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Severin der Asket<br />
Es war Montag. Severin, nunmehr ein Yoga-Asket, stand in der überfüllten Straßenbahn auf der<br />
Fahrt zur Arbeit. Er schwebte über der Welt und ignorierte die Situation.<br />
Dienstag, Severin der Asket stand in einer überfüllten Straßenbahn auf dem Weg zur Arbeit. All das<br />
war Maya und er ignorierte die Situation.<br />
Mittwoch, Severin stand in einer überfüllten Straßenbahn auf dem Weg zur Arbeit....<br />
Es ist wieder Montag. Wieder in der überfüllten Straßenbahn....<br />
Es war Dienstag, es wurde Mittwoch und so ging es weiter, Tag für Tag. Grau, so wie eben ein<br />
grauer Alltag ist....<br />
Das Leben ging weiter wie gewohnt. Es konnte sich auch nicht viel ändern, denn Severin musste ja<br />
seinen Lebensunterhalt verdienen. Aber es gab kleine Ereignisse, die zwar das Leben nicht schöner<br />
machten, aber ihm ein Erfolgserlebnis bescherten und zeigten wie stark seine Willenskraft war.<br />
Mochte es auch nicht perfekt sein, so bot es bereits ein wenig Änderung im Leben. Er hatte sich<br />
ohne Murren ein Eis versagt, obwohl es drückend schwül war und er früher gerne Eis gegessen<br />
hatte. Er hatte es abgelehnt ins Kino zu gehen. Der Film war ein Abenteuerfilm, in dem geschossen<br />
wurde, und bot weder eine religiöse noch eine philosophische Tiefe. Es kamen noch einige Alltags-<br />
Situationen ähnlicher Art dazu.<br />
Solcherart vergingen einige Monate. Severin betrachtete seine Lebensweise als beinahe heilig. Es<br />
führte dazu, dass er mit sich selbst sehr zufrieden war und sich besser dünkte als die anderen<br />
Menschen.<br />
Nach wie vor las Severin gerne Yogabücher und sah sich im Internet um. Er wollte nicht nur ein<br />
heiliges Leben führen, sondern in Religion und Esoterik auch gebildet sein.<br />
Allmählich jedoch machte sich bei Severin eine Leere bemerkbar. Er führte zwar ein ideales<br />
Yogaleben, wie ihm schien, aber er war weder glücklich noch hatte er das Empfinden in irgend einer<br />
Weise fortzuschreiten. Die Regeln des Jnana Yoga klangen sehr gut und logisch. Er hatte sie befolgt,<br />
und dennoch kam er hierbei nicht weiter, geschweige denn, dass er das Empfinden hatte sich der<br />
Erleuchtung und Erkenntnis einer absoluten Wahrheit zu nähern.<br />
In dieser für Severin sich mit Frust zuspitzenden Situation hatte er einen Traum.<br />
Im Traum ging Severin eine trostlose Straße entlang, die kein Ende nehmen wollte. Der<br />
Schneeregen peitschte ihm kalte Tropfen ins Gesicht, die wie Nadeln brannten. So entschloss er sich<br />
ein Kaffeehaus aufzusuchen, dessen Lichter einladend warm ein Paradies zu verkünden schienen.<br />
Severin trat ein und setzte sich an einen Tisch. Kurz darauf setzte sich ein junger Mann zu ihm, der<br />
zu Severins Schrecken Hörner auf dem Kopf hatte. "Das ist der Teufel" schoss es Severin durch den<br />
Kopf.<br />
"Ja, ich bin der Teufel", gab ihm der Mann lächelnd zur Antwort.<br />
"Der hat meine Gedanken belauscht", schoss es Severin abermals durch den Kopf.<br />
"Selbstverständlich höre ich alle Deine Gedanken", hörte er abermals den Teufel hoch zufrieden<br />
sagen.<br />
"Weshalb hast Du mich aufgesucht", fragte ihn Severin.<br />
"Du denkst Tag und Nacht an mich", gab ihm der Teufel genüsslich zu verstehen. "Wir sind dadurch<br />
sozusagen ein festes Pärchen geworden."<br />
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