abhängigkeit 2014 Potsdam 1,50 EUR
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word.<strong>Potsdam</strong> | Wie bist du eigentlich in die<br />
Wohngemeinschaft gekommen und inwieweit<br />
hilft sie dir<br />
Arne Seidel: Als ich abhängig wurde, war ich<br />
40, jetzt, nach 2 Jahren Konsum und einem Jahr<br />
Abstinenz kann ich sagen, dass es großes Glück<br />
war, dass ich in die Wohngruppe kam!<br />
Wäre ich nicht in den Knast gekommen wäre ich<br />
eh schon tot, doch nur durch die Gruppe habe<br />
ich es geschafft kein Heroin mehr zu nehmen –<br />
das hätte ich alleine vermutlich nicht.<br />
gk<br />
*Name geändert<br />
die volksdroge<br />
des<br />
21. jahrhunderts<br />
Da wir uns in diesem Heft nicht nur den verteufelten, harten Drogen<br />
hingeben wollen, sondern uns auch den wahren Volksdrogen<br />
annehmen möchten, haben wir ein Interview mit einer Koffeinabhänigen<br />
geführt. Dieses dient ausschließlich der Information daher<br />
rührt der wissenschaftliche Stil. Wir müssen ehrlicherweise einräumen,<br />
dass wir Suchtproblematiken im Bezug auf Koffein im Vorfeld<br />
nicht ganz ernst nahmen. Doch nach unserem Dialog mussten wir<br />
gestehen: Koffein hat durchaus eine gewisse ... Stimulanz.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Auf welchem Wege konsumierst<br />
du denn Koffein<br />
Dr. M. Schrenke: Oral, in ausschließlich flüssiger<br />
Form, zu 90% schwarz, ohne Milch und Zucker.<br />
Pralinen mit koffeinhaltiger Substanz esse ich<br />
nicht. Ich führe mir Koffein auch nur mittels Kaffees<br />
zu, Energydrinks oder Colagetränke trinke<br />
ich nie.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Wie sieht es denn mit der<br />
Frequentierung und Menge aus<br />
Dr. M. Schrenke: Regelmäßig, also täglich.<br />
Aktuell dürfte der Kaffeegenuss bei ca. 8-10<br />
Tassen liegen, was für meine Verhältnisse okay<br />
ist. In der Vergangenheit schwankte das stark,<br />
hing von Alltagsgestaltung und von der Art der<br />
vorhandenen Kaffeemaschine ab. Beispielsweise<br />
reduziert sich der Konsum bei einer französischen<br />
Maschine dadurch, dass kalter Kaffee<br />
mir nicht schmeckt. In der Glaskanne wird der<br />
Kaffee aber schnell kalt.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Du bist jetzt 45 Jahre alt - seit<br />
wann besteht die Einnahme von Koffein<br />
Dr. M. Schrenke: Eine erste bewusste Erinnerung<br />
habe ich dazu mit sechs Jahren, damals<br />
noch gestreckt mit Wasser. Es handelte sich um<br />
habitualisierten Genuss im Rahmen familiärer<br />
Aktivitäten bei Oma und Opa. Zeitweilig habe<br />
ich nur Kaffee und Mineralwasser getrunken,<br />
sonst gar nichts. Auch keinen Saft<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Was für Kaffee trinkst bzw.<br />
trankst du denn im Verlauf deines Lebens<br />
Dr. M. Schrenke: Kaffee mit Milch kam in den<br />
ersten Jahren überhaupt nicht in Frage, denn<br />
mein Vater trank als Vorbild ebenfalls schwarz.<br />
Ich denke, dass ich mit ungefähr 21 Jahren das<br />
erste Mal in Italien Cappuccino trank und vorher<br />
niemals Milch im Kaffee hatte.<br />
menschen<br />
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