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SASS: LERNEN IN INFORMELLEN KONTEXTEN DES FREIWILLIGEN ENGAGEMENTS<br />
45<br />
Erich Sass<br />
Lernen in informellen Kontexten des freiwilligen<br />
Engagements 1<br />
Dass Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> wirkt, wie es der Titel dieses Kongresses mit<br />
Ausrufezeichen verkündet, liegt auf der Hand. Es wirkt doch alles, irgendwie ... .<br />
Wir können schließlich nicht nicht lernen, wie die Lernpsychologen <strong>und</strong> Neurowissenschaftler<br />
sagen.<br />
Die Frage ist also, wie <strong>Jugendarbeit</strong> wirkt, was Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
lernen, wenn sie sich an den Angeboten der offenen <strong>und</strong> verbandlichen Kinder<strong>und</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> beteiligen <strong>und</strong> welche besonderen, von anderen Lernfeldern<br />
unterscheidbaren Lernerfahrungen hier gemacht werden können.<br />
In unserem Forschungsprojekt haben wir uns mit der besonderen Gruppe der<br />
freiwillig engagierten Jugendlichen beschäftigt. Vertreter der Verbände aber auch<br />
der Politik <strong>und</strong> zum Teil auch der Wissenschaft führen den Bereich des freiwilligen,<br />
ehrenamtlichen Engagements gerne an, wenn es darum geht, wichtige außerschulische<br />
Lernorte zu benennen. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Bereich dazu<br />
geeignet ist, bei Jugendlichen Lern- <strong>und</strong> Bildungsprozesse, insbesondere sozialer Art,<br />
sowie das Hineinwachsen in demokratische Spielregeln zu fördern. Allerdings ist diese<br />
Annahme so gut wie nie empirisch belegt worden.<br />
Um sie zu überprüfen, läuft mit Unterstützung des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des Landes NRW an<br />
der Universität Dortm<strong>und</strong> in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut seit 2003<br />
das Forschungsprojekt „Informelle Lernprozesse Jugendlicher in Settings des freiwilligen<br />
Engagements“.<br />
Vorbemerkung zum Begriff des „Informellen Lernens“<br />
Der Begriff „informelles Lernen“ hat mittlerweile in Fachwissenschaft <strong>und</strong> -praxis<br />
eine relativ große Verbreitung gef<strong>und</strong>en. Warum wir versuchen, ihn zu vermeiden <strong>und</strong><br />
eher von „Lernen in informellen Kontexten“ sprechen, soll hier kurz begründet werden.<br />
In der aktuellen Debatte wird „informelles Lernen“ gerne als eine Art Restkategorie:<br />
für jegliches Lernen außerhalb von formal organisierten Bildungsinstitutionen, wie<br />
z.B. der Schule, oder auch von – häufig als „non-formal“ bezeichneten – Institutionen,<br />
wie z.B. den Weiterbildungseinrichtungen benutzt. Dabei können die Bezeichnungen<br />
variieren. Sie reichen vom ungeplanten, beiläufigen, impliziten, offenen, situations-,<br />
fall- <strong>und</strong> anforderungsbezogenen oder auch unbewussten Lernen über selbstorganisiertes<br />
Lernen bis zur Gleichsetzung des informellen mit dem non-formalen Lernen.<br />
Gemeint sind damit so unterschiedliche Lernsituationen wie<br />
• das unbewusste Lernen des Kleinkindes,<br />
• das beiläufige Lernen durch Kommunikation in der Peer-Beziehung oder in anderen<br />
Gruppenkonstellationen,<br />
• die selbstständige Aneignung von Routinen oder Techniken in Beruf <strong>und</strong> Hobby,<br />
• das eigenständige Lernen durch Lektüre oder mediengestützte Fortbildung,<br />
• das Lernen im praktischen Handlungsvollzug (learning by doing)<br />
• die politische Sozialisation in Organisationen.<br />
Dieser Unschärfe wollen wir entgehen, indem wir einen sehr einfachen, aber durch<br />
aktuelle lernpsychologische <strong>und</strong> neurobiologische Forschungen gut gestützten Lernbegriff<br />
verwenden:<br />
Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT