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SASS: LERNEN IN INFORMELLEN KONTEXTEN DES FREIWILLIGEN ENGAGEMENTS<br />
47<br />
bereits über Kompetenzen aus Elternhaus <strong>und</strong> Schule verfügen <strong>und</strong> ihr Engagement<br />
trägt dazu bei, diese Kompetenzen zu vertiefen <strong>und</strong> zu erweitern.<br />
Um derartige Lernprozesse im freiwilligen Engagement beschreiben zu können,<br />
benutzen wir eine Theorie die auf den französischen Soziologen Pierre Bourdieu zurückgeht.<br />
In seiner Kapitaltheorie unterscheidet Bourdieu vier Kapitalarten, von denen<br />
hier das kulturelle <strong>und</strong> das soziale Kapital von besonderem Interesse sind:<br />
Unter kulturellem Kapital wird das Wissen <strong>und</strong> Können über welches ein Mensch<br />
verfügt verstanden, aber auch die kulturellen Güter (Bücher, Maschinen, ...) die er besitzt<br />
sowie sein, wie Bourdieu sagt, institutionalisiertes Kulturkapital, also Titel, Zeugnisse<br />
<strong>und</strong> Zertifikate.<br />
Der Begriff Soziales Kapital wird in verschiedenen Definitionsweisen verwandt. In<br />
der us-amerikanischen Tradition – vor allem bei Coleman <strong>und</strong> Putnam – ist soziales Kapital<br />
ein gesellschaftliches Gut, das nicht an<br />
Individuen geknüpft ist. Es besteht aus gesellschaftlichen<br />
Normen, Vertrauensverhält-<br />
Abbildung 1: Kapitalarten (nach Bourdieu)<br />
nissen <strong>und</strong> Institutionen, die den sozialen<br />
Kitt einer Gesellschaft bilden. Insbesondere<br />
in der Diskussion um die Zivilgesellschaft<br />
<strong>und</strong> das bürgerschaftliche Engagement wird<br />
diese Definition gerne benutzt, z.B. um, wie<br />
Putnam, das Verschwinden dieses Sozialkapitals<br />
zu beklagen (Bowling<br />
Tabelle 1: Repräsentativerhebung / ausgewählte Merkmale<br />
Alone).<br />
Wir verwenden den Begriff Soziales<br />
Kapital in der französischen Tradition Pierre<br />
Bourdieus. Hier ist es an Personen geknüpft<br />
<strong>und</strong> meint die Beziehungen <strong>und</strong> Kontakte,<br />
die eine konkrete Person aktuell aktivieren<br />
<strong>und</strong> nutzen kann. Es geht also um das, was<br />
wir negativ gesprochen unter „Vitamin B“<br />
verstehen <strong>und</strong> positiv ausgedrückt als „Einbindung<br />
in soziale Netzwerke“ bezeichnet<br />
werden kann.<br />
Aus Sicht der Kapitaltheorie ist die<br />
Aufnahme eines Engagements zunächst<br />
als ein Ergebnis vorausgegangener Kompetenzentwicklung<br />
in Elternhaus <strong>und</strong> Schule<br />
zu betrachten. Das Engagement selbst, als<br />
Prozess der Akkumulation, also der Ausweitung <strong>und</strong> Vertiefung von kulturellen <strong>und</strong><br />
sozialen Kompetenzen. Werden diese in andere Lebensbereiche transferiert, kann wiederum<br />
das Engagement als Voraussetzung <strong>und</strong> die Kompetenzen als dessen Ergebnis<br />
angesehen werden.<br />
Die repräsentative Telefonbefragung hat (wie andere Studien auch) ergeben, dass<br />
sich Jugendliche aus höheren Schultypen eher engagieren als Hauptschüler. Auch<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind unter den Engagierten seltener vertreten<br />
als unter den Nichtengagierten.<br />
In den unterschiedlichen Organisationen <strong>und</strong> Einrichtungen stellt sich der Migrantenanteil<br />
wie in Tab. 2 dargestellt dar, wobei die wichtigen Bereiche Kirche, Sport,<br />
Jugendverbände im Durchschnitt liegen; die Rettungsdienste knapp darunter.<br />
Bemerkenswert ist hier, dass auch im Sport, von dem wir aus anderen Untersuchungen<br />
wissen, dass der Migrantenanteil unter den Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />
relativ hoch ist, dieser bei den Engagierten nur durchschnittlich ausfällt.<br />
Scheinbar gelingt es den Sportorganisationen nicht besser, Personen mit Migrations-<br />
Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT