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Der zeigt gerade einen Bluescreen, anscheinend läuft er permanent. Ein Spalt in den zerrissenen Vorhängen lässt etwas Licht in das abgedunkelte Zimmer. Gerade genug, um auf dem Couchtisch in der Mitte losen Tabak und einige leere Chipstüten erkennen zu können. Als ich den hier sitzenden Bewohnern die Hand schütteln will, sinkt mein Fuß im Teppich ein – ein Loch im Holzfußboden darunter. Der fleckige Teppich ist wohl irgendwann einmal beige gewesen. ch werde in den Garten gelotst, der Weg führt durch eine zertrümmerte Glastür mit Holzrahmen und vorbei an einem weiteren Einkaufswagen. Links und rechts hat einiges Gerümpel seinen Platz an der Hauswand gefunden. Außerdem steht dort ein Tisch, dessen Pressholzplatte sich aufgrund von Feuchtigkeit unter der Last des Krempels durchgebogen hat. Auf der Unkraut überwucherten Rasenfläche steht ein Orangenbaum. Von ihm spannen sich voll gehängte Wäscheleinen zu mehreren Pfosten des heruntergekommenen Gartenzauns. Ein unvermeidlicher dritter Einkaufswagen, voll mit Wäsche, wird gerade von einem weiteren Bewohner des Hauses durch das Unkraut geschoben. Ich gehe über den schmalen Trampelpfad zur Sitzecke im hinteren Teil. Hier stehen noch ältere, noch weniger zusammengehörende Sofas auf einem Teppich mitten im Garten. Da es Sommer und die meiste Zeit über sehr heiß und trocken ist, mache ich mir keine Gedanken über Schimmel und lasse mich auf eine durchgesessene, braune Couch sinken. Eine Metallstange in der Lehne heißt mich willkommen. Da unsere Gastgeber gerade reingegangen sind, um Snacks und Drinks zu besorgen, bleibt uns etwas Zeit, unsere Eindrücke auszutauschen. Es wird mir von einem riesigen Geschirrberg in der Spüle der Küche berichtet, sowie von einem verdreckten Gasofen und heruntergefallenen und liegengelassenen Essensresten berichtet, was mich auch nicht weiter wundert. Über die Zahl der Bewohner herrscht Uneinigkeit. Wir fragen uns, ob überhaupt genug Betten vorhanden sind, für die wenigen Nächte die wir hier verbringen wollen. Als alle Bewohner sich dazusetzen, sind wir etwa fünfzehn Leute. Wir kuscheln uns auf den nicht ausreichenden Sitzgelegenheiten aneinander. Die übrigen Bewohner, zwei Straßenmusiker aus Deutschland und zwei Italiener, sind nicht anwesend, wird uns gesagt. Ich überschlage und komme auf vierzehn Bewohner, mit uns werden es für ein paar Tage zwanzig sein. Und ein Badezimmer. Für die paar Nächte wird es ausreichen. Ich lehne mich zurück, schließe die Augen und genieße den Schatten, den die in der leichten Brise knisternde, schwarze Plane über uns spendet. Ein Strahl Sonnenlicht, der durch ein halbherzig zugeklebtes Loch in der Plane auf mein Gesicht fällt, versucht mich zu ärgern, aber ich bin viel zu müde, um mich davon stören zu lassen. Zwei Monate später waren wir die Hauptmieter des shit holes, wie unsere Freunde das baufällige Haus liebevoll getauft hatten. Die Wohnungssuche hatte sich als aussichtslos herausgestellt, also hatten wir nach ein paar Wochen anfangen müssen, Miete zu bezahlen. Der Manager, ein Estländer, der sich zu der Zeit illegal in Australien aufgehalten hat, von dem niemand mehr wusste als seinen Spitznamen und dass er im Suff die Gartentür zertrümmert hatte, kam jeden Samstag zu Besuch, um die Miete einzusammeln. Diese fiel bei so vielen Bewohnern und dem Umstand, dass die Gemeinde plante, das Haus aufgrund von Unbewohnbarkeit bald abzureißen, äußerst niedrig aus. Das Haus offenbarte uns mit der Zeit weitere Facetten seines Verfalls: Zum Haustürschloss gab es keinen Schlüssel, was aber egal war, da man sowieso durch das Fenster daneben hätte einsteigen können. Des weiteren hatte das Dach einige Löcher und bei genug Regen gab es im Wohnzimmer einen steten Wasserstrahl, dem wir den größten der 6 aufgestellten Eimer widmeten. Außerdem besaßen wir mittlerweile unsere eigenen Schlamm bespritzten Arbeitsstiefel, da wir bei der gleichen Agentur, die ungelernte Arbeiter an Baustellen vermittelte, Arbeit gefunden hatten. 36 elsewhere.
kunst Noch ein paar Monate später sind wir dann in ein Apartment in der Nähe gezogen. Das Haus war mir bis dahin so ans Herz gewachsen, dass ich einen kleinen Stich verspürte, als ich Zeuge seines Abrisses wurde. Ich hätte nie damit gerechnet, jemals an so einem Ort zu landen und dort wohnhaft zu werden, aber man kann sich erwiesenermaßen an alles gewöhnen. Und Unerwartetes gehört für mich zum Dasein als Backpacker so dazu wie bei jedem Mal Flunkyball neue zerbrochene Scheiben im Hausflur. Phillip Willers kunst Fg arts in madagaskar Mein Name ist Frederic Griesbaum, ich bin 18 Jahre alt, Hobbyfotograf und seit Oktober Biologiestudent an der Humboldt Universität zu Berlin. Ich bin seit einigen Jahren fotografisch tätig, meine Fotos veröffentliche unter dem Pseudonym FG Arts auf Facebook. Anfangs habe ich fotografisch noch eher willkürlich herumprobiert, aber später dann den Fokus auf die Naturfotografie gelegt, mittlerweile mache ich auch Portraits von Menschen, grösstenteils Freunde und Bekannte. Diesen Sommer habe ich mir nun meinen Kindheitstraum, eine Reise nach Madagaskar, erfüllen können, dort sind auch die hier zu sehenden Fotos entstanden. Auf meiner 4-wöchigen Reise habe ich unter einheimischen Verhältnissen, aber auch in alten Hotels aus der französischen Kolonialzeit gelebt, ich habe die einzigartige Mentalität und Natur Madagaskars in <strong>50</strong>00 Fotos festzuhalten versucht. Madagaskar war eine französische Kolonie und ist seit 1960 autonom, die westliche Prägung und Infrastruktur von damals ist heute aber so gut wie verschwunden. Doch genau dieser Mangel an Struktur scheint die faszinierende Mentalität der Madagassen auszumachen jede Familie ist für sich selbst zuständig, dadurch kann keiner sein Unglück auf andere schieben. 37
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