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Die zweite Ausarbeitung: Überheblichkeit<br />
Während der Übung der Achtsamkeit (Sattipathana) stellte Severin fest, dass er, während er auf die<br />
ethischen Ziele des Yoga ausgerichtet war, gerne Vergleiche mit anderen Menschen anstellte, denen<br />
er auf der Straße begegnete. Hierbei tauchten Gedanken auf wie etwa: "Dieser Mensch kennt nur<br />
materielle Zielsetzungen". "Dieser Mensch ist fernab jeglicher höherer Ideale" oder "dem sieht man<br />
schon von weitem den Egoismus an". Die Variationen solcher Gedanken ließen sich beliebig<br />
verlängern. Es ist klar in welcher Richtung diese Gedanken laufen.<br />
Wenn die Schuldgefühle groß sind, so neigt der Mensch dazu, zum Erhalt seiner Selbstachtung und<br />
zur eigenen Beschwichtigung seine Mängel durch übersteigerte Selbstwertgefühle zu kompensieren.<br />
Je größer die Schuldgefühle sind, desto größer sind die Kompensationen. Andere und schlechtere<br />
Möglichkeiten des Schuldausgleiches sind Selbstbestrafung oder Bestrafung anderer, die man für die<br />
Situation verantwortlich macht.<br />
Im ersteren Fall, bei übersteigertem Selbstwertgefühl, ist es angenehm eine innere flötende Stimme<br />
zu hören: "Bei all den Misserfolgen bist Du doch jemand, der das Gute anstrebt. Insofern<br />
unterscheidest Du Dich von den anderen, den verweltlichten Menschen. Ja, du bist ein Besserer, ein<br />
Idealist, ein Gottessucher. Du hast Ideale und kämpfst gegen das Böse. Natürlich ist es schwer,<br />
wenn man diesen steinigen Weg geht. Ja, solche Menschen wie Du sind selten. Gott wird Dich mit<br />
offenen Armen empfangen und die Engel werden bei Deinem Kommen Halleluja singen."<br />
Je tiefer man durch Versagen gefallen ist, desto williger nimmt man diese Schmeicheleien an, stellte<br />
Severin fest.<br />
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