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meinen, dass Richtlinien aus alten Zeiten sich durch die Jahrhunderte bewährt haben mussten,<br />
andernfalls hätte man sie doch längst fallen gelassen. Es gab hier für Severin etliche Rätsel, die<br />
gelöst werden wollten.<br />
Nachdem Severin durch Nachdenken keine Lösung gefunden hatte, suchte er im Internet nach<br />
Kontroversen und Diskussionen zwischen unterschiedlichen Lehrmeinungen. Da fand er eine Stelle,<br />
die wenngleich sie keine Lösung bot, doch darauf hinwies, dass es mit Wahrheit nicht so leicht<br />
bestellt sei. Es war eine Reisebeschreibung:<br />
Ich hatte mir einen guten Aussichtsplatz auf einem Balkon gemietet und hatte von hier aus<br />
einen guten Blick auf die Prozession von Sadhus, die bei dem größten Fest der Asketen und<br />
Yogis, dem Kumbha Mela, dicht gedrängt durch die Straße in Richtung Ganges strömten. Es<br />
war ein buntes Gemisch. Die Prozession begann mit nackten Asketen, die keinen weiteren<br />
Besitz bei sich trugen außer einem Schwert. Ich wunderte mich. Wozu braucht ein Mönch, der<br />
dem weltlichen Leben entsagt, ein Schwert?<br />
Dann kamen weitere Sadhus, aschebestrichen und mit Blütengirlanden. Bald wurde die<br />
fromme Gesellschaft bunter. Heilige wurden auf Sänften getragen oder thronten auf einem<br />
Elefanten, in bunten Gewändern, mit riesigem Turban und Prunk, umgeben von einer Schar<br />
von Gefolgsleuten. Sie zeigten ihren Status und ihre Macht. Sollten das Heilige sein, die sich<br />
in Protz derart prostituieren? Und dazwischen waren immer wieder ausgezehrte Gestalten mit<br />
verfilztem Haar, die in ihrer Weltentsagung authentisch erschienen. Eitle Schau und echte<br />
Askese gingen in seltener Eintracht Seite an Seite.<br />
Wie viele Ansichten und Lehrmeinungen mochten wohl hinter dieser unüberschaubaren<br />
Vielfalt stehen?<br />
Kumbha Mela, das Fest der Eremiten, Wanderasketen und Yogis<br />
Bei weiterer Suche fand Severin eine Notiz, die ihm nachdenkenswert erschien:<br />
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