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und Jugendarbeit - NextNetz

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CLOOS: „UNS WAR MAL LANGWEILIG, DA HAM WIR DAS JUZ ENTDECKT”<br />

absolviert er die zehnte Klasse einer Berufsfachschule, möchte den Realschulabschluss<br />

nachmachen <strong>und</strong> die Qualifi¬ka¬tion für den Besuch einer Fachoberschule<br />

erwerben. Er will den Beruf des Bürokaufmanns erlernen.<br />

Andreas Köllmers Zugang zum Jugendzentrum ist weder zielbewusst noch geplant.<br />

Der Weg in die Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> nimmt seinen Ausgang in einer zufälligen<br />

Entdeckung, weil ihm <strong>und</strong> seinen Fre<strong>und</strong>en „langweilig” ist. Es handelt sich hier um<br />

ein Finden ohne gezielte Suche. Die Entdeckung des Jugendhauses geschieht eher<br />

beiläufig. Der erste Besuch des Jugendhauses kommt jedoch einer Situation mit vielen<br />

Unbekannten gleich. Er kennt die dortigen Besucher <strong>und</strong> den dort beschäftigten<br />

„Jugendleiter” nicht – so nennt er den Sozialpädagogen. Wie bei Adan ist für Andreas<br />

wichtig, welche Gruppen er im Jugendzentrum auffindet. Das Erlangen von Zugehörigkeit<br />

ist folglich zunächst daran geknüpft, das vorgef<strong>und</strong>ene Gefüge im Jugendzentrum<br />

zu kennen <strong>und</strong> einschätzen zu können.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich benennt Andreas Köllmer als generelle Qualität <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> für den<br />

Besuch der Einrichtung, dass dort die Möglichkeit besteht, auch im Winter im Warmen<br />

Fre<strong>und</strong>e zu treffen. Damit werden zunächst vorwiegend die infrastrukturellen Qualitäten<br />

des Ortes in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt. Das Jugendzentrum dient hier zuvorderst<br />

als Aufenthaltsort <strong>und</strong> Treffpunkt, als Ort alltäglichen <strong>und</strong> unspektakulären Beisammenseins.<br />

Dies schließt jedoch nicht ein, dass nun auch Zugehörigkeit zum Jugendhaus<br />

hergestellt ist. Phasen der Anwesenheit <strong>und</strong> der Abwesenheit vom Jugendzentrum<br />

gehören wie selbstverständlich zur Geschichte des Zugangs. Diskontinuierlicher<br />

Besuch ist dem Jugendlichen nicht besonders begründungsbedürftig <strong>und</strong> erscheint<br />

ihm als selbstverständlich.<br />

Mit dem Zugang zum Haus, der nicht nach dem ersten Tag abgeschlossen ist, sondern<br />

eine längere Geschichte beinhaltet, verändern sich Andreas Interessenlagen. Wie<br />

auch bei Adan sind verschiedene Spiele <strong>und</strong> Spielgeräte wichtig, bei Andreas stehen<br />

sie jedoch im Mittelpunkt der Erzählung. Der Umgang mit den Spielgeräten <strong>und</strong> die<br />

Art der Spielgeräte selber verändert sich jedoch von einem eher spielerischen hin zu<br />

einem eher ernsteren, sportlichen <strong>und</strong> ehrgeizigen Zugang insbesondere beim Billardspiel.<br />

Geb<strong>und</strong>en an die vorzufindenden Vorhalteleistungen – warmer Raum mit Billardtisch<br />

– <strong>und</strong> die damit in Gang gebrachte spielerische Auseinandersetzung stellt sich<br />

individuelle Zugehörigkeit gleichsam als Gruppenzugehörigkeit Stück für Stück her.<br />

Die biographische Bedeutung erlangt das Jugendhaus jedoch vorwiegend als Stätte<br />

zunächst vergnüglichen <strong>und</strong> dann zunehmend ernsteren, sportlichen Wettkampfes.<br />

Das Jugendhaus ist hier vor allen Dingen Ort zur Erfüllung der jugendkulturellen<br />

Interessen. Andere professionelle Dienstleistungen werden hier nur auf Nachfrage<br />

erwähnt. Damit kommt dem Jugendzentrum insgesamt eine sehr eingeschränkte<br />

Funktion zu.<br />

Dem Jugendzentrumsleiter Thorsten Runge, in der Rolle des „Jugendleiters”,<br />

wird die Aufgabe zugeschrieben, Vorhalteleistungen zu garantieren <strong>und</strong> bei anderen<br />

Jugendlichen, „wenn irgendwer Probleme hat”, für Hilfen zur Verfügung zu stehen.<br />

Diese Hilfe nimmt Andreas jedoch nicht wahr, jedoch bietet der <strong>Jugendarbeit</strong>er als<br />

Grenzgänger zwischen Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenrolle ein Rollenmodell an, an dem<br />

sich der Jugendliche abarbeiten kann. Dies zeigt sich, wenn Andreas den <strong>Jugendarbeit</strong>er<br />

im Interview nicht nur als verrückt erklärt, sondern ihn mit vulgären Worten<br />

äußerst anerkennend <strong>und</strong> liebevoll beschimpft.<br />

Pit Elfmann <strong>und</strong> Andy Koralla: Einen Platz im Jugendhaus erobern<br />

Das hier erhobene Interviewmaterial geht auf ein Gruppeninterview mit vier ehrenamtlich<br />

aktiven Jugendlichen des Jugendzentrums Grüntal zurück. Die vier Ehrenamtlichen<br />

sind vorwiegend bei der Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung des einmal in der<br />

Woche stattfindenden Kinderprogramms aktiv. Pit Elfmann ist 18 Jahre alt <strong>und</strong> hat<br />

gerade eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begonnen. Er hofft, von seinem<br />

jetzigen Arbeitgeber übernommen zu werden <strong>und</strong> plant in der nächsten Zeit, die eh-<br />

Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006 – FACHTAGUNG JUGENDARBEIT WIRKT

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