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Gewicht gelegt. Der Lehrgang umfaßt das Studium der intelligenten Kräfte hinter der Natur,<br />
die Reschaffenheit des Menschen und seine Beziehung zu Gott. Der ganze Sinn und Zweck<br />
der Lehre besteht darin, dem Menschen die Kenntnis seines höheren Selbst zu vermitteln, alle<br />
Eigenschaften und Kräfte seines Wesens zu entwickeln, so daß der Mensch letztlich seine<br />
Einheit mit dem in ihm verborgenen Göttlichen Menschen, dem Adam Kadmon, herstellen<br />
kann, den Gott nach seinem eigenen Bild geschaffen hat.<br />
Dem Ideal der Brüderlichkeit wird große Bedeutung zugemessen. Die Stärke der<br />
Brüderlichkeit war von jeher ein zentraler Faktor innerhalb eines esoterischen Ordens, ganz<br />
abgesehen von seinem uneigennützigen Aspekt; und gleiches gilt auch für den spirituellen<br />
und psychischen Bereich. Jeder Bruch in der Harmonie eines in sich geschlossenen Kreises<br />
schafft Eindringungsmöglichkeiten für eine entgegengesetzte Energie, wie jeder erfahrene<br />
Esoteriker bezeugen kann.«<br />
Zugegeben, die Äußerungen von Moina Mathers klingen sehr idealistisch, besonders wenn<br />
man sie vor dem Hintergrund der Geschichte des Golden Dawn betrachtet. Trotzdem treffen<br />
sie im wesentlichen den Kern nicht nur in dem Sinne, wie der Golden Dawn von seinen<br />
Gründern gemeint war, sondern was jede Ordensarbeit seit den Mysterien der alten Ägypter<br />
betrifft. Dies ist auch, was für unsere heutige Zeit und unsere Generation Gültigkeit behält,<br />
selbst wenn menschliche Unzulänglichkeit und Schwäche oft sehr weit von diesen Zielen<br />
weggeführt haben.<br />
Jeder Kandidat, der sich um eine Aufnahme in den Golden Dawn bewarb, hatte sich zunächst,<br />
wenn wir Conan- Doyle und Ithell Colquhoun Glauben schenken wollen, einer »astralen<br />
Prüfung« seines innersten Wesens zu unterziehen. Vom Standpunkt der unbedingten<br />
Entscheidungsfreiheit und der Wahrung der Intimsphäre, worauf ja bei der Weißen Magie so<br />
großer Wert gelegt wird, eine nicht ganz unbedenkliche Sache. Der Eintritt in den Orden<br />
erfolgte dann mittels des Neophyt- Rituals, dem vier weitere folgten, je eines für den jeweils<br />
nächsthöheren Grad.<br />
Der Erste oder Äußere Orden<br />
Jedes Mitglied des Golden Dawn begann seine Ordenslaufbahn im Ersten oder Äußeren<br />
Orden, wie er auch genannt wurde. Der Erste Orden war nach den fünf Ritual- Skizzen des<br />
Chiffre- Manuskripts in fünf Grade strukturiert. Die Namen dieser Grade sind die gleichen,<br />
die auch bei den Gold- und Rosenkreuzern des 18. Jahrhunderts in Deutschland verwendet<br />
wurden. Der Erste Orden diente ausschließlich dem Zweck, die Mitglieder mit dem für den<br />
Zweiten Orden notwendigen propädeutischen Wissen auszustatten. Mit Ausnahme des<br />
Kleinen Pentagramm- Rituals wurde keine magische Praxis gelehrt. Die zu jedem Grad<br />
gegebenen praktischen Übungen bestanden aus mehr oder weniger einfachen Meditations-<br />
und Atemübungen, die zum Teil der klassischen Yogatradition entnommen sind. Ziel dieser<br />
Übungen war es, den Lernenden in der für jede magische Praxis unerläßlichen Konzentration<br />
und Fokussierung der Gedanken, Gefühle und Emotionen zu trainieren. Ferner sollte eine<br />
allmähliche Herauslösung aus einer primär natürlichen Egozentrik erreicht werden mit<br />
allmählicher Hinführung zu einer kosmischen Bezogenheit des Individuums.<br />
Als Träger- und Übermittlungssystem der transzendenten Information hatten Westcott und<br />
Mathers Lehre und System der Kabbala gewählt und speziell das Bild des kabbalistischen<br />
Baums des Lebens. Dies erscheint einleuchtend, wenn wir bedenken, daß vor allem Mathers<br />
in dieser Materie äußerst bewandert und kenntnisreich war. Der Baum des Lebens wird unter<br />
anderem auch als Himmelsleiter betrachtet (siehe 1. Moses 28; 10- 12), welche der<br />
wechselseitigen Kommunikation zwischen Himmel (Transzendenz) und Erde dient, und diese<br />
wechselseitige Kommunikation entsprach ja genau dem Ziel des Golden Dawn. Mit der<br />
Aufnahme in jeden Grad schritt der Lernende, bei Malkuth beginnend, von Sephira zu Sephira