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und Jugendarbeit - NextNetz

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HAFENEGER: AKTUELLE SITUATION DER KINDER- UND JUGENDARBEIT<br />

Trotz – vereinnahmt <strong>und</strong> funktionalisiert. Die Dominanz der Schule <strong>und</strong> der (hektische)<br />

Druck auf das schulische Bildungssystem ermöglicht kaum wirkliche Lern- <strong>und</strong> Aushandlungsprozesse<br />

(die Zeit brauchen) <strong>und</strong> damit die Vergegenwärtigung <strong>und</strong> Anerkennung<br />

des Bildungspotenzials der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

5. Zyklen der Förderungspolitik<br />

In historischer Perspektive muss man langfristige Entwicklungen kommentieren,<br />

<strong>und</strong> es gilt in der Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik auf Zyklen <strong>und</strong> Wellen zu schauen,<br />

die die aktuelle Entwicklung einordnen lassen. Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ist wie<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugend(hilfe)politik eine permanente Baustelle; Dynamiken <strong>und</strong> Prozesse<br />

sind für sie konstitutiv, wenn sie auf der „Höhe der Zeit“ Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

erreichen <strong>und</strong> auf sie einwirken will. Die zeitbezogenen Zyklen zeigen ein Auf <strong>und</strong> Ab,<br />

Reformphasen <strong>und</strong> Stagnation, Veränderungen in den normativen Vorgaben, in den<br />

Aufträgen <strong>und</strong> inhaltlichen Akzentsetzungen. Der seit einigen Jahren zu beobachtende<br />

Zyklus zeigt erstmals in der Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik, dass wortpolitisch <strong>und</strong><br />

appellatorisch einerseits der „Kernbestand“ der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> erhalten<br />

werden soll, dafür aber möglichst wenige öffentliche Mittel eingesetzt werden sollen.<br />

Es scheint sich aber andererseits – bei allen Differenzen <strong>und</strong> Kompromissbildungen in<br />

der Vergangenheit – ein von allen politischen Lagern (<strong>und</strong> Parteien) geteiltes Kernverständnis,<br />

ein traditionell breiter gesellschaftlicher <strong>und</strong> politischer Konsens aufzulösen:<br />

dass Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ein bedeutsames soziales, kulturelles <strong>und</strong> demokratisches<br />

Lern- <strong>und</strong> Erfahrungsfeld ist, das möglichst vielen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in<br />

deren Freizeit zur Verfügung stehen soll.<br />

Neu am derzeitigen Zyklus ist, dass – mit neokonservativen <strong>und</strong> neoliberalen<br />

Begründungslinien versehen – die Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> in ihrer bisherigen Form<br />

<strong>und</strong> Förderung auch prinzipiell in Frage gestellt, als strukturell veraltet <strong>und</strong> historisch<br />

überholt dargestellt wird. Oder aber sie wird mehr strukturkonservativ tradiert (weil<br />

gesellschaftlich eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> angepasst), als notwendige „Nische“ jugendlichen<br />

Freizeitlebens, als Reservoir für Nachwuchsgewinnung oder für spezifische soziale<br />

„Problemgruppen“ – im Sinne von Feuerwehrpolitik - verstanden <strong>und</strong> akzeptiert. Hier<br />

haben vor allem freie Träger wiederholt auf die Folgen der zurückgehenden öffentlichen<br />

Jugendförderung hingewiesen: dass mit den Kürzungen, Einschnitten <strong>und</strong> dem<br />

Rückgang der geförderten Maßnahmen, dem Rückgang der Pro-Kopf-Förderung <strong>und</strong><br />

steigenden Teilnahmekosten – allen Kompensationsversuchen der Träger zum Trotz -<br />

ein verstärkter sozialer Selektionsdruck (in allen Maßnahmebereichen) verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Hier lohnt ein kurzer Blick in die Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe insgesamt, weil dieser<br />

anzeigt, dass von einem Sparkurs nicht in allen Segmenten die Rede sein kann. Politische<br />

Prioritäten <strong>und</strong> gesellschaftlicher Wandel, öffentlicher Druck <strong>und</strong> Problemmarkierungen<br />

haben insgesamt seit dem Inkrafttreten des KJHG die Ausgaben steigen<br />

lassen: von 14, 3 Mrd. Euro im Jahr 1992 auf 20,4 Mrd. im Jahr 2004 (das sind plus<br />

43%). Hier beziehen sich die Ausgaben der Kommunen vor allem auf Leistungen für<br />

junge Menschen <strong>und</strong> deren Familien, auf die Kindertageseinrichtungen <strong>und</strong> Hilfen zur<br />

Erziehung – auf ein beinahe b<strong>und</strong>esweites Angebot <strong>und</strong> Netz von familienunterstützenden<br />

<strong>und</strong> -ergänzenden Erziehungshilfen.<br />

6. Kompetenz von Politik<br />

Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> muss immer wieder in der Öffentlichkeit, mit Verwaltung<br />

<strong>und</strong> Politik kommuniziert werden. Hier sind m. E. zwei Dilemmata zu beklagen: Es<br />

gelingt den Akteuren <strong>und</strong> Trägern kaum ihr Wissen, ihre Aktivitäten <strong>und</strong> Forderungen<br />

öffentlich „rüber zu bringen“ <strong>und</strong> Diskurse zu bestimmen bzw. wesentlich zu beeinflus-<br />

Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT

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