06.02.2015 Aufrufe

abhängigkeit 2014 Potsdam 1,50 EUR

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

politik<br />

deutschland<br />

was<br />

ist das schon <br />

„Die Aufarbeitung der Nazizeit ist für mich<br />

vielleicht das am meisten heimatliche, das ich<br />

Deutschland abgewinnen kann.“<br />

Menschen die in Deutschland geboren sind und<br />

schreiben, kommen nicht an der NS-Zeit vorbei.<br />

Es wäre sicherlich interessant zu berechnen,<br />

wie hoch sich der Papierstapel aus geistigen<br />

Teenie-Ergüssen empor schrauben würde,<br />

schichtete jemand dieselben übereinander.<br />

Auf keinen anderen Text wurde ich so oft angesprochen,<br />

wie auf die erste worse-Kolumne<br />

„Spielverderber! Spielverderber!“. Die einen<br />

fanden ihn, wie zu erwarten, zu verkrampft. Andere<br />

meinten, er sei zu weich, zu diplomatisch.<br />

Ein schriftlicher Kommentar auf ihn, wurde<br />

auf word.potsdam geteilt und viel gelobt. Ein<br />

Freund von mir, trotz anderer Meinung, hatte<br />

sich mehr Deutlichkeit in der ersten Kolumne<br />

gewünscht.<br />

Wie viel Deutlichkeit kann gegenüber Deutschland<br />

erwartet werden – gegenüber einer Identität,<br />

einer Heimat, einem Staat, einem Konzept,<br />

einem Feindbild, einer Idee, einem Ideal, einem<br />

begrenzten geografischem Raum. Wenig. Zu<br />

undeutlich sind Gefühle im allgemeinen, zu<br />

unübersehbar die, die Deutschland entgegengebracht<br />

werden. Was ist Deutschland denn<br />

schon<br />

Ein Staat, das ganz sicher. Der deutsche Staat<br />

existiert real. So seltsam diese Realität <strong>2014</strong><br />

auch anmuten mag. (Im Zeitalter von multinationalen<br />

Konzernen, multilateralen Organisationen<br />

und Konzepten wie der EU) Aber mehr als<br />

dieser real existierende Staat, ist Deutschland<br />

nicht. Oder doch Was definiert einen Deutschen<br />

Gibt es Deutsche Um den theoretischen<br />

Begriff einer Nation, eines Volkes, zu<br />

definieren, wird sich des öfteren verschiedener<br />

verbindender Faktoren bedient: die selbe Sprache,<br />

die selbe Kultur (von Kulinarischem, über<br />

Mode bis hin zu gleichen Traditionen), sowie<br />

ähnliche religiöse oder rituelle Bräuche.<br />

Um zu organisieren, um Politik zu machen,<br />

braucht es eine Form, und in diesem Fall, ist<br />

der Staat die Form. Ein Staat ist dem nach eine<br />

rein praktikable Lösung, um miteinander zu<br />

leben, so wie Deutschland. Hinzu kommt dann<br />

aber ideologische Unterfütterung. So seltsam<br />

diese Unterfütterung im Jahr <strong>2014</strong> auch anmuten<br />

mag. (Einer Zeit, weit nach den Anfängen<br />

der westlichen Aufklärung, nach dem ersten<br />

Weltkrieg vor hundert Jahren, indem die Nationalstaaten<br />

Europas gegeneinander „zu Felde<br />

zogen“) Eine nationale Ideologie bezeichnet<br />

einen Landstrich nicht nur als „bloßen Polit-Bezirk“,<br />

also als etwas rein praktisch-vernünftiges,<br />

sondern als ein Land. Mit Hoheitssymbolen wie<br />

dem Adler, der schwarz-rot-goldenen Flagge,<br />

dieser schrecklichen Hymne, die auch die Nazis<br />

sangen. Es ist so ungemein leicht, den praktischen<br />

Nutzen eines Staates in etwas überreales<br />

zu verklären: Eine „deutsche Identität“, von<br />

der viele reden, gerade Parteien des rechten<br />

Spektrums, wie die AfD. Die selbe Sprache, die<br />

zu schützen sei. Gleiche Essgewohnheiten, eine<br />

dominierende Religion, bestimmte deutsche<br />

Traditionen. Eine Nation sucht sich abzugrenzen,<br />

vom Rest der Welt, auch von den Nachbarn.<br />

40<br />

worse.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!