />
HiXi<br />
der Gewinn nach dem t-ten Spiel. Da mit S auch H · S ein Martingal ist, gilt<br />
lim<br />
t→∞ E[(H · S)t] = E[(S · H)1] = E[X1] = 0,<br />
d.h. der mittlere Gewinn nach langer Zeit ist 0, unabhängig von der Strategie H. Oben haben<br />
wir den Einsatz<br />
Ht := 2 t−1 1 {St−1=−(t−1)} (5.3) eq:H<br />
betrachtet und gezeigt, dass für den Gewinn (H · S)t t→∞<br />
−−−→fs 1 gilt.<br />
Wie bewerten wir nun die Strategie (5.3)? Sei T die zufällige Zeit des Gewinns, d.h. T ist<br />
. Insbesondere ist T fast sicher endlich. Dann ist<br />
geometrisch verteilt mit Parameter 1<br />
2<br />
� �∞<br />
E<br />
t=1<br />
Ht<br />
�<br />
=<br />
∞�<br />
k=1<br />
1<br />
2 k (2k − 1) = ∞,<br />
d.h. für die obige Strategie benötigt man unter Umständen sehr viel Kapital.<br />
5.3 Optional Stopping und Optional Sampling<br />
P:optStop Proposition 5.13 (Optional Stopping). Sei I = {0, 1, 2, ...} und X = (Xt)t∈I ein (Sub,<br />
Super)-Martingal und T eine fast sicher endliche Stoppzeit. Dann ist X T = (XT ∧t)t∈I ein<br />
(Sub, Super)-Martingal.