und Jugendarbeit - NextNetz
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SASS: LERNEN IN INFORMELLEN KONTEXTEN DES FREIWILLIGEN ENGAGEMENTS<br />
In diffusen Situationen sehen sich die jugendlichen Verantwortungsträger immer<br />
wieder vor besondere Herausforderungen gestellt, aus denen sich Lerngelegenheiten<br />
ergeben. Gerade in ungeplanten Situationen können Jugendliche ihr Wissen <strong>und</strong> Können<br />
unter Beweis stellen <strong>und</strong> durch learning by doing Erfahrungen sammeln.<br />
Außerdem werden Jugendlichen Möglichkeiten eröffnet, eigene Themen, Problemstellungen<br />
<strong>und</strong> Handlungsweisen in die Organisationen einzubringen. Diese Möglichkeiten<br />
der Partizipation fördern die emotionale Beteiligung <strong>und</strong> damit die Motivation.<br />
Auch dies sind wichtige Dispositionen für erfolgreiche Lernprozesse.<br />
Schaut man in die anderen Lebens- <strong>und</strong> Lernfelder, in denen Jugendliche sich<br />
bewegen, wird schnell klar, dass diese Mischung aus Freiheit <strong>und</strong> Verantwortung<br />
– um eine politische Leerformel zu verwenden – in keinem der anderen Lernfelder so<br />
gegeben ist. Die Chance, praktische Demokratieerfahrungen zu machen, scheint den<br />
bürgerschaftlichen Organisationen vorbehalten zu sein. Wo sonst kann man lernen,<br />
eine Vereinssitzung zu leiten, seine Meinung in Ausschüssen darzulegen oder Mehrheitsentscheidungen<br />
herbeizuführen<br />
Die festgestellte Diffusität kann ihre Wirkung insbesondere dann entfalten, wenn<br />
es den Organisationen gelingt, gleichzeitig Stabilität herzustellen. Derartige Stabilität<br />
entsteht zum einen durch programmatische Kontinuität, die sich aus den Zielen <strong>und</strong><br />
Traditionen der Organisationen, aus der Weitergabe von Werten oder auch Ritualen<br />
ergibt. Außerdem aus personaler <strong>und</strong> inhaltlicher Kontinuität, die von Verbandsleitungen,<br />
Erwachsenen <strong>und</strong> vor allem auch Hauptberuflichen in den Organisationen hergestellt<br />
wird. Gerade für Jugendliche in schwierigen Lebensphasen erscheint emotionale<br />
Nähe <strong>und</strong> Anerkennung aber auch die Auseinandersetzung mit Erwachsenen besonders<br />
wichtig. Darüber hinaus können Jugendliche von pädagogischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />
Hilfestellungen erfahrener Erwachsener profitieren. Außerdem schaffen die<br />
Organisationen Zugänge zu sozialen Netzen, wie z.B. den Jugendringen <strong>und</strong> ähnlichen<br />
Zusammenschlüssen, vor allem auf lokaler Ebene. In Einzelfällen können diese aber<br />
weit über den lokalen Bereich hinausgehen. So berichtet eine 16jährige BdPlerin von<br />
einer Teilnahme an einem Weltpfadfindertreffen in Thailand <strong>und</strong> eine junge Frau aus<br />
der Sportjugend von einer geplanten Teilnahme an den Olympischen Spielen in Athen<br />
als Betreuerin von Jugendgruppen.<br />
Fazit<br />
Insgesamt betrachtet, geben die vorgestellten Forschungsergebnisse Anlass zu der<br />
Vermutung, dass es sich bei den untersuchten Settings um eigenständige, zum Teil<br />
auch exklusive Lernfelder handelt. Während nicht engagierte Heranwachsende durch<br />
die lange Schulphase, den Aufschub von Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> ökonomischer Selbständigkeit<br />
weitgehend von gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme ferngehalten<br />
werden, bietet das freiwillige Engagement die Möglichkeit, in Realsituationen für sich<br />
<strong>und</strong> andere Verantwortung zu übernehmen <strong>und</strong> dadurch die Erfahrung konkreter<br />
Nützlichkeit sowie gesellschaftlicher Relevanz des Tuns zu machen.<br />
Die jungen Freiwilligen lernen in verantwortungsvollen Tätigkeiten in Ernstsituationen<br />
<strong>und</strong> erhalten Gelegenheit sich zu erproben <strong>und</strong> in relativ geschützten Räumen<br />
auch einmal Fehler zu machen. Insbesondere Kompetenzen der gesellschaftlichen<br />
Partizipation können im Engagement eher erworben werden, als in anderen Lernkontexten.<br />
Die, zum Teil als diffus zu bezeichnenden Strukturen der Organisationen<br />
wirken als Gelegenheitsstrukturen <strong>und</strong> scheinen in ihrer Durchlässigkeit <strong>und</strong> Vermischung<br />
von informellen, non-formalen <strong>und</strong> formalen Kontexten für das Lernen besonders<br />
geeignet. Dies ist das eigentliche Pf<strong>und</strong>, mit dem die Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
wuchern kann.<br />
Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT