MIT UMFASSENDEM ONLINE-VERZEICHNIS FÃœR PHARMA UND ...
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Autoren:<br />
Dipl.-Ing. Ines Kutzner<br />
Prof. Dr.-Ing. Georg<br />
Bergmann<br />
Julius Wolff Institut<br />
Charité – Universitätsmedizin<br />
Berlin<br />
Institutsgebäude Süd/<br />
Südstr. 2<br />
Augustenburger Platz 1<br />
13353 Berlin<br />
E-Mail:<br />
ines.kutzner@charite.de<br />
/// orthetik Orthetik<br />
18<br />
Ines Kutzner<br />
entlastung des medialen Kniekompartments<br />
Die Kraftübertragung im Kniegelenk erfolgt über das<br />
mediale und laterale Kompartment. Eine einseitige<br />
Lastübertragung kann zu hohen Beanspruchungen des<br />
Knorpels führen und so die Entstehung von Arthrose<br />
begünstigen. Gonarthrose beginnt meistens im medialen<br />
Kompartment.<br />
Um die dort wirkende Belastung zu reduzieren und eine<br />
Schmerzlinderung zu erreichen, werden orthopädische<br />
Hilfs mittel wie laterale Schuhranderhöhungen oder Valgus-<br />
Orthesen verschrieben. Inwieweit diese das mediale Kompartment<br />
tatsächlich entlasten, konnte bisher jedoch nur<br />
indirekt durch Ganganalysen und muskuloskeletale Rechenmodelle<br />
untersucht werden. Aufgrund der komplexen Struktur<br />
des Kniegelenkes und einer Vielzahl von Einflussfaktoren<br />
ist die Berechnung der Belastung jedoch immer noch mit<br />
großen Unsicherheiten verbunden. Ziel dieser Studie war<br />
es daher, die entlastende Wirkung orthopädischer Hilfsmittel<br />
direkt im Gelenk zu messen.<br />
Um die Belastung des Kniegelenkes in vivo messen zu können,<br />
wurde eine instrumentierte Knieendoprothese entwickelt<br />
(Abb. 1). Diese entspricht äußerlich, in ihrer Funktion<br />
und in ihren Sicherheitskriterien einem Standard-Knieimplantat.<br />
Im Inneren der Prothese befinden sich jedoch<br />
Dehnungsmess-Streifen, die die belastungsabhängigen<br />
Verformungen des Implantats messen und so Daten zu den<br />
aufgebrachten Kräfte sowie der medio-lateralen Kraftverteilung<br />
geben. Im Rahmen der Studie erhielten sechs Pati-<br />
Abb. 1: Modell der instrumentierten Knieendoprothese.<br />
enten, die unter Gonarthrose litten, eine instrumentierte<br />
Prothese.<br />
Zunächst wurden die Kräfte beim Gehen ohne Hilfsmittel<br />
gemessen. Es zeigte sich, dass innerhalb der Standphase<br />
eines Gangzyklus zwei Kraftmaxima auftreten, die Werte<br />
von 200 bis 300 Prozent des Körpergewichtes (KG) erreichen.<br />
Ein Großteil dieser Kraft wurde dabei über das mediale<br />
Kompartment übertragen. Besonders bei Patienten mit<br />
einer Varus-Stellung wurden 70 bis 90 Prozent der axialen<br />
Kraft medial übertragen.<br />
Schuhranderhöhung<br />
Es wurden Schuhe mit einer lateralen Erhöhung von 0, 5<br />
und 10 mm sowie eine lateral um 5 mm erhöhte Einlegesohle<br />
verwendet (Abb. 2). Zusätzlich wurde der Einfluss der<br />
Schuhe in Kombination mit einer Sprunggelenk-stabilisierenden<br />
Orthese (Malleo Sprint, Fa. Otto Bock) untersucht.<br />
Die entlastende Wirkung lateraler Schuhranderhöhungen<br />
war generell gering. Das erste Maximum der medialen Kraft<br />
wurde beim Gehen im Mittel um lediglich ein bis drei Prozent<br />
reduziert (Abb. 2). Das zweite Maximum wurde ohne<br />
Sprunggelenkorthese um drei bis vier Prozent verringert.<br />
Mit der Sprunggelenkorthese betrug die Reduktion fünf Prozent<br />
(5 mm), drei Prozent (5 mm Einlage) und sieben Prozent<br />
(10 mm). Eine statistisch signifikante Reduktion wurde<br />
jedoch lediglich mit der 5-mm-Schuhranderhöhung in Kombination<br />
mit der Sprunggelenkorthese erreicht. Bei einzelnen<br />
Patienten betrug die Reduktion bis zu elf Prozent.<br />
Valgus-Orthesen<br />
Zwei Orthesen (MOS Genu „MOS“, Fa. Bauerfeind und Genu<br />
Arthro „GA“, Fa. Otto Bock) wurden untersucht (Abb. 3).<br />
Beide Orthesen bringen durch das Dreipunkte-Prinzip ein<br />
externes Valgus-Moment auf. Die Orthesen wurden<br />
zunächst an die Beinachse der Probanden angepasst und<br />
anschließend relativ dazu in eine 4°- und 8°- Valgus-Stellung<br />
gebracht.<br />
Die entlastende Wirkung der Valgus-Orthesen war deutlich<br />
größer als die der Schuhranderhöhung. Mit der MOS-<br />
Orthese betrug die Reduktion des ersten Maximums der<br />
medialen Kraft im Mittel 18 Prozent (4° Valgus) beziehungsweise<br />
23 Prozent (8° Valgus). Das zweite Maximum wurde<br />
um 24 Prozent (4°) beziehungsweise 30 Prozent (8°) signifikant<br />
reduziert. Mit der GA-Orthese wurde lediglich das<br />
zweite Maximum signifikant um sieben Prozent reduziert<br />
(8° Valgus).<br />
Während durch die Valgus-Orthesen eine deutliche Entlastung<br />
des medialen Kompartments erreicht wurde, zeigte<br />
die laterale Schuhranderhöhung nur einen sehr geringen<br />
entlastenden Effekt. Es ist fraglich, ob Entlastungen von<br />
wenigen Prozent tatsächlich die Beschwerden von Arthrose-<br />
Fotos: Ines Kutzner (2), orthoLoad