abhängigkeit 2014 Potsdam 1,50 EUR
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politik<br />
deutschland<br />
was<br />
ist das schon <br />
„Die Aufarbeitung der Nazizeit ist für mich<br />
vielleicht das am meisten heimatliche, das ich<br />
Deutschland abgewinnen kann.“<br />
Menschen die in Deutschland geboren sind und<br />
schreiben, kommen nicht an der NS-Zeit vorbei.<br />
Es wäre sicherlich interessant zu berechnen,<br />
wie hoch sich der Papierstapel aus geistigen<br />
Teenie-Ergüssen empor schrauben würde,<br />
schichtete jemand dieselben übereinander.<br />
Auf keinen anderen Text wurde ich so oft angesprochen,<br />
wie auf die erste worse-Kolumne<br />
„Spielverderber! Spielverderber!“. Die einen<br />
fanden ihn, wie zu erwarten, zu verkrampft. Andere<br />
meinten, er sei zu weich, zu diplomatisch.<br />
Ein schriftlicher Kommentar auf ihn, wurde<br />
auf word.potsdam geteilt und viel gelobt. Ein<br />
Freund von mir, trotz anderer Meinung, hatte<br />
sich mehr Deutlichkeit in der ersten Kolumne<br />
gewünscht.<br />
Wie viel Deutlichkeit kann gegenüber Deutschland<br />
erwartet werden – gegenüber einer Identität,<br />
einer Heimat, einem Staat, einem Konzept,<br />
einem Feindbild, einer Idee, einem Ideal, einem<br />
begrenzten geografischem Raum. Wenig. Zu<br />
undeutlich sind Gefühle im allgemeinen, zu<br />
unübersehbar die, die Deutschland entgegengebracht<br />
werden. Was ist Deutschland denn<br />
schon<br />
Ein Staat, das ganz sicher. Der deutsche Staat<br />
existiert real. So seltsam diese Realität <strong>2014</strong><br />
auch anmuten mag. (Im Zeitalter von multinationalen<br />
Konzernen, multilateralen Organisationen<br />
und Konzepten wie der EU) Aber mehr als<br />
dieser real existierende Staat, ist Deutschland<br />
nicht. Oder doch Was definiert einen Deutschen<br />
Gibt es Deutsche Um den theoretischen<br />
Begriff einer Nation, eines Volkes, zu<br />
definieren, wird sich des öfteren verschiedener<br />
verbindender Faktoren bedient: die selbe Sprache,<br />
die selbe Kultur (von Kulinarischem, über<br />
Mode bis hin zu gleichen Traditionen), sowie<br />
ähnliche religiöse oder rituelle Bräuche.<br />
Um zu organisieren, um Politik zu machen,<br />
braucht es eine Form, und in diesem Fall, ist<br />
der Staat die Form. Ein Staat ist dem nach eine<br />
rein praktikable Lösung, um miteinander zu<br />
leben, so wie Deutschland. Hinzu kommt dann<br />
aber ideologische Unterfütterung. So seltsam<br />
diese Unterfütterung im Jahr <strong>2014</strong> auch anmuten<br />
mag. (Einer Zeit, weit nach den Anfängen<br />
der westlichen Aufklärung, nach dem ersten<br />
Weltkrieg vor hundert Jahren, indem die Nationalstaaten<br />
Europas gegeneinander „zu Felde<br />
zogen“) Eine nationale Ideologie bezeichnet<br />
einen Landstrich nicht nur als „bloßen Polit-Bezirk“,<br />
also als etwas rein praktisch-vernünftiges,<br />
sondern als ein Land. Mit Hoheitssymbolen wie<br />
dem Adler, der schwarz-rot-goldenen Flagge,<br />
dieser schrecklichen Hymne, die auch die Nazis<br />
sangen. Es ist so ungemein leicht, den praktischen<br />
Nutzen eines Staates in etwas überreales<br />
zu verklären: Eine „deutsche Identität“, von<br />
der viele reden, gerade Parteien des rechten<br />
Spektrums, wie die AfD. Die selbe Sprache, die<br />
zu schützen sei. Gleiche Essgewohnheiten, eine<br />
dominierende Religion, bestimmte deutsche<br />
Traditionen. Eine Nation sucht sich abzugrenzen,<br />
vom Rest der Welt, auch von den Nachbarn.<br />
40<br />
worse.