abhängigkeit 2014 Potsdam 1,50 EUR
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Kavka: Ja, es war vor allem früher zur Zeit, als<br />
die CDs rauskamen, anders. Bands die vor 10<br />
Jahren rund <strong>50</strong>.000 Tonträger verkauft haben,<br />
die verkaufen jetzt vielleicht nur noch 5.000,<br />
aber die Konzerte, die sie spielen, sind immer<br />
größer geworden.<br />
Viele Bands, die ich kenne, die mit<br />
jedem Album in den Top 10 der<br />
Charts sind, zahlen sich 1.<strong>50</strong>0 Euro<br />
im Monat aus – ist jetzt nicht die<br />
Welt.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Du hast mal bei MTV gearbeitet.<br />
Wie denkst du über die Veränderung<br />
von damals zu heute, weil gerade Musik-Sender<br />
wie MTV jetzt im Pay-TV gezeigt werden <br />
Kavka: Ich selber kann es schon gar nicht mehr<br />
kieken, deswegen kenne ich MTV seit ein paar<br />
Jahren nur noch vom Hörensagen. Grundsätzlich<br />
sind sich alle Beteiligten darüber einig, dass<br />
Musikfernsehen in der klassischen Form nicht<br />
mehr existiert. Ich habe ’95 bei VIVA angefangen,<br />
da war ich bei VIVA2 und 2000 kam ich<br />
dann zu MTV. Das heißt, ich habe die richtig<br />
fetten Jahre des Musikfernsehens komplett miterlebt,<br />
aber eben auch den Niedergang.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Also würdest du schon<br />
sagen, dass MTV nicht mehr für ein klassischen<br />
Musiksender steht<br />
Kavka: Nein, schon lange nicht mehr. Es lief<br />
zwar anteilsmäßig noch viel Musik – vor allem<br />
Nachts -, aber tagsüber hat man vermehrt auf<br />
andere Formate gesetzt. Das hat vor allem den<br />
Grund, dass Quotenmessen dadurch besser<br />
möglich ist. Ein Musikvideo geht, sagen wir<br />
mal, drei Minuten. Entweder du findest den<br />
Clip gut oder schlecht. Wenn du ihn gut findest,<br />
schauste weiter, wenn du ihn nicht magst, dann<br />
schalteste weg.<br />
Deshalb hat man diese Dating-Formate oder<br />
Casting-Shows eingeführt, weil man ein halbstündiges<br />
Format hatte, welches die Leute von<br />
Anfang bis Ende geschaut haben und dadurch<br />
wurden mehr Zuschauer erfasst bezüglich der<br />
Einschalt-Quote.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Guckst du dir deine eigenen<br />
Sendungen selbst an<br />
Kavka: Das musste ich als Produzent in einer<br />
gewissen Art ja auch, wobei ich mir die Sendungen<br />
eher dahingehend angeschaut habe, ob die<br />
Beiträge inhaltlich stimmig waren. Wenn ich mit<br />
meiner Freundin zu Hause bin oder bei meinen<br />
Eltern und ich komme im Fernsehen, dann ist<br />
mir das immer hoch peinlich. Erst recht, wenn<br />
dann noch jemand im Raum ist. Ich glaube<br />
das kann niemand, außer derjenige ist extrem<br />
eitel. Es ist immer schräg und verwirrt einen ein<br />
wenig.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Wo siehst du deine persönliche<br />
Zukunft<br />
Kavka: Hmm. Es soll jetzt keine Koketterie sein,<br />
aber ehrlich gesagt mache ich mir darüber eher<br />
wenig Gedanken. Ich habe da keinen Masterplan.<br />
Ich weiß noch nicht einmal, was ich<br />
nächstes Jahr machen werde. Klar hat man immer<br />
irgendwelche Träume. Zum Beispiel, dass<br />
ich irgendwann mal die Sportschau moderiere,<br />
damit ich auch nochmal auf die Fußballschiene<br />
komme. Langweilig war mir in meinem Leben<br />
noch nie so wirklich und ich glaube auch, dass<br />
das weiter so bleiben wird und wenn ich gar<br />
kein Bock mehr auf den ganzen Scheiß habe,<br />
dann verticke ich mein ganzes Hab und Gut und<br />
wandere mit meiner Freundin irgendwo in eine<br />
Bambushütte am Meer aus.<br />
word.<strong>Potsdam</strong> | Markus Kavka, wir danken<br />
für das Interview.<br />
Kavka: Na aber, war mir ein Vergnügen.<br />
lh<br />
musik<br />
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