abhängigkeit 2014 Potsdam 1,50 EUR
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word.<strong>Potsdam</strong> | Du trittst lautstark für<br />
Veränderungen der Migrationspolitik ein.<br />
Inwiefern sind dein Alltag und deine Arbeit mit<br />
Flüchtlingen und dem Asylsystem verbunden<br />
Isabelle Vandré: Sowohl im Landtag, als auch<br />
in den Kommunen Brandenburgs ist die Frage<br />
der Unterbringung von Flüchtlingen dauerhaft<br />
präsent und wird eine der Hauptauseinandersetzungen<br />
der nächsten Jahre sein. Wir werden<br />
in der nächsten Landtagssitzung im Dezember<br />
eine längere Debatte zur Flüchtlingspolitik des<br />
Landes Brandenburg haben. Im Fokus steht<br />
dabei der Anspruch Flüchtlingen die Hilfe und<br />
Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen.<br />
Gleichzeitig streben wir als LINKE die<br />
Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen<br />
an und wollen die Kommunen bei der Suche<br />
von geeigneten Wohnobjekten unterstützen.<br />
Vor Ort ist es wichtig, die BürgerInnen rechtzeitig<br />
einzubeziehen, um Ressentiments entgegen<br />
zu wirken. In meinem Wahlkreis habe ich dafür<br />
schon einige positive Beispiele kennen lernen<br />
dürfen. Zum Beispiel in Gransee haben sich viele<br />
Menschen gefunden, die die ankommenden<br />
Flüchtlinge unterstützen und sie bei alltäglichen<br />
Dingen wie Behördengängen und Arztbesuchen<br />
begleiten. Es wäre schön, wenn das in allen<br />
Teilen Brandenburgs so klappen würde. Ich<br />
persönlich habe auch Kontakt zu einigen Flüchtlingsinitiativen,<br />
die mir stetig berichten, wo sie<br />
Unterstützung brauchen und versuche dem so<br />
gut wie möglich nachzukommen.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Was möchtest du an der<br />
europäischen Asylpolitik verändern<br />
Isabelle Vandré: Die europäische Asylpolitik ist<br />
vor allem durch die Abschottung der europäischen<br />
Grenzen gekennzeichnet. Frontex versucht<br />
mit Waffen und allen möglichen technischen<br />
Mitteln, wie Wärmebildkameras, nicht<br />
nur Flüchtlinge zu überwachen, sondern sie<br />
aktiv daran zu hindern, europäisches Festland<br />
zu betreten. Damit haben die meisten Flüchtlinge<br />
also nicht einmal die Möglichkeit Asyl zu<br />
beantragen.<br />
In Europa angekommen greift die Drittstaatenregelung,<br />
die dazu führt, dass die Länder an den<br />
Außengrenzen Europas viel mehr Asylanträge<br />
bearbeiten müssen als Länder wie Deutschland<br />
und diese dann häufig damit überfordert sind.<br />
Das Resultat sind meist überfüllte Auffanglager,<br />
in denen Flüchtlinge unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen auf die Bearbeitung ihrer<br />
Asylgesuche warten. Ich finde, zuerst müssen<br />
Frontex und die Drittstaatenregelung abgeschafft<br />
werden. Das sind aber nur zwei der<br />
unzähligen wichtigen Forderungen auf dem<br />
Weg zu einer humanen europäischen Flüchtlingspolitik.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Wie nimmst du die Einstellung<br />
der Bürgerinnen und Bürger in Berlin und<br />
Brandenburg zum Thema Flüchtlinge wahr<br />
Isabelle Vandré: Sehr ambivalent. Es gibt eine<br />
Vielzahl aktiver Bürgerinnen und Bürger, die<br />
Flüchtlinge darin unterstützen in den Kiezen,<br />
Städten und Gemeinden anzukommen und<br />
damit auch Ressentiments bei dem Rest der<br />
Bevölkerung abbauen. Gleichzeitig gibt es Jene,<br />
die die Bestrebungen, Flüchtlingsunterkünfte zu<br />
errichten bewusst dafür nutzen, um rassistische<br />
Positionen zu verbreiten, Ängste bei der Bevölkerung<br />
schüren und damit jede konstruktive<br />
Debatte darüber, an welchem konkreten Ort die<br />
Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften sinnvoll<br />
wäre, torpedieren.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | word.potsdam: Kannst du<br />
zum Abschluss ein Paradebeispiel nennen,<br />
welches zeigt, was an der Flüchtlingspolitik<br />
falsch läuft<br />
Isabelle Vandré: Um Paradebeispiele zu finden,<br />
muss man nur die Bilder der Außengrenzen<br />
Europas angucken und sich die Berichte Geflüchteter<br />
anhören. Das ist erschreckend genug<br />
um vor Augen geführt zu bekommen, dass sich<br />
dringend etwas an der Flüchtlingspolitik ändern<br />
muss.<br />
zg, eg<br />
politik<br />
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