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Israel Regardie

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Ordens »Golden Dawn« (Goldene Dämmerung) ist ein symbolisches Bild spiritueller<br />

Erfahrung, des Ziels all unserer Arbeit, und bringt zum Ausdruck, daß es um das<br />

Gewahrwerden der Göttlichkeit geht und darum, diese Göttlichkeit dazu zu bringen, in<br />

unserem alltäglichen Leben, in dieser Welt von Malkuth, nämlich der äußeren Hülle Gottes,<br />

zu wirken. Nach wie vor, wenn auch in etwas anderer Weise, schätze ich den kabbalistischen<br />

Aphorismus, wonach Kether in Malkuth und Malkuth in Kether ist. Das ist nicht ohne Bezug<br />

zu dem Mahayana- Aphorismus, der besagt, das Nirwana sei das Samsara und der Samsara<br />

das Nirwana.<br />

Ich darf nicht vergessen, auf etwas hinzuweisen, was oft vergessen wird, nämlich auf die<br />

Meditation über die Bedeutung und den Sinn magischer Instrumente. Sie werden oft von<br />

Ordensmitgliedern hergestellt und geweiht und so benutzt, wie es immer empfohlen wird,<br />

aber selten sind sie sich darüber einig, was ihrem allgemeinen Gebrauch an Bedeutung<br />

zugrunde liegt. Jedem fortgeschrittenen Studierenden sollte klar sein, daß beispielsweise der<br />

Lotusstab, neben anderen Symbolen, ein Symbol für die Wirbelsäule mit dem Scheitel ist —<br />

ein Kanal, in dem sich das spinale Geistfeuer, die Kundalini, bewegt. (Machen Sie sich, in<br />

diesem Zusammenhang, die Mühe, sich das von dem Hindu Gopi Krishna verfaßte Buch<br />

Kundalini 7 zu beschaffen und durchzulesen.) Tiefe Bedeutung haben auch alle anderen<br />

ähnlichen Instrumente der Magie. Als ein Hilfsmittel für die Meditation kann ich bei dieser<br />

Gelegenheit nachdrücklich Aleister Crowleys großartiges Frühwerk Buch 4 8 empfehlen, in<br />

dem die Theorie der Magie und ihrer Handwerkszeuge behandelt wird. Es enthält einige<br />

herrliche meditative Beschreibungen der Elementwaffen, und der ernsthafte Studierende darf<br />

es sich nicht leisten, diese nicht zu kennen oder ohne sie auszukommen. Solche Einsichten<br />

werden wachsen, wie er selber wächst. Erkenntnis und Intuition ergänzen sich gegenseitig, bis<br />

das letzte Ziel all dieser Arbeit, nämlich die Erleuchtung, ganz selbstverständlich erlangt ist.<br />

In dem Maße, in dem jemand in der Ordensarbeit an Erfahrung gewinnt, und in dem Maße, in<br />

dem sich Einsicht und Verständnis entwickeln, wird einem offenbar, daß alle diese Methoden<br />

miteinander verknüpft sind und etwas Ganzes bilden; dieses Ganze wird zur magischen<br />

Triebkraft für die Besteigung des Berges der Initiation und zur Erreichung des Himmlischen<br />

Königreiches, so daß der Mensch nach Gott strebt und Gott nach dem Menschen.<br />

Es handelt sich um einen magischen Orden. Keinesfalls darf jedoch seine Mystik von der<br />

Magie getrennt werden. Auf den ersten Blick mag es durchaus scheinen, dies seien völlig<br />

unterschiedliche Methoden, um das Höchste zu erreichen. Die wachsende Einsicht des<br />

Studierenden, daß beide Methoden tatsächlich durch nichts getrennt sind, daß beide letztlich<br />

ein und dasselbe sind, ist ein Kennzeichen wahrer Meisterschaft.<br />

Mit anderen Worten, und um auf das eingangs dieses Kapitels Gesagte zurückzukommen: Bei<br />

dem Orden des Golden Dawn geht es um weitaus mehr als nur um das Initiations- oder<br />

andere Rituale. Allein schon das Neophyt- Ritual und das Adeptus Minor- Ritual enthalten so<br />

viel Wertvolles für den Aspiranten, daß derjenige, der annähme, bei der Ordensarbeit gehe es<br />

im wesentlichen nur um Rituale, tatsächlich gar nicht so sehr unrecht hätte. Ja, die Rituale<br />

enthalten sehr vieles. So lautet zum Beispiel beim Neophyt- Ritual eine der ersten Mahnungen<br />

des Hierophanten, daß alle Kräfte und alle Macht durch Name und Bild erweckt und<br />

wiedererweckt werden. Der neu in den Orden aufgenommene, initiierte Frater (Bruder) oder<br />

die Soror (Schwester) könnten beträchtliche Mühe und Zeit aufwenden, über die Bedeutung<br />

dieses Hinweises nachzusinnen. Tun sie das, dringen sie in die tiefsten Geheimnisse der<br />

Lehren des Ordens ein und beginnen zu begreifen, worauf die Vielfalt der in dem Orden<br />

geübten Techniken hinausläuft. Ich muß es mit der Warnung bewenden lassen, daß sich der<br />

Studierende davor hüten möge, zu meinen, mit einem nur durch eilige und flüchtige<br />

Beschäftigung mit den einzelnen Ritualen oder mittels der Lektüre des vorliegenden Buches<br />

erfolgten, oberflächlichen Kennenlernen der im Orden gepflegten Methoden auskommen zu<br />

7 Deutsch: O.W. Barth Verlag im Scherz Verlag, München<br />

8 Deutsch: Verlag psychosophische Gesellschaft, Zürich.

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