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Winter/zima 2008/2009 - Pavelhaus

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Schicksal einer Zwangsarbeiterin<br />

Marija Lah mit 13 Jahren | Marija Lah, ko je bila stara 13 let<br />

Der Grundstein war somit gelegt. Im Anschluss<br />

daran suchte ich nach Literatur, die<br />

das wiedergab bzw. festigte, was mir meine<br />

Großmutter schilderte. Im Buch „Quellen zur<br />

Nationalsozialistischen Entnationalisierungspolitik<br />

in Slowenien 1941-1945“ von Dr. Tone<br />

Ferenc wurde ich fündig. Es enthält originale<br />

Dokumente der Nationalsozialisten, die<br />

für meine Arbeit ausschlaggebend waren. Besonders<br />

viel Literatur gibt es wahrhaftig nicht<br />

zu diesem Thema. In österreichischen Schulen<br />

wird darüber auch nicht unterrichtet. Ich<br />

denke, das liegt daran, dass die Bevölkerung<br />

darüber nicht informiert wurde und wird. Somit<br />

will ich ein wenig Aufklärungsarbeit leisten<br />

und anhand meiner Großmutter das Schicksal<br />

zigtausender SlowenInnen schildern.<br />

Ich möchte Ihnen kurz wiedergeben, was sich<br />

in Slowenien ab dem April des Jahres 1941 zugetragen<br />

hat und inwiefern dies das Schicksal<br />

meiner Großmutter prägte. Am 17. April<br />

des Jahres 1941 kapitulierte die jugoslawische<br />

Armee im Unternehmen „Strafgericht“, nachdem<br />

die deutschen Truppen in einem Blitzkrieg<br />

Jugoslawien besetzt hatten. Daraufhin<br />

wurde Slowenien unter den drei Ländern<br />

Deutschland, Italien und Ungarn aufgeteilt.<br />

Die deutsch besetzten Gebiete Kärnten, Krain<br />

und die Untersteiermark standen fortan<br />

jeweils unter einem Chef der Zivilverwaltung<br />

und waren zur formellen Eingliederung in das<br />

Großdeutsche Reich vorgesehen.<br />

Heinrich Himmler unterzeichnete in Maribor<br />

„Richtlinien für die Umsiedlung fremdvölkischer<br />

Elemente“. Er befahl, folgende Bevölkerungsgruppen<br />

aus der Heimat zu vertreiben<br />

bzw. zu deportieren:<br />

■■ die national sehr bewussten Slowenen (vor<br />

allem die slowenische Intelligenz),<br />

■■ die Zuwanderer aus der Zeit nach 1914,<br />

■■ die Grenzlandbevölkerung,<br />

■■ Personen, die dem nationalsozialistischen<br />

Bild aus „politischen, rassischen, erbgesundheitlichen“<br />

Gründen nicht entsprachen.<br />

Infolgedessen wurde ein Umsiedlungsstab errichtet,<br />

der die Aufgabe hatte, Umsiedlungen<br />

von Slowenen und „Windischen“, soweit dies<br />

„rassisch und politisch erforderlich“ schien,<br />

durchzuführen. Geplant war es, etwa 220.000<br />

bis 260.000 Slowenen zu enteignen und auszusiedeln.<br />

Ein Drittel der slowenischen Bevölkerung<br />

sollte somit vertrieben werden.<br />

Eines der größten Umsiedlungslager befand<br />

sich auf Schloss Rajhenburg. Die Deportationen<br />

begannen am 26. Mai 1941, zunächst<br />

nach Kroatien und Serbien, ab Herbst 1941<br />

wegen der Widerstandsbewegungen in diesen<br />

Ländern nach Niederschlesien und in den Sudetengau.<br />

Nach dem 18. Oktober wurden die<br />

weiteren Deportationen in neun deutsche Gebiete<br />

durchgeführt. Von dort aus sollten die<br />

Zwangsausgesiedelten auf ihre Ansiedlung im<br />

Osten warten. Die Nationalsozialisten konnten<br />

ihre Pläne nicht ganz ausführen: Insgesamt<br />

wurden ca. 62.000 Slowenen nach Serbien,<br />

Kroatien und ins Deutsche Reich deportiert.<br />

Adolf Hitler schrieb zwar in seinem Werk<br />

„Mein Kampf“, dass man das Land, aber<br />

nicht die Menschen germanisieren könne, in<br />

Slowenien jedoch wurden die Menschen und<br />

das Land germanisiert. Ziel war es, dass nach<br />

drei bis vier Jahren kein Mensch mehr in der<br />

Untersteiermark Slowenisch sprechen sollte.<br />

Kindergärten, Schulen und Jugendorganisationen<br />

wurde eine besondere Bedeutung bei<br />

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