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Hainfeld Info 02/2011 - Wir Hainfelder

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2-11<br />

Hausvrouwen, alte und neue Richterinnen,<br />

Ehewirtinnen, Bürgerliche Frauenzimmer, Höbamminen, Hammerschmiedinnen,<br />

Erzherzoginnen, Bäuerinnen, Dienstbotinnen,<br />

Sommerfrischlerinnen, Gemeinderätinnen,...<strong>Hainfeld</strong>erinnen!<br />

Die Spurensuche nach <strong>Hainfeld</strong>er Frauen ist eng verbunden<br />

mit der Frage, wie und wann scheinen Menschen in<br />

historischen Aufzeichnungen überhaupt und Frauen im<br />

Besonderen auf<br />

Häufig finden sich Fakten im Zusammenhang mit Besitz und<br />

Rechtsangelegenheiten gehobener Schichten. Darüberhinaus<br />

dann, wenn ihnen etwas Besonderes zugestoßen ist (Hexenverfolgung)<br />

oder sie etwas Außerordentliches<br />

getan, einen Rechtsbruch, ein Verbrechen<br />

verübt haben. Andererseits wurde das gesamte<br />

Leben, von der Geburt bis zum Tod<br />

in den herrschaftlichen und kirchlichen<br />

Amtsstuben abgehandelt und damit können<br />

zumindest Namen und Eckdaten von<br />

<strong>Hainfeld</strong>erinnen in großer Vielzahl gefunden<br />

werden.<br />

Außer Elisabeth, Tochter des Babenbergers<br />

Leopold II und Frau des Ottakar von Steier<br />

im 11./12. Jahrhundert, deren <strong>Hainfeld</strong>-<br />

Connection heute eher kritisch gesehen<br />

wird 1) begegnet uns 1299 als nächste Frau<br />

Jevt. Richter Eberhard, ihr Mann und sie<br />

vermachen aus schlechtem Gewissen, wegen<br />

jahrelang unrechtmäßig eingenommener<br />

Maut ihren Besitz dem Abt von Heiligenkreuz.<br />

Aber, da diese Buße ohnehin<br />

erst nach ihrem Tod erfolgen sollte, war<br />

das ganz praktisch für sie. Elsbethen, die<br />

alte Richterin ist ein Jahrhundert später als<br />

einzige Frau Mitglied in der Frauenzeche<br />

unserer Lieben Frau in <strong>Hainfeld</strong>. Sie wird zwar so genannt, war<br />

