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Pfeilwortsadhana<br />
Severin legte sich einen Zettel zurecht und machte die Assoziations-Übung. Wahllos, wie ihm die<br />
Begriffe einfielen, notierte er sie auf:<br />
Im Zentrum:<br />
"im Mittelpunkt sein wollen"<br />
Die Assoziationen waren:<br />
sich wichtig machen --- angeben --- Positionskampf --- Machtstreben --- Bedürfnis nach<br />
Anerkennung --- Bedürfnis nach Zuwendung --- Bedürfnis nach Liebeszuwendung -- Eitelkeit --<br />
- Rangordnung --- auffallen wollen etc..<br />
Ein Kennzeichen der Pfeilwortsadhana ist, dass man die Assoziationen möglichst schnell bilden und<br />
notieren soll. Dadurch sind die Assoziationen weniger überlegt und logisch, sondern stärker<br />
emotionell belegt. Es mag sein, dass bei sehr schnellem Assoziieren auch nicht passende Begriffe<br />
Eingang finden. Das kann man in Kauf nehmen. So mancher abseits gelegene Begriff zeigt jedoch<br />
bei tieferem Nachdenken oft überraschende Zusammenhänge mit dem zentralen Begriff. Das erhöht<br />
das Verständnis und bereichert die Recherche. Auch hier fanden sich in den Schlagworten<br />
gegensätzliche Begriffe wie "Bedürfnis nach Liebeszuwendung" neben "Machtstreben" und<br />
"Eitelkeit", die bei erster Durchsicht einen zweifelhaften Bezug zum zentralen Begriff hatten.<br />
Severin erschienen bei der Durcharbeitung der fertigen Pfeilwortasdhana einige Begriffe als nicht<br />
gerechtfertigt. Nach einigem Überlegen entdeckte er jedoch, dass manche Verhaltensweisen<br />
Mischphänomene waren. Streben nach Macht enthält zum Beispiel das Bedürfnis ganz oben zu sein,<br />
um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erlangen, aber es enthält auch die Komponente "Angst",<br />
welche durch Stärke beziehungsweise Macht beschwichtigt wird.<br />
Auf philosophisch-religiöser Ebene erweckte Severin die Kategorie "Bedürfnis nach Anerkennung"<br />
den Eindruck, dass es im Menschen eine psychische Kraft gibt, welche auf dem Bedürfnis nach<br />
Liebe aufbaut.<br />
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