35 Jahre Gefahrgutvorschriften für die StraÃe - Bundesanzeiger Verlag
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Konstanz von rund 40.000 Unfällen pro Jahr<br />
fest. Sieht man sich dazu <strong>die</strong> Beteiligung von<br />
Führern von Gefahrgutkraftfahrzeugen an<br />
Unfällen mit Personenschäden an, so erkennt<br />
man über denselben Zeitraum sehr deutlich,<br />
dass der jährliche Anteil von <strong>35</strong>0 auf 200<br />
Unfälle gesunken ist. Der eigentliche Gefahrgutunfall,<br />
sprich der Unfall mit Freiwerden des<br />
Gefahrgutes, hält sich dagegen relativ konstant<br />
auf einem sehr niedrigen Level, nämlich von 16<br />
bis 42 Unfällen pro Jahr in <strong>die</strong>sem Zeitraum.<br />
Die Unfallraten im Straßengüterverkehr<br />
sind auf ein stabiles und niedriges Niveau<br />
gesunken, Tendenz weiter abnehmend. Sie<br />
signalisieren heute ein recht hohes Sicherheitsniveau.<br />
Die Unfallraten für den Güterverkehr<br />
mit Gefahrgut sind noch deutlicher<br />
gesunken. Ursächlich dafür ist <strong>die</strong> Fülle der<br />
gezielten Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Sicherheit im Gefahrgutbereich, <strong>die</strong> sich auf<br />
<strong>die</strong> Güte der Umschließungen, auf <strong>die</strong> Verbesserungen<br />
in der Fahrzeugtechnik, aber auch<br />
auf <strong>die</strong> Fahrerschulung und <strong>die</strong> Einführung<br />
von Gefahrgutbeauftragten ab 1989 erstreckt.<br />
Der Gefahrgutbeauftragte überwacht <strong>die</strong> Vorschrifteneinhaltung<br />
und trägt damit vor allem<br />
zu einer deutlich gesteigerten Wahrnehmung<br />
der Gefahren und ihrer Beherrschung durch<br />
<strong>die</strong> einzelnen handelnden Personen bei. Auch<br />
<strong>die</strong> Einführung des Gefahrgutführerscheins für<br />
<strong>die</strong> sichere Handhabung des Gefahrgutes bei<br />
Beladung, Beförderung und Entladung trägt<br />
im gleichen Sinne zu der guten Sicherheitslage<br />
bei, da auch sie zur besseren Wahrnehmung<br />
der Gefahr und demzufolge auch zu der<br />
Abwehr <strong>die</strong>ser Gefahr geführt hat. Darüber<br />
hinaus hat <strong>die</strong> EU-weite einheitliche Kontrollrichtlinie<br />
des Gefahrguttransportes ab<br />
1997 ihr Übriges getan. Hier sind <strong>die</strong> Kontrollbreite<br />
und -tiefe angegeben, so dass in<br />
jedem EU-Staat von einem gleichen Stand an<br />
einheitlichen Kontrollen ausgegangen werden<br />
kann. Hier wird auch auf <strong>die</strong> Begrifflichkeit<br />
des Risikos eingegangen, man kennt drei<br />
Risikokategorien:<br />
Risikokategorie I: Mängel, bei denen<br />
eine hohe Gefahr für Leib und Leben<br />
oder von gravierenden Umweltschäden<br />
besteht, bedingen sofortige Maßnahmen<br />
zur Gefahrenabwehr wie <strong>die</strong> Untersagung<br />
der Weiterfahrt.<br />
Risikokategorie II: Mängel, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Gefahr von Personenschäden oder<br />
Umweltschäden in sich bergen, so dass<br />
sofortige Maßnahmen zu treffen sind,<br />
wie etwa <strong>die</strong> Beseitigung des Mangels<br />
an der Kontrollstelle, wenn möglich und<br />
angemessen, spätestens aber eine Beseitigung<br />
des Mangels nach Beendigung des<br />
durchgeführten Beförderungvorganges.<br />
Risikokategorie III: Mängel, <strong>die</strong> ein<br />
geringes Risiko von Personen- oder<br />
Umweltschäden beinhalten und daher<br />
nicht an der Kontrollstelle beseitigt werden<br />
müssen, sondern Mangelbeseitigung<br />
dem Unternehmen auch für einen späteren<br />
Zeitpunkt aufgegeben werden kann.<br />
Soweit aus der Mitteilung des BAG.<br />
Die in jüngerer Vergangenheit 2003 eingeführte<br />
Pflicht zur Anfertigung eines Unfallberichtes<br />
gemäß Teil 1 des ADR wird sicher<br />
langfristig zu einer weiteren Verbesserung<br />
der Sicherheitslage führen. Konkrete kausale<br />
Zusammenhänge von Maßnahmen<br />
und Wirkungen sind oft nicht ohne Weiteres<br />
herzustellen. Das gilt z.B. auch für IT-Anwendungen<br />
wie <strong>die</strong> Datenbank GEFAHRGUT der<br />
BAM mit bonitätsgeprüften Daten oder auch<br />
das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem<br />
(TUIS) des Verbandes der<br />
chemischen Industrie (VCI).<br />
Insgesamt ist aus statistischen Angaben<br />
