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THOLE: VERKANNT UND UNTERSCHÄTZT –ABER DRINGEND GEBRAUCHT<br />
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<strong>und</strong> strukturiert nach bestimmten Regeln. Werden sie von den PädagogInnen nicht als<br />
solche intuitiv erkannt oder gar verletzt, werden die Möglichkeiten Bildungsprozesse<br />
zu initiieren dezimiert. Nur ihre kontinuierliche Reaktivierung eröffnet der Kinder- <strong>und</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> die Chance, sich als Bildungsraum zu präsentieren.<br />
Bildung als Gr<strong>und</strong>vokabel der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> – Zugang zwei<br />
Favorisiert <strong>und</strong> diskutiert wird gegenwärtig ein umfassender Bildungsbegriff, der<br />
unterschiedliche – formelle, nicht-formelle <strong>und</strong> informelle – Formen von Bildung integriert<br />
<strong>und</strong> die Pluralität vielfältiger Bildungsorte, -gelegenheiten <strong>und</strong> -zeiten jenseits<br />
einer Fixierung auf schulische beziehungsweise berufliche Wissensverwertung <strong>und</strong><br />
institutionelle Zuständigkeiten unterstellt (vgl. Rauschenbach u. a. 2004). Die Bildung<br />
des Subjekts bleibt dabei immer rückgeb<strong>und</strong>en an kollektive Formen der Lebensführung<br />
<strong>und</strong> an die Integration des Subjekts in die Gesellschaft (vgl. Rauschenbach<br />
2004). Das Bildungsprojekt der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ist biographie- <strong>und</strong> lebensweltbezogen.<br />
Unter Bezug auf die Typologie der Aufgaben von Lebenswelten von Jürgen<br />
Habermas (1981) sind drei Kerndimensionen einer sozialpädagogischen Bildung<br />
hervorzuheben (vgl. Abb. 1).<br />
(1) In Bezug auf das kulturelle Erbe einer Gesellschaft hat Soziale Arbeit Menschen,<br />
wenn diese selbständig dazu nicht oder nicht mehr in der Verfassung sind,<br />
dabei zu unterstützen, sich das kulturelle Wissen der Gesellschaft anzueignen <strong>und</strong><br />
Orientierungs- <strong>und</strong> Erziehungskrisen zu bearbeiten. Der Blick wendet sich hier den<br />
Formen der „kulturellen Re¬produktion” zu korrespondiert dementsprechend mit der<br />
Initiierung von „kulturellen Bildungsprozessen”.<br />
(2) Krisen auf der Ebene der sozialen Integration, des Verlustes von Zugehörigkeit<br />
<strong>und</strong> Anerkennung sowie Praxen der Renitenz bis hin zu kriminalisierbaren Handlungen<br />
können im Kontext der Sozialen Arbeit durch Formen der „sozialen Bildung” eine<br />
Bearbeitung <strong>und</strong> Thematisierung finden.<br />
(3) Verunsicherungen der Identität, Erosionen der Motivation <strong>und</strong> psychische Beeinträchtigungen<br />
der individuellen Integrität finden in einer über Bildung aufgefächerten<br />
Sozialen Arbeit durch Projekte des „soziales Lernen” Beachtung <strong>und</strong> Bearbeitung.<br />
Die Bestimmung der Bedeutung von Bildung in der Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> hat<br />
sich vor diesem Hintergr<strong>und</strong> gegenwärtig,<br />
neben der Notwendigkeit einer präzisen Abbildung 1: Bildungsdimensionen <strong>und</strong> Reproduktionsfunktionen lebensweltorientierten<br />
Handelns<br />
inhaltlichen Ausbuchstabierung, insbesondere<br />
drei Problemkomplexen <strong>und</strong> den darin<br />
eingelagerten <strong>und</strong> im sozialpädagogischen<br />
Alltag nur schwer auszubalancierenden,<br />
paradoxen Ambiguitäten zu stellen:<br />
• Erstens hat sie die Dimensionierung der<br />
Bildung als Projekt der „Erziehung” zu<br />
mehr Autonomie unter den Bedingungen<br />
von Freiwilligkeit zu thematisieren,<br />
• zweitens Bildung als Bezugspunkt im<br />
Kontext der Identifizierung der Sozialen<br />
Arbeit als ein gesellschaftliches Handlungsfeld<br />
„sozialer Kontrolle <strong>und</strong> Disziplinierung”<br />
praktisch wie theoretisch zu<br />
konzeptualisieren <strong>und</strong><br />
• drittens die Konturierung der Bildungsidee<br />
im Zuge der Normalisierung der<br />
Sozialpädagogik <strong>und</strong> damit auch der<br />
Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT