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Israel Regardie

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aller Behauptungen der Protagonisten einer freien Zukunft des Menschen bezweifle ich, daß<br />

es viele geben wird, die ihre Zeit und ihre Energie dem Großen Werk, welcher Gestalt es auch<br />

sei, opfern werden. Die meisten werden auch weiterhin jagen, angeln, mit Fahrzeugen aller<br />

Art hin und her reisen, Bier trinken, dick werden, fernsehen, Sportereignissen zuschauen und<br />

ihr Leben auf einer durchaus faden und weltlichen Grundlage dahinschleppen. Ich bin mir<br />

keineswegs sicher, daß nicht auch diejenigen, die dereinst in den Weltraum vorstoßen werden,<br />

um Kolonien außerhalb der Erde zu gründen, dasselbe Schicksal erwarten wird wie die, die<br />

versucht haben, neue, utopische Gesellschaftsordnungen zu errichten. Es gibt nur noch eine<br />

Handvoll von denen, die mehr als nur einen flüchtigen und gelegentlichen Blick auf anderes<br />

vertragen als auf die Oberflächlichkeiten, die ihnen das Leben bietet.<br />

Diesen wenigen bietet das System des Golden Dawn die Antworten auf unzählige Fragen.<br />

Das System selbst ist zeitlos. Es verdankt seine Entstehung nicht etwa jenem speziellen, im<br />

letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gegründeten, Golden Dawn genannten Orden. In dieser<br />

oder jener Gestalt bestand dieses System bereits Jahrhunderte — tatsächlich ewig —, wenn es<br />

auch nicht stets nach außen sichtbar in Erscheinung trat, wo es von profanen oder geistlichen<br />

Autoritäten angegriffen werden konnte, aber es bestand verborgen, geheim und geschützt.<br />

Diejenigen, die der Lehren und der Werke dieses Systems dringend bedurften, wurden stets<br />

auf irgendeine Weise von Personen, die dieses Systems kundig waren, angezogen und<br />

unterzogen sich der Initiation. Dieser Vorgang fand nicht nur in der Vergangenheit statt,<br />

sondern vollzieht sich auch in unserer Zeit. Sobald die Zeit für diese innere Erweckung, wie<br />

man den Vorgang nennen könnte, reif ist, kommt es, um mit Jung zu sprechen, zu jenen<br />

synchronistischen Abläufen, die den davon Berührten auf den rechten Weg, nämlich in die<br />

Tradition der Esoterik des Westens, führen.<br />

Die esoterische Tradition des Westens<br />

Im Umfeld des Okkulten gibt es zahlreiche Legenden, denen sich entnehmen läßt, was man<br />

allgemein unter der esoterischen Tradition des Westens, im Unterschied zu der sogenannten<br />

esoterischen Tradition des Ostens, versteht.<br />

Eine dieser Legenden erzählt, daß sich vor mehreren Jahrhunderten im Nahen Osten mehrere<br />

weise Männer versammelt hätten, um Gedanken darüber auszutauschen, wie man das zeitlose<br />

Wissen so unter die Menschen bringen könne, daß es nicht eigensüchtigen Interessen<br />

ausgeliefert werde und daß es gleichzeitig den Weisen zur Erkenntnis verhelfe, die eine<br />

besondere geistige Bereitschaft entwickelt hatten. Nach langer Beratung kam man überein,<br />

man solle sich eine Reihe von Bildern ausdenken, die als Spielkarten verwendet werden<br />

könnten; Bilder, die eine Geschichte sichtbar machen sollten, die auf jeden beliebigen<br />

Menschen, wer er auch sei und woher er auch stamme, Bezug nähmen; Bilder, die den<br />

Betrachter als einen in die gesamte Welt eingebetteten Menschen zeigen; Bilder, mit denen er<br />

zu sich selbst finden könne. Kurz, die Tarotkarten erhielten ihre entsprechende Bedeutung.<br />

Ursprünglich als Spielkarten gebraucht oder als Mittel, die Zukunft vorauszusagen, gelangten<br />

die Tarotkarten, durch Zigeuner und andere Fahrende verbreitet, in den gesamten Nahen<br />

Osten, weiter nach Europa, bis in alle zivilisierten Länder der westlichen Welt.<br />

Eine andere Legende findet man m der Fama Fraternitatis, einer Schrift, die zu Beginn des 17.<br />

Jahrhunderts in Umlauf war. Sie erzählt die Geschichte eines gewissen Christian Rosenkreutz,<br />

eines in einem Kloster in Deutschland herangebildeten jungen Mannes, der nach Nordafrika<br />

und in den Nahen Osten wanderte, wo er von den dort lebenden weisen Männern wohl<br />

aufgenommen wurde. Diese Weisen unterwiesen ihn in Alchemie, Astrologie, in der Kabbala<br />

und in anderen okkulten Wissensgebieten. Als Rosenkreutz seine Lehrer verließ, brachte er<br />

das reiche Wissen, das er in den okkulten Künsten erworben hatte, zurück nach Deutschland<br />

in das Kloster, aus dem er ursprünglich ausgezogen war. Nach und nach vermittelte er sein

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