festzustellen, dass das Verkehrsaufkommen<br />
steigt und auch weiter steigen wird. So ist<br />
beispielsweise <strong>die</strong> Beförderungsleistung im<br />
Straßengüterverkehr von 287.798 Mill. tkm<br />
um rund 40 % auf 341.551 Mill. tkm von<br />
1995 bis 2008 angewachsen (Statistisches<br />
Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2009).<br />
Auf der anderen Seite ist ebenfalls festzustellen,<br />
dass <strong>die</strong> Anzahl der tödlich verlaufenen<br />
Unfälle im Straßenverkehr kontinuierlich<br />
sinkt, was durch <strong>die</strong> verschiedenen Maßnahmen<br />
im Verkehrsbereich, im Fahrzeug und<br />
auch im Bereich des menschlichen Handelns<br />
verursacht ist. Neueste Angaben dazu belegen,<br />
dass alle 14 Sekunden ein Unfall in der<br />
Bundesrepublik Deutschland passiert, und<br />
alle 30 Minuten ist immer noch ein Toter zu<br />
beklagen. So ereigneten sich im <strong>Jahre</strong> 2008<br />
2.290.000 Unfälle mit 4.477 Toten; aber wir<br />
hatten vor <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>n über 300 % mehr Verkehrstote<br />
pro Jahr zu beklagen. Es hat also<br />
eine epochale Minderung des allgemeinen<br />
Risikos im Straßenverkehr stattgefunden,<br />
gerade vor dem Hintergrund stetig gestiegenen<br />
Verkehrsaufkommens.<br />
Die besonderen Aufzeichnungen zum<br />
Gefahrguttransport haben erst in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n ihren festen Platz gefunden, so dass<br />
bei der Definition eines Gefahrgutunfalles<br />
mit Austreten von Gefahrgut und entsprechenden<br />
Folgen <strong>die</strong> statistischen Angaben<br />
erst am Anfang sind. Allerdings ist bei der<br />
Betrachtung des LKW-Verkehrs heute schon<br />
festzustellen, dass <strong>die</strong> besonderen Maßnahmen<br />
im Bereich der Beförderung gefährlicher<br />
Güter nachhaltig gegriffen haben. Die<br />
Gefahrgutunfälle stagnieren auf niedrigem<br />
Niveau, mit entsprechenden Schwankungen<br />
kann man auch erwarten, dass sie noch<br />
weiter zurückgehen.<br />
Ausblick<br />
Um den Weg zu einer akzeptierten Risikoanalyse<br />
quantitativer Art zu beschreiten, ist<br />
es nötig, das Fachwissen und das Problemverständnis<br />
auf belastbare Problemanalysen<br />
zu stützen, <strong>die</strong> bestehenden Defizite in<br />
der Datenbereitstellung zu beseitigen und<br />
standardisierte Methoden zur allseitigen<br />
Akzeptanz und Anwendung zu bringen. Dann<br />
aber sind weitere nachhaltige Fortschritte der<br />
vernunftgesteuerten Regelfortentwicklung<br />
möglich. Das Bundesministerium für Verkehr,<br />
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hatte<br />
schon einmal ein Risikoanalysemodell vorgestellt,<br />
nämlich GRAL, was für Gefahrgut-Risikoanalyse<br />
steht. In <strong>die</strong>sem System werden<br />
Risikokennzahlen streckenbezogen generiert,<br />
und <strong>die</strong>s durch <strong>die</strong> Ermittlung der Wahrscheinlichkeit<br />
eines Transportunfalls und der<br />
daraus resultierenden Konsequenzen, zum<br />
Beispiel auf einer bestimmten Route. Die<br />
Bewertung erfolgt unter Kenntnis der Schutzgüter,<br />
nämlich Bevölkerung(sdichte), Umwelt<br />
und Wasserschutzgebiete. Als Ergebnis kann<br />
eine risikooptimierte Routenplanung für<br />
Gefahrguttransporte vorgenommen werden.<br />
Allerdings ist <strong>die</strong> flächendeckende Anwendung<br />
bisher nicht aufgegriffen worden, weil<br />
wie so oft verbindliche und vergleichbare<br />
Daten nur schwer zeitgenau zu generieren<br />
sind. Hier sind also Fortschritte in Technik<br />
und Management abzuwarten, <strong>die</strong> sich durch<br />
Telematikanwendungen und risikogesteuerte<br />
Tunneldurchfahrten ankündigen.<br />
Schlussbemerkungen<br />
Die Chancen auf wirtschaftlichen Erfolg<br />
durch Arbeitsteilung und dabei vor allem<br />
mittels effizienten Gütertransports sind in<br />
den rückliegenden <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>n genutzt und<br />
ausgebaut worden.<br />
Graphische Übersicht der Beziehung<br />
Risiko (R) = Konsequenz (K) mal Häufigkeit (H);<br />
R3: Risiko im Straßenverkehr,<br />
R2: Güterverkehr mit Personenschaden,<br />
R1: Gefahrgut<br />
14 GEFAHRGUT FÜR DIE PRAXIS · SONDERAUSGABE