aber niemals selbst Richterin, der Richter war nur ihr Mann. 2)<br />

28 Frauen 3) (und ihre Männer) werden namentlich als Opfer im<br />

Zusammenhang mit dem Türkeneinfall 1683 genannt und waren<br />

von dem unfassbar harten Schicksal der Verschleppung betroffen,<br />

bzw. drei wurden sofort erschlagen 4 ).<br />

Die <strong>Hainfeld</strong>erin Marie Prause war in der 1. Republik<br />

Gemeinderätin in <strong>Hainfeld</strong>.<br />

Als Frauen der <strong>Wir</strong>tschaft scheinen die Hammerschmiedinnen<br />

Rosina Mayer und Dorothea Schreckenfuchs im 17. Jahrhundert<br />

und im 19. Jahrhundert die Sensenfabriksinhaberin Josephine<br />

Scheyrer auf. Franziska Zeillinger wird 1878 als die letzte<br />

Gewerkin in der Ramsau bezeichnet. 9) Die Tradition der Frauen<br />

an der Spitze von metallverarbeitenden Betrieben setzten im 20.<br />

Jahrhundert Trude Grundmann und Lilly Gaschler/Alexandra<br />

Eichenauer-Knoll fort.<br />

Frauen und Politik war ebenfalls ein Thema<br />

in <strong>Hainfeld</strong>. An den Maikundgebungen<br />

1895 und 1908 in <strong>Hainfeld</strong> nahmen Frauen<br />

teil. Eine Fast-<strong>Hainfeld</strong>besucherin wäre<br />

Anna Altmann geworden. Sie wollte als<br />

Delegierte am Parteitag 1898/99 teilnehmen,<br />

die männlichen Genossen schrieben<br />

aber, „Frauen sind noch nicht so weit“ und<br />

luden sie wieder aus. 10) Als erste Gemeinderätin<br />

am 12.12.1918 wird Christine Rottensteiner<br />

nur einmal in der Zeitung erwähnt.<br />

Drei weitere Frauen waren ganz sicher in<br />

der ersten Republik bis 1934 auch im Gemeinderat<br />

<strong>Hainfeld</strong>s vertreten: Marie Pichowetz,<br />

Marie Prause und Anna Hummel. 11)<br />

Die christlichen Frauen fanden sich um die<br />

Jahrhundertwende in Frauenvereinen oft zu<br />

caritativem Zwecke zusammen. In den 30er<br />

Jahren forderten sie allerdings etwas gänzlich<br />

anderes, nämlich des nach Geschlechtern<br />

getrennten Badens im <strong>Hainfeld</strong>er Stadtbad!<br />

12)<br />

In der NS-Zeit erfüllten Frauen und Mädchen<br />

Positionen in Frauenschaft, BDM etc., waren aber von der<br />

offiziellen Politik ausgeschlossen, das hätte nicht zur Vorstellung<br />

der Frau als Mutter und Hausfrau gepasst, das aber angesichts<br />

der damals stark gestiegenen außerhäuslichen Arbeit der Frauen<br />

ohnehin nicht stimmig war. Stellvertretend für die Verfolgten<br />

der NS-Herrschaft nenne ich die Lehrerin Margarete Sigel, die<br />

für ihre Widerständigkeit ins KZ kam.<br />

Aus dem Rahmen fielen Frauen, denen behördlich eine unrechte<br />

Tat vorgeworfen wurde, und war sie auch noch so privat: Nicht<br />

namentlich genannte „ Bürgerliche Frauenzimmer“ des Marktes<br />

standen öfter wegen Zänkereien vor Gericht und wurden vom<br />

Rat ermahnt, die kaiserliche Ordnung einzuhalten. Vor Gericht<br />

standen auch unverheiratete schwangere Frauen (und die dazugehörigen<br />

Männer, soweit bekannt). Eine „Höbamin“ erfuhr<br />

eine Verurteilung wegen Abtreibung; sie wurde aber hinsichtlich<br />

ihrer Strafe, dem Hinausprügeln aus dem Ort, mit Milde<br />

behandelt. Was das genau heißen soll, weiß ich nicht, wurde<br />

sie weniger stark geprügelt 5) Die Hebammen waren durch die<br />

Jahrhunderte die wichtigsten Frauen im Ort. Es sei hier stellvertretend<br />

eine von 1945 genannt, Josefa Grill. 6)<br />

Einmal kam, anlässlich einer Pilgerreise nach Mariazell sogar<br />

Maria Theresia mit den Erzherzoginnen Maria Anna und Maria<br />

Antoinette nach <strong>Hainfeld</strong> und soll dort wo sich heute die Florianikapelle<br />

befindet, empfangen worden sein. 7)<br />

Im 19. Jahrhundert sieht sich der Abt von Lilienfeld bemüßigt,<br />

die <strong>Hainfeld</strong>erinnen wegen ihres Hanges zu Luxus abzumahnen.<br />

Auf welch geringe Anzahl von Frauen mag er sich bei den<br />

sozialen Gegebenheiten damals beziehen 8) A propos Luxus:<br />

Derselbe Abt stattete nach einem Brand das Stift wieder prachtvoll<br />

aus.<br />

Margarete Kowall<br />

Der 2. Teil der Dokumentation über die <strong>Hainfeld</strong>er Frauen<br />

folgt in der Ausgabe 3-<strong>2011</strong><br />

Anmerkungen<br />

1) Die Babenberger behaupteten gerne, dass Besitzungen immer schon ihnen<br />

gehört hatten und erst als Heiratsgut an andere gekommen wären und daher sind<br />

dementsprechende Aufzeichnungen des Landbuches von Österreich und Steier<br />

(1240/45) kritisch zu betrachten http://www.genealogie-mittelalter.de/babenberger_markgrafen_von_oesterreich/elisabeth_von_oesterreich_herzogin_von_steiermark_1111/elisabeth_von_babenberg_herzogin_von_steiermark_+_1111.html)<br />

15.5.<strong>2011</strong>)<br />

2) http://www.monasterium.net/ieekq/de/portal_noe00_de.php<br />

3)Die tatsächliche Opferanzahl war wohl 20 mal so groß<br />

4) Kaufbücher in einer Zeitungskopie aus GAHF<br />

5) Josef Gassner, Sicherheit in <strong>Hainfeld</strong>, In: Werden und Wachsen der Stadt<br />

<strong>Hainfeld</strong>. Hg. Karl Jägersberger (<strong>Hainfeld</strong> 2004 )270<br />

6) BH Archiv 1945<br />

7)Rudolf Bergner, Josef Gassner,Wegkreuze in Hanfeld und Umgebung.(Scheibbs<br />

2003) 22<br />

8) Kurt Bellak <strong>Hainfeld</strong> in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In ebd. 58<br />

9) Kurt Bellak , <strong>Hainfeld</strong>er Sensen oder die Sensenschmiede von <strong>Hainfeld</strong>. Ebd.<br />

65-67<br />

10)Katalog 100 AHRE <strong>Hainfeld</strong>er Einigung. 40,21<br />

11) Versch. Gemeinderatsprotokolle BH Lil, <strong>Hainfeld</strong>er Wochenblatt 1919 – 1934<br />

12) (Pfarrarchiv <strong>Hainfeld</strong>)<br />

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