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Nachtmahr: Collage aus Bildern von Johann Heinrich Füssli (1741-1825)<br />
Zum Glück verhielt sich das Wesen weiterhin passiv und blieb an seinem Platz. Endlich konnte<br />
Severin die Finger seiner rechten Hand bewegen. Es war mühselig und gelang nur unter größter<br />
Anstrengung. Millimeter um Millimeter schaffte er es die Finger zu bewegen. Bald ging die Bewegung<br />
leichter und schon war die Lähmung endlich abgeworfen.<br />
Auf diese Hilfe hätte ich verzichten können, dachte sich Severin. Das war typisch für Schatten. Von<br />
ihm kann man nur Schlechtes erwarten!<br />
Im Laufe der nächsten Minuten jedoch änderte sich Severins Einstellung. Irgendwie war er doch<br />
neugierig darauf zu wissen, was da wohl vorgefallen sei. Dann schlief er wieder ein. Gegen Morgen,<br />
nach dem Aufwachen, dachte er wieder an sein nächtliches Abenteuer. Nunmehr schien es ihm<br />
weniger schrecklich, dafür aber um so interessanter. Es war sein erstes paranormale Erlebnis, stellte<br />
er fest. Er hatte die Begegnung mit einem jenseitigen Wesen. Wenngleich im ersten Augenblick<br />
unheimlich und unerfreulich, war es der Beweis, dass es andere Seinsdimensionen gab und er hatte<br />
sich am Fenster zu einer anderen Realität befunden.<br />
Jetzt im Nachhinein zählte die Furcht nicht mehr und statt dessen siegte die Neugierde. Voller<br />
Begeisterung stürzte sich Severin am kommenden Abend in die Informationsbeschaffung im Internet.<br />
Es hatte nicht lange gedauert und Severin hatte erfahren, dass es sich in seinem Fall um eine<br />
Schlafparalyse gehandelt hatte und das unheimliche Wesen wahrscheinlich nur in seiner Einbildung<br />
existiert hatte. Nichts an all dem war paranormal.<br />
Beinahe hätte sich bei Severin schon Enttäuschung breit gemacht, als er las, dass die Schlafparalyse<br />
ein Vorstadium zum Astralreisen sei, eine seltene Fähigkeit, die dem Betreffenden die Möglichkeit<br />
gibt Jenseitswelten aufzusuchen. Die Ankündigung der potentiellen Fähigkeit war für Severin<br />
faszinierender als es jeder Geist hätte sein können und seine Freude über die Fähigkeit, die er<br />
entwickeln wolle, war dermaßen groß, dass er die halbe Nacht vor Begeisterung nicht einschlafen<br />
konnte.<br />
Erstmals in seinem Leben war er Schatten dankbar. Er hatte ihm wirklich geholfen, auch wenn die<br />
Hilfe seine Handschrift trug.<br />
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