Groove 35.pdf
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die Zeit während der langen Autofahrten mit<br />
seinem portablen Videorecorder und sah sich<br />
den einen oder anderen Western ( !!! ) an. Da<br />
Kevin Saunderson bislang einer der wenigen<br />
US-DJs gewesen ist. die nicht jede Woche in<br />
einem Club in deiner Nähe spielen. machte<br />
also auch ich mich erwartungsfroh auf den<br />
Weg ins St. Wendeier "Flash". In St. Wendel<br />
angekommen. wunderte ich mich sogleich.<br />
daß sämtliche Ampeln. Verkehrschilder etc.<br />
mit Strohballen abgesichert waren - "toll,<br />
eine Schutzmaßnahme für<br />
alkoholisierte Autofahrer", war<br />
aufgrund bisheriger St. Wendel<br />
Erfahrungen mein erster<br />
Gedanke. Das Rätsellöste sich jedoch<br />
schon am nächsten Tag . als ich müde blinzelnd<br />
nach meiner Fernbedienung tastete: ich<br />
geriet in eine TV-Übertragung eines Radrennens<br />
in und um St. Wendel. Alles sch1en SICh<br />
an diesem Wochenende um St. Wendel zu<br />
drehen. Irgendwie sollte aber der Wurm drin<br />
sein.<br />
Punkl1: Mein Diktiergerät hatte sich entladen.<br />
Batterien müssen her: also ab zur nächsten<br />
Tankstelle. welche ich ohne die freundliche<br />
Hilfe eines ortskundigen Scouts jedoch<br />
niemals gefunden hätte.<br />
Punkl2: Kevin Saunderson hatte sich<br />
auf dem Flug eine böse Erkältung zugezogen<br />
und versehneuzte während unseres ohnehin<br />
veröffentlicht. neben den Original-Versionen<br />
werden da teilweise auch Remixes dabei<br />
sem.<br />
Außerdem reaktiviert wird das Reese<br />
Project. die neue Single dürfte in den nächsten<br />
Monaten in den Regalen stehen. Als<br />
Sängerin wird wieder mal Rache! Kapp. die<br />
Stimme von 'The Color Of Love" und "Direct<br />
Me". gefeatured. Nachdem es lerztes Jahr<br />
diverse Remixes von 'The Color Of Love"<br />
gab. ist diesen Sommer wieder mal "Direct<br />
Me" dran. Britanniens DJ Sasha hat das Ding<br />
irgendwie Simple Minds-like in stadionkompatible<br />
Dimensionen aufgeblasen - eigentlich<br />
ekelhaft. aber andererseits hätte das<br />
vor zwei. drei Jahren auch noch jeder ganz<br />
toll gefunden. So gesteht Kevin Saunderson<br />
ganz offen. daß er damit nicht allzu viel<br />
anzufangen weiß: "Na ja. Sashas Mix ist<br />
eben etwas anders. um das mal so auszudrücken.<br />
Mir ist das zu Progressive Housemäßig.<br />
aber ich denke. daß er bei bestimmten<br />
Leuten bestens funktioniert. Was mir<br />
allerdings sehr gut gefallen hat. waren die<br />
letztjährigen Playboys-Remixes von 'The<br />
Color Of Love". die waren absolut baaad. Es<br />
ist aber schon seltsam. aus irgendeinem<br />
Grund kommen immer wieder Leute. die<br />
diese beiden Tracks remixen und wiederveröffentlichen<br />
wollen. Ich meine. mich ehrt<br />
das natürlich schon. Das zeigt. daß das<br />
anscheinend wirklich gute Songs sind."<br />
Der gute Song ist ja nicht unbedingt<br />
etwas. was im Techno- oder Heuse-Metier<br />
von übergeordneter Bedeutung ist. Welcher<br />
moderne Mensch serzt sich heute noch<br />
ernsthaft als LebenszieL den perfekten Pop<br />
Song schreiben zu wollen? Die 80er Jahre<br />
und Bands wie Orange Juice sind heute ja<br />
fast schon musikhistorisches Mittelalter. So<br />
gesehen ist Kevin Saunderson eigentlich<br />
_j<br />
hoffnungslos altmodisch. weil seine<br />
Vocai-Sachen meist viel zu sehr Pop<br />
sind. als daß sie ernsthaft für sich in<br />
Anspruch nehmen könnten. Soul zu<br />
sein (allenfalls im Sinne von Motown).<br />
wie dies ja bei im Grunde allen<br />
mit Gesang arbeitenden amerikanischen<br />
Heuse-Produzenten der Fall<br />
ist. Kevin Saunderson hat einfach<br />
immer die besseren Melodien. Im<br />
Falle von Inner City ging das Konzept.<br />
wenn man es mal rein kommerziell<br />
betrachtet dann auch auf -<br />
zumindest in Europa: "Der weitaus<br />
größte Teil der Inner City-Verkäufe geht<br />
auf das Konto von England und<br />
Deutschland. in den Staaten gingen gerade<br />
mal ein paar hunderttausend. Amerika<br />
war definitiv noch nicht so weit. bis heute<br />
hat sich dar an nicht viel geändert. R&B.<br />
Hip Hop und Mainstream-Pop beherrschen<br />
den Markt. Obwohl wir bei Inner City<br />
bewußt mit einem gewissen Pop-Appeal<br />
gearbeitet haben. ist nix passiert. Unsere<br />
damalige Plattenfirma wußte einfach nrcht<br />
damit umzugehen. die Promotion war ein<br />
\Vitz. Letztendlich mußten wir das meiste<br />
!elbst machen. Irgendwo war das Timing<br />
ituch etwas schwierig. da wir sozusagen am<br />
11nfang standen. So lieferten wir sowas wie<br />
Jen Blueprint für spätere US-Hits wie TechlOtronic.<br />
Black Box. Ce Ce Peniston. Crystal<br />
'!Vaters oder Robin S. Nach uns hatten in den<br />
)taaten also viele mit einem durchaus veroieichbaren<br />
Konzept immensen Erfolg. Tja.<br />
die haben eben die Früchte unserer Arbeit