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ZithaKlinik

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„Orgel gegen Windmühle“<br />

Bilder, Ultraschallbilder, Röntgenbilder, Endoskopiebilder,<br />

Computertomografie-, Szintigrafie-, Magnetresonanzbilder.<br />

Ohne diese Bilder könnten Ärzte nicht arbeiten. Herstellung,<br />

Interpretation und Deutung dieser Bilder obliegen<br />

ausschließlich dem Arzt und seinen Mitarbeitern. Er ist<br />

der Handelnde, der Behandler. Der Patient ist der Laie, der<br />

Behandelte, der passive Partner. Fasziniert oder in ängstlicher<br />

Erwartung schaut er auf die ihm unvertrauten Bilder.<br />

Die Ausschließlichkeit der medizinischen Bildersprache führt<br />

oft zu einem äußeren und inneren Verstummen des Patienten.<br />

Er erleidet seine Krankheitssituation, er gestaltet sie nicht. Die<br />

objektiv medizinisch-technischen Bilder bedürfen deshalb m.E.<br />

unbedingt der subjektiv-emotionalen Bilder des Patienten<br />

als Ergänzung, um diesen nicht noch sprachloser zu machen<br />

und zusätzlich zu schwächen in seinem Selbstwertgefühl<br />

und in seiner Kommunikationsfähigkeit. Der Patient, der<br />

hinter medizinischen Bildern verschwindet, taucht ab in<br />

seine eigenen Bilder. Taucht er auch auf in seinen eigenen<br />

Bildern? Stellen Sie sich vor, ein Arzt würde seinen Patienten<br />

Papier und Farben verschreiben!<br />

Unabhängig von der Schwere einer Krankheit führt der Verlust<br />

an Autonomie, Kontrolle und Orientierung in depressive<br />

Verstimmungen. Der Betroffene fällt in Sinnkrisen, er kennt<br />

sich selber nicht mehr, ist überfordert und antriebsschwach,<br />

soll aber in der Behandlung der Krankheit „mitmachen“.<br />

Um aus der Rolle des Behandelten in die Rolle des<br />

Mithandelnden hineinzuwachsen, reichen Aufforderungen<br />

und Durchhalteparolen alleine nicht aus. Der klinische Kontext<br />

müsste Rahmenbedingungen und Mittel bereitstellen, damit<br />

ein kranker Mensch seine eigenen Lebens-Bilder suchen,<br />

finden und gestalten kann. Denn die braucht er, um in seiner<br />

5<br />

Krankheit seelisch zu wachsen, um sein Leben neu zu ordnen,<br />

um einen Umgang mit seiner Verwundbarkeit zu finden, um<br />

Ressourcen zu aktivieren.<br />

Bilder der Maltherapie<br />

In einer Maltherapie geht es um Begegnung mit sich<br />

selber mit Hilfe gemalter Bilder. Dies ist ein prozesshaftes<br />

Geschehen, man/frau macht sich auf einen Weg, ohne<br />

zu wissen, wohin einen dieser Weg führt. Es geht in der<br />

Kunsttherapie nicht um das fertige Produkt, sondern um<br />

den Weg, die seelische Bewegung. Angst und Neugier<br />

sind ein Geschwisterpaar auf diesem Weg. „Ich kann nicht<br />

malen“ kann auch heißen: „Ich fürchte mich vor dem, was<br />

dabei rauskommt.“ Dieser schöpferische Weg soll aus einer<br />

Sackgasse oder aus Erstarrung hinausführen, Aufbruch aus<br />

nicht mehr tragfähigen Lebenssituationen ermöglichen. In der<br />

medizinischen Behandlung kommen die Veränderungen und<br />

Eingriffe von außen. In einer Maltherapie geht es um innere<br />

Veränderungen, um das Entdecken eigener Möglichkeiten,<br />

um die Lust am Experimentieren, um die Freude am Spiel<br />

mit Farben.<br />

Wenn ich in einer Einzelsitzung einem Patienten vorschlage,<br />

ein Bild zu malen, gebe ich ihm in der Regel kein Thema<br />

vor. Ich frage nach dem, was ihn im Moment existentiell<br />

bewegt und bitte ihn, die Situation oder das innere Bild, das<br />

„Energie, die aus der Klarheit kommt“

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