AUFTRAG_280_150dpi_2.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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BLICK IN DIE GESCHICHTE<br />
„vernetzten Sicherheit“, doch in diesem<br />
Netz haben sich UN, NATO und<br />
Deutschland nach mehr als acht Jahren<br />
am Hindukusch offenbar heillos<br />
verheddert. Fakten, die ein Scheitern<br />
belegen, werden durch den unerschütterlichen<br />
Glauben an den Endsieg am<br />
Hindukusch übertüncht.<br />
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee<br />
„im Sinne einer parlamentarisch<br />
konsequent kontrollierten<br />
Armee“. Doch vor Jahren schon<br />
warnte General a. D. de Maizière „vor<br />
der Versuchung …, dass sich das Parlament<br />
auch in die operative Führung<br />
der Streitkräfte einschaltet.“ 28 Dass<br />
die Politiker aus eigener Einsicht hier<br />
widerstehen, erscheint eher unwahrscheinlich.<br />
Daher ist die oberste militärische<br />
Führung gefordert, den Anfängen<br />
zu wehren; ob sie dazu die<br />
Kraft und den Mut hat, bleibt abzuwarten.<br />
Am 11. November 2009 weilte<br />
mit Angela Merkel erstmals ein<br />
deutscher Regierungschef als Gast<br />
bei den Feiern zum Ende des Ersten<br />
Weltkriegs in Frankreich. In der<br />
Vorweihnachtszeit, am 7. Dezember<br />
2009, empfing die Kanzlerin – inzwischen<br />
zum vierten Mal – im Beisein<br />
der Bundesminister zu Guttenberg<br />
und de Maizière Angehörige von <strong>Soldaten</strong><br />
und Polizisten, die zurzeit im<br />
Auslandseinsatz sind, im Kanzleramt.<br />
„Ich werde kurz vor Weihnachten<br />
wieder das machen, was ich in jedem<br />
Jahr mache, nämlich eine Videoschaltung<br />
für alle Standorte. Damit kann<br />
ich als Bundeskanzlerin an jeden Ort<br />
– vom Kosovo bis nach Afghanistan,<br />
im Bereich von UNIFIL und am Horn<br />
von Afrika – alle auf einmal auf dem<br />
Bildschirm sehen, was die anderen so<br />
nicht können. Dann schalten wir in jeden<br />
Standort und lassen uns von dort<br />
berichten, wie die Lage vor Ort ist“.<br />
Ende März 2010 trat Generalleutnant<br />
Budde nach Erreichen der<br />
besonderen Altersgrenze als bisher<br />
längster amtierender Inspekteur des<br />
Heeres in den Ruhestand. Generalleutnant<br />
Werner Freers (* 1954), der<br />
Chef des Stabes im Führungsstab des<br />
Heeres und Hubschrauber-Pilot, wurde<br />
sein Nachfolger. 2002/2003 sammelte<br />
auch er u. a. als Kommandeur<br />
28 Entschieden für den Frieden 50 Jahre<br />
Bundeswehr Rombach Verlag S. 13<br />
der „Kabul Multinational Brigade“<br />
Erfahrung in Afghanistan.<br />
Im Frühjahr 2010 stand die Regierungschefin<br />
zweimal an den Särgen<br />
gefallener <strong>Soldaten</strong>: Am 9. April<br />
nahm sie – nach anfänglichem Zögern<br />
– erstmals an einer Trauerfeier für in<br />
Afghanistan gefallene <strong>Soldaten</strong> teil.<br />
Sie ehrte die am Karfreitag 2010 in<br />
Kunduz gefallenen drei <strong>Soldaten</strong> der<br />
3. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons<br />
373 29 in der evangelischen<br />
St. Lamberti-Kirche im niedersächsischen<br />
Selsingen. In ihrer Trauerrede<br />
sagte sie, sie respektiere jene, die<br />
Zweifel am Afghanistan-Einsatz hätten,<br />
gleichwohl wäre er unverzichtbar.<br />
Erstmals nahm sie auch das bislang<br />
verpönte „K-Wort“ in den Mund,<br />
nachdem zuvor ihr Verteidigungsminister<br />
zu Guttenberg bereits diesen<br />
verbalen Rubikon überschritten hatte:<br />
„Im Völkerrecht nennt man das,<br />
was in Afghanistan in weiten Teilen<br />
herrscht, einen nicht internationalen<br />
bewaffneten Konflikt. Die meisten<br />
Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong> nennen es<br />
Bürgerkrieg oder einfach nur Krieg.<br />
Und ich verstehe das gut“.<br />
Einen Tag später, am 10. April,<br />
besuchte sie mit Generalinspekteur<br />
29 Hauptfeldwebel Nils Bruns, Stabsgefreiter<br />
Robert Hartert und Hauptgefreiter<br />
Martin Kadir Augustyniak.<br />
Volker Wieker zum zweiten Mal nach<br />
2006 das Einsatzführungskommando<br />
(Bild 5) in Geltow bei Potsdam unter<br />
Generalleutnant Glatz. Bei ihrem Informationsbesuch<br />
erhielt die Kanzlerin<br />
ein aktuelles Lagebild über den<br />
Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.<br />
In einer Videokonferenz mit dem<br />
Kommandeur des Regionalkommandos<br />
Nord, Brigadegeneral Leidenberger,<br />
und dem Kommandeur des PRT<br />
Kunduz, Oberst Reinhard Zudrop sowie<br />
Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong>, die<br />
derzeit in Afghanistan Dienst leisten,<br />
Mit dem neuen Generalinspekteur General Volker Wieker (links) beim<br />
Befehlshaber des Einsatzführungskommandos GenLt Rainer Glatz (rechts)<br />
bekam die Kanzlerin aktuelle Eindrücke<br />
aus dem Einsatzgebiet. Bei der<br />
Pressekonferenz stellten sich Bundeskanzlerin<br />
und Befehlshaber den<br />
Fragen der Journalisten. Dabei sagte<br />
die Kanzlerin:<br />
„Die Bundesregierung hat und<br />
wird sich auch künftig weiterhin dafür<br />
einsetzen, dass die Soldatinnen und<br />
<strong>Soldaten</strong> alles erhalten, was für Ihren<br />
Einsatz und Ihre Sicherheit wichtig<br />
ist“.<br />
Frau Merkel versicherte, sie werde<br />
sich „solche Informationen, wie ich<br />
sie heute erhalten habe, kontinuierlich<br />
geben“ lassen. Die ausreichende<br />
Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte<br />
wäre der Schlüssel zum<br />
Verlassen des Landes der alliierten<br />
Truppen. Zu den öffentlichen Rat-<br />
42 <strong>AUFTRAG</strong> <strong>280</strong> • DEZEMBER 2010