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Perspektivenwechsel – Führungskräfte als Hospitanten<br />

Berührung bringt mit Menschen, denen das<br />

Leben nicht so gut mitgespielt hat. In „Sachsen<br />

waldau“, einer Einrichtung von „för dern<br />

und wohnen“ für Menschen mit Suchterkrankung,<br />

traf der Ingenieur auf Menschen,<br />

die ein oder mehrere Schicksalsschlä ge<br />

gründlich aus der Bahn geworfen haben. „Bevor<br />

ich mich für diese Einrichtung entschieden<br />

habe, war mir nicht bewusst, wie schnell<br />

Menschen in eine derartige Lage ge raten können.“<br />

Durch seinen SeitenWechsel hat er erfahren:<br />

Es kann jeden treffen. „Ich habe selbst<br />

eine private Krise durchlebt und stelle nun<br />

rückblickend fest, welches Glück ich hatte, sie<br />

bewältigen zu können, ohne im Alkohol Hilfe<br />

zu suchen.“<br />

Blick über den<br />

Tellerrand<br />

Eine innere rote Linie<br />

überschreiten<br />

Zusammen mit den Betreuern erlebte<br />

Henning Dechow den Tagesablauf der Klien -<br />

ten in den Wohn- und Beschäftigungs -<br />

gruppen und blieb auf seinen besonderen<br />

Wunsch hin auch einmal über Nacht. Als es<br />

darum ging, die Wohnung eines Klienten aufzulösen,<br />

der sich entschlossen hatte in die<br />

Einrichtung zu ziehen, bot er seine Unterstützung<br />

an – ohne zu ahnen, was ihn<br />

erwarten würde. „Diese Wohnung zu sehen<br />

war ein Schock. Sie war, gelinde gesagt, verwahrlost<br />

und mein erster Gedanke war, wie<br />

ein Mensch so leben kann.“ Als er jedoch<br />

merkte, wie ihn der Klient aus den Augenwinkeln<br />

heraus beobachtete, nahm er die<br />

Gummihandschuhe, die ihm die Betreuerin<br />

reichte und legte los. „Es war wirklich hart,<br />

der Schmutz und der Gestank, ich war ge-<br />

96<br />

zwungen meinen Komfortbereich zu verlassen<br />

und eine innere rote Linie zu überschreiten.<br />

Aber nach ein paar Stunden hatten<br />

wir die Wohnung in Ordnung. Das wiederum<br />

war ein wirklich gutes Gefühl. Allerdings<br />

brauchte ich anschließend auch eine<br />

Pause in meiner Welt.“<br />

Ganz wichtig war ihm auch das reflektierende<br />

Gespräch mit den Betreuern. Überhaupt betont<br />

Dechow das hohe Maß an Engagement,<br />

Empathie und Sensibilität ihm und vor allem<br />

den Klienten gegenüber. Solche Aussagen<br />

freuen Juliane Chakrabarti. Seit 2003 leitet<br />

sie die Einrichtung im Sachsenwald. Von der<br />

Zusammenarbeit mit dem Programm SeitenWechsel<br />

erhofft sie sich eine gesteigerte<br />

Aufmerksamkeit für ihre Arbeit sowie Wertschätzung<br />

für die Klienten. „Unsere Klienten<br />

sind chronisch Suchtkranke mit komplexer,<br />

multipler Problemlage. Wer jahrelang abhängig<br />

war trägt körperliche, psychische wie<br />

auch mentale Schäden davon.“ Dazu gehöre<br />

oft auch ein zerstörtes Selbstwertgefühl. Das<br />

Interesse der SeitenWechsler an der Person<br />

und Geschichte der Klienten ohne Vorhaltungen<br />

und Vorwürfe „tut ihnen gut“, weiß<br />

Chakrabarti. Andere Partnereinrichtungen sehen<br />

das ähnlich. So erklärt Dr. Hilde van den<br />

Boogaart, Leiterin der sozialtherapeutischen<br />

Abteilung in der Justizvollzugsanstalt Lübeck:<br />

„Die Gefangenen reagieren mit freudiger Erwartung.<br />

Dass sich da – überspitzt gesagt –<br />

ein Manager mit fünf Handys Zeit nimmt,<br />

wird als Würdigung für sie als Mensch<br />

empfunden. Zudem passt der SeitenWechsel<br />

sehr gut in unser Konzept, den Kontakt zur<br />

normalen Welt nicht zu verlieren bzw. wieder<br />

aufzubauen. Die Gefangenen sollen ja<br />

eines Tages dahin zurückkehren.“<br />

Den Menschen im Fokus<br />

Nach seiner Rückkehr in den Berufsalltag bei<br />

Airbus hat Henning Dechow aus seinem<br />

SeitenWechsel dieses besondere Interesse am

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