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AUFTRAG_280_150dpi_2.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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SICHERHEITS- UND FRIEDENSETHIK<br />

mals der Begriff „Responsibility to<br />

Protect“ (R2P) geprägt wurde, wird<br />

die R2P (Schutzverantwortung vor<br />

Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen<br />

gegen die Menschlichkeit<br />

und ethnische Säuberungen) erst voraussichtlich<br />

in zwanzig Jahren Gegenstand<br />

des Völkerrechts. Die „Responsibility<br />

to Protect“ wurde zwar<br />

auf dem VN-Weltgipfel von 2005 feierlich<br />

erstmals in ein Dokument der<br />

Vereinten Nationen aufgenommen,<br />

gilt aber nicht uneingeschränkt, weil<br />

der Sicherheitsrat nach wie vor das<br />

letzte Wort in Sachen Gewaltanwendung<br />

hat. Das heißt im Klartext, die<br />

wirtschaftlichen Interessen einer Vetomacht<br />

siegen im Zweifelsfall über<br />

die Menschenrechte.<br />

Neue Bedrohungen<br />

Klaus Naumann verwies in seiner<br />

Stellungnahme auf die Bedrohung<br />

durch internationale, nichtstaatliche<br />

Akteure, die sich, wie al-Quaida<br />

an keinerlei Regeln halten. Diese Bedrohung<br />

stelle neue Anforderungen<br />

an die internationale <strong>Gemeinschaft</strong>.<br />

Ferner verwies der General, der auch<br />

Mitglied der „International Commission<br />

of Nuclear non Proliferation and<br />

Disarmament“ ist, auf die Gefahr der<br />

Führbarkeit von Atomkriegen, wenn<br />

es nicht gelänge, die Zahl der Atomwaffenbesitzer<br />

möglichst klein zu halten.<br />

Schlussbetrachtungen<br />

Die „<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><br />

<strong>Soldaten</strong>“ (GKS) hat sich mit ihrer<br />

„Erklärung zu Friedenseinsätzen<br />

deutscher Kräfte“ bereits seit 2004<br />

bei zuständigen Abgeordneten des<br />

Deutschen Bundestages für ein zielführendes,<br />

ressortübergreifendes Gesamtkonzept<br />

für die Friedenskonsolidierung<br />

in Afghanistan eingesetzt<br />

und schließlich Erfolg gehabt. Mit der<br />

Regierungserklärung vom 28.01.2010<br />

hat Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />

erstmals ein in sich schlüssiges,<br />

ausgewogenes Gesamtkonzept für den<br />

deutschen Afghanistaneinsatz vorgelegt.<br />

Die Initiative einzelner Mitglieder<br />

der GKS zur Verbesserung der<br />

unerträglichen Menschenrechtslage<br />

im Ost-Kongo hat dazu geführt, dass<br />

Bundestagsabgeordnete der CDU/<br />

CSU und der FDP-Bundestagsfraktion<br />

gemeinsam einen Antrag an die<br />

Bundesregierung stellen mit dem Ziel,<br />

eigene Maßnahmen und Initiativen im<br />

europäischen Rahmen zu ergreifen,<br />

die geeignet sind, die andauernden<br />

schweren systematischen Menschenrechtsverletzungen<br />

im Ost-Kongo besonders<br />

gegen Frauen und Kinder zu<br />

verhindern oder doch wenigstens zu<br />

mindern.<br />

Die fortschreitende Entwicklung<br />

der Vereinten Nationen zum Frieden<br />

spricht für die Auffassung des 2. Vatikanischen<br />

Konzils in der Konzilsschrift<br />

„Gaudium et spes“ („Die Kirche<br />

in der Welt von heute“), dass diese<br />

von Gott erschaffene Welt nicht in der<br />

Katastrophe sondern in ihrer positiven<br />

Bestimmung endet. „Das Paradies<br />

liegt nicht hinter uns sondern vor<br />

uns“ (Pierre Teilhard de Chardin). ❏<br />

Brahimi plus zehn<br />

Strategischer Durchbruch bei der<br />

Robustheit von VN-Friedensoperationen<br />

Interview mit General a.D. Dr. h.c. Klaus Naumann<br />

Anlässlich der Veranstaltung der „Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN)“ zum Thema<br />

„Brahimi plus 10“ in der bayerischen Vertretung beim Bund in Berlin am 6. September 2010 hat<br />

Major a.D. Klaus Liebetanz für den <strong>AUFTRAG</strong> das folgende Interview mit General a.D. Dr. h.c. Klaus<br />

Naumann, dem ehemaligen Generalinspekteur, Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses und Mitglied der<br />

Brahimi-Kommission geführt.<br />

<strong>AUFTRAG</strong>: Herr General, Sie<br />

wurden im Jahr 2000 vom damaligen<br />

Generalsekretär der Vereinten<br />

Nationen, Kofi Annan, in<br />

ein hochrangiges Expertengremium<br />

von acht Personen unter Leitung<br />

des ehemaligen algerischen<br />

Außenministers Lakhdar Brahimi<br />

berufen, um die im Jahr 1992<br />

von Boutros-Ghali der VN-Vollversammlung<br />

vorgelegte „Agenda for<br />

Peace“ auf ihre Realitätstauglichkeit<br />

zu überprüfen. Was waren die<br />

<strong>AUFTRAG</strong> <strong>280</strong> • DEZEMBER 2010<br />

wesentlichen Erkenntnisse dieser<br />

Untersuchung<br />

General Naumann: Die wesentliche<br />

Erkenntnis war, dass die Auflösung<br />

der Blöcke nach dem Kalten<br />

Krieg alte gefesselte Konflikte neu<br />

entfesselt hatte und demzufolge die in<br />

der erstarrten bipolaren Welt übliche<br />

Form des Blauhelm Einsatzes nach<br />

Kapitel VI der VN-Charta nicht mehr<br />

zeitgemäß war. Wir haben deshalb als<br />

Regelfall das robuste Mandat für VN-<br />

Missionen gefordert, das in der Regel<br />

einen Beschluss des Sicherheitsrates<br />

nach Kapitel VII voraussetzt. Wir<br />

hatten festzustellen, dass die Organisation<br />

des VN Hauptquartiers den<br />

Realitäten nicht entsprach und haben<br />

insbesondere eine Stärkung der<br />

Abteilung für Friedensoperationen<br />

gefordert. Auch verlangten die komplexen<br />

Lagen im früheren Jugoslawien<br />

und im Gebiet der Großen Seen<br />

in Afrika deutliche Veränderungen.<br />

Deshalb haben wir mehr und bessere<br />

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