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Die Favoriten siegten – Winterthur - Genf 7½:½! - Schweizer ...

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spielsweise Gymnastikübungen.<br />

«SSZ»: In der Schweiz gibt<br />

es einige wenige Schachprofis.<br />

Wie präsentiert sich deren Situation?<br />

Kann man vom Schach<br />

allein überhaupt leben?<br />

Pelletier: Ja – trotz der gegenwärtig<br />

unerfreulichen Situation.<br />

<strong>Die</strong> FIDE hat eine<br />

schlechte Organisation und<br />

fällt schlechte Entscheidungen.<br />

Der <strong>Schweizer</strong>ische Schachbund<br />

hat zwar im allgemeinen<br />

kompetente Leute, schenkt aber<br />

der Suche nach Sponsoren zu<br />

wenig Beachtung.<br />

«SSZ»: Haben Sie Ideen, wie<br />

man die Stellung der Schachprofis<br />

verbessern kann?<br />

Pelletier: Natürlich ist es<br />

schwierig. Aber der SSB müsste<br />

jemanden engagieren, der auf<br />

Provisionsbasis neue Sponsoren<br />

findet. Dann könnte man<br />

die Spieler für Nationalmannschaftseinsätze<br />

auch angemessen<br />

bezahlen. So bekam ich für<br />

zweieinhalb Wochen Schach-<br />

Olympiade bescheidene 1500<br />

Franken. Und eine Prämie für<br />

unseren sensationellen 10.<br />

Rang gabs angesichts der Finanzmisere<br />

im Verband keine.<br />

Vielleicht bessert sich die Lage<br />

etwas mit dem Beitritt des SSB<br />

zum SOV. Und möglicherweise<br />

bekomme ich ja mal Gelder von<br />

der Sporthilfe...<br />

«SSZ»: Ist der Beruf eines<br />

Schachspielers überhaupt erstrebenswert?<br />

Oder anders gefragt:<br />

Würden Sie einem Junior<br />

empfehlen, Ihrem Beispiel zu<br />

folgen?<br />

Pelletier: Warum nicht,<br />

wenn ein Junior das Schach<br />

liebt, Lust hat, Zeit zu investieren<br />

und viel zu arbeiten. Das<br />

Leben als Schachspieler bringt<br />

viele Freiheiten, ähnlich wie<br />

bei einem Studenten – mit dem<br />

Unterschied, dass wir statt Prüfungen<br />

Turniere haben.<br />

«SSZ»-Interview mit Yannick Pelletier<br />

«SSZ»: Welche Tipps würden<br />

Sie einem solchen Junior<br />

mit auf den Weg geben?<br />

Pelletier: Erstens: Man<br />

muss daran glauben, dass Träume<br />

wahr werden! Zweitens:<br />

Man muss Eröffnungen auf kluge<br />

Art studieren, nicht primär<br />

bekannte Varianten nachspielen,<br />

sondern auch nach eigenen<br />

Wegen suchen. Drittens: Man<br />

soll am Schachbrett analysieren<br />

und erst ab etwa 2200 ELO mit<br />

Computern trainieren. Viertens:<br />

Man darf keine Angst vor<br />

Opfern haben – nicht nur auf<br />

dem Schachbrett!<br />

«SSZ»: 1986 haben Sie Ihre<br />

erste SMM-Partie gespielt. Haben<br />

Sie damals, im Alter von<br />

zehn Jahren, das grosse Ziel<br />

Grossmeister eigentlich schon<br />

vor Augen gehabt?<br />

Pelletier: Wahrscheinlich<br />

wusste ich damals noch gar<br />

nicht, was ein Grossmeister<br />

ist...! Doch der Traum, Profi<br />

und GM zu werden, reifte bei<br />

mir schnell einmal.<br />

«SSZ»: Vor sieben Jahren<br />

haben Sie in Ihrem ersten<br />

«SSZ»-Interview gesagt, Sie<br />

würden nach der Matura «während<br />

einer gewissen Zeit nur<br />

Schach spielen und danach<br />

vielleicht studieren.» Wie sehen<br />

Sie Ihre Zukunft heute?<br />

Pelletier: Ganz klar auf der<br />

Ebene Schach – was aber nicht<br />

heissen soll, dass ich in zehn<br />

Jahren vielleicht etwas anderes<br />

mache. Doch ich kann mir<br />

ein Leben als Profi durchaus<br />

auch mit einer Familie vorstellen.<br />

«SSZ»: Sie schreiben in der<br />

«SSZ» und in der «Schachwoche»<br />

regelmässig Partiekommentare.<br />

Ist das für Sie lediglich<br />

eine Einnahmequelle, oder<br />

können Sie von den ausführlichen<br />

Analysen auch für Ihr eigenes<br />

Spiel profitieren?<br />

Pelletier: Zugegebenerweise<br />

ist das Schreiben für mich primär<br />

eine Einnahmequelle. Sicher<br />

kann ich gelegentlich mal<br />

etwas profitieren, wenn ich am<br />

Brett oder mit Fritz nach Ideen<br />

suche.<br />

«SSZ»: Mit dem GM-Titel<br />

haben Sie sich einen grossen<br />

Traum erfüllt. Welche Ziele<br />

peilen Sie als nächstes an?<br />

Wird man Yannick Pelletier<br />

mal im Tableau der FIDE-<br />

Weltmeisterschaft finden?<br />

Pelletier: Natürlich will ich<br />

mich weiter verbessern. Ein<br />

Ziel, das ich bis in fünf Jahren<br />

erreichen will, ist die 2600-<br />

ELO-Grenze. Im diesjährigen<br />

Bieler Grossmeisterturnier, das<br />

Kategorie 15 oder 16 aufweisen<br />

wird, möchte ich 50 Prozent erreichen.<br />

Und an der Europa-<br />

Mannschaftsmeisterschaft versuchen<br />

wir, unser gutes Resultat<br />

von Istanbul zu bestätigen.<br />

Wenn die Vorausscheidung für<br />

die FIDE-WM mit der neuen<br />

Bedenkzeit gespielt wird, ist<br />

das für mich definitiv kein Thema.<br />

Ich bin ein vehementer<br />

Gegner einer Bedenkzeit-Verkürzung<br />

für Langpartien.<br />

«SSZ»: Sie spielen aber auch<br />

Schnellschachturniere – so<br />

Ende April in Zürich das Weltklasseturnier<br />

aus Anlass von<br />

Viktor Kortschnois 70. Geburtstag.<br />

Was rechnen Sie sich<br />

gegen die Cracks wie Wladimir<br />

Kramnik, Garry Kasparow<br />

oder Nigel Short für Chancen<br />

aus?<br />

Pelletier: Man sagt, dass der<br />

Stärkeunterschied zwischen<br />

zwei Spielern im Schnellschach<br />

grösser ist. Dafür spielt der<br />

Faktor Glück eine wichtigere<br />

Rolle als in Langpartien. Mein<br />

Ziel ist es, in meiner Sechser-<br />

Gruppe den 4. Rang und damit<br />

die Viertelfinals zu erreichen.<br />

Aber das hängt natürlich auch<br />

von der Auslosung ab.<br />

Interview: Markus Angst<br />

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