und Jugendarbeit - NextNetz
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HAFENEGER: AKTUELLE SITUATION DER KINDER- UND JUGENDARBEIT<br />
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scheint eine Professionsökonomik zu werden, die nach den Kosten, der Effizienz <strong>und</strong><br />
den institutionellen Arrangements des knappen Gutes von Dienstleistungen in der Kinder-<br />
<strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> fragt.<br />
Viele der bisher fachlich kaum umstrittenen Professionsbilder scheinen in der<br />
öffentlichen – nicht fachlichen – Diskussion in die Defensive zu geraten. Das Interesse<br />
<strong>und</strong> die Anfragen zielen einseitig auf Effizienz <strong>und</strong> Effektivität, manageriale Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> quantitative Daten; weniger auf Inhalte <strong>und</strong> pädagogische Prozesse, die<br />
Komplexität <strong>und</strong> Offenheit bzw. Ungewissheit im Umgang mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
– <strong>und</strong> somit die notwendigen Spielräume professionellen Handelns.<br />
10. Wirkungs- <strong>und</strong> Grenzendiskurs<br />
Der traditionsreiche (<strong>und</strong> inhaltsreiche) Grenzen- <strong>und</strong> Wirkungsdiskurs der Pädagogik<br />
ist seit einiger Zeit vor allem mit zwei Anfragen „von außen“ verb<strong>und</strong>en, die weder<br />
in der Tradition von Bernfeld (mit seinen „drei Grenzen“) noch von Luhmann („Technologiedefizit“)<br />
oder Oevermann („Professionalisierungsbedürftigkeit“) stehen: Die<br />
Nutzen- <strong>und</strong> Wirksamkeitsanfragen bedeuten, dass Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> nicht<br />
mehr „für sich“ genommen als demokratiepolitisch <strong>und</strong> biographisch wertvoll, notwendig<br />
<strong>und</strong> förderungswürdig erscheinen, sondern mit einem konkreten Erwartungskalkül<br />
verb<strong>und</strong>en sind (z. B. gesellschaftlich <strong>und</strong> strukturell verursachte Jugendprobleme<br />
zu lösen). Während der traditionsreiche Grenzendiskurs die wirklichen Grenzen<br />
von Pädagogik <strong>und</strong> der Profession ausleuchtet <strong>und</strong> mit dem „Technologiedefizit“ <strong>und</strong><br />
der „Professionalisierungsbedürftigkeit“ systematische Anstrengungen auf einen anspruchsvollen<br />
Diskurs verweisen, geht es nunmehr vordergründig um vermeintlich zu<br />
erbringende Aufgaben <strong>und</strong> auch naive Vorstellungen von Machbarkeit. Hier wird ein<br />
naives, kausales <strong>und</strong> lineares Denken fortgesetzt <strong>und</strong> erwartet, dass in der Pädagogik<strong>und</strong><br />
Professionsdebatte lange beendet erschien.<br />
Neben einem fachlich <strong>und</strong> politisch zu profilierenden Grenzen- <strong>und</strong> Wirkungsdiskurs<br />
geht es weiter um eine – bisher weitgehend fehlende – selbstbewusste Kommunikation<br />
darüber, was Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> jenseits von Programmatik <strong>und</strong> Normativität<br />
wirklich macht <strong>und</strong> kann. Es gilt jenseits von programmatischen <strong>und</strong> normativen Überfrachtungen<br />
<strong>und</strong> Versprechungen (sollte, müsste, könnte) empirisch (wissenschaftlich)<br />
gehaltvoll zu beschreiben <strong>und</strong> auszuweisen, was sie macht <strong>und</strong> kann – <strong>und</strong> was sie<br />
nicht macht <strong>und</strong> kann. Dieser Grenzen- <strong>und</strong> Wirkungsdiskurs „nach innen“ <strong>und</strong> „nach<br />
außen“ wäre Teil einer ehrlichen <strong>und</strong> entlastenden Selbstverständigung <strong>und</strong> kann sicher<br />
auch befreiend wirken. Das heißt auch, immer wieder das Verhältnis von Kinder<strong>und</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> (als Pädagogik) <strong>und</strong> Politik zu relationieren; Diskurse, Zuständigkeiten<br />
<strong>und</strong> Aufgaben in die Politik <strong>und</strong> Gesellschaft zurück zu verweisen.<br />
Resümee<br />
Wohin die weitere Reise der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> geht, auf welchem (fachlichen)<br />
Niveau sie weiter existieren <strong>und</strong> wie sie zukünftig aussehen wird ist schwer zu<br />
prognostizieren. Wir haben es mit unterschiedlichen, nebeneinander liegenden <strong>und</strong><br />
durchaus disparaten Tendenzen zu tun, die (noch) nicht abgeschlossen <strong>und</strong> mit vielfältigen<br />
Kontroversen verb<strong>und</strong>en sind. Aber soviel lässt sich konstatieren: Sie ist derzeit<br />
in keinem guten Zustand, mehr in der Defensive <strong>und</strong> kaum ein gestaltender Akteur;<br />
gleichzeitig gibt es für sie gute Gründe <strong>und</strong> Begründungen, macht sie eine vielschichtige<br />
(<strong>und</strong> gute) Praxis, bietet sie (kaum untersuchte) Sozialisations-, Erziehungs- <strong>und</strong><br />
Bildungsleistungen, die politisch <strong>und</strong> gesellschaftlich kaum erkannt <strong>und</strong> gewürdigt<br />
werden. Hier hätte sie sich als Akteur einzumischen, den Wert <strong>und</strong> die Bedeutung<br />
von Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zu belegen. Dabei kommt es vor allem auf die sensible<br />
Